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Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Titel: Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
Autoren: Andrew Newberg
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denken. In diesem Zustand können negative Äußerungen herausrutschen, weil man nicht mehr die Kraft hat, sie abzustellen.
    Ein weiterer Grund kann darin bestehen, dass man in einer Familie mit schlechter Kommunikation aufgewachsen ist. Auch Krankheit und Alter können die neuronalen Sprach- und Emotionsschaltkreise beeinträchtigen und dazu führen, dass andere Menschen nur schwer mit unseren Äußerungen umgehen können.
    Natürlich sind Verärgerung und Gereiztheit in Gesprächen unvermeidlich, aber wenn es dazu kommt, muss man sich um die Folgen kümmern. Manchmal genügt eine einfache Entschuldigung, aber am besten geht man mit seinem emotionalen Fauxpas um, wenn man den Gesprächspartner fragt, wie er sich danach gefühlt hat. Schon dieses Interesse und das Signal, dass man sich seines Fehlers gewahr ist, können ausreichen, um Vertrauen und Respekt wiederherzustellen. Wenn Sie während dieses schwierigen Wortwechsels tief entspannt bleiben, können Sie Ihre Frustration und die Verärgerung Ihres Gesprächspartners diplomatischer und taktvoller behandeln.
    Das Sprechen verlernen
    Fast alle Forschungen auf dem Gebiet der Kommunikation scheinen zu bestätigen, dass wir die Kunst des Dialogs nur schlecht beherrschen. Und dennoch halten die meisten Leute sich für effektive Kommunikatoren. Wie kann das sein? Wieso sind sie sich ihrer eigenen Mängel so wenig bewusst? Die Neuropsychologie hat eine Erklärung dafür: die sogenannte Positivitätsverzerrung. 14 Wenn man sich für besser hält, als man ist, wirkt das neurologisch gesehen tatsächlich positiv! Wir gewinnen Selbstvertrauen und bleiben in schwierigen Situationen zuversichtlich. Ohne Positivitätsverzerrung geben wir schneller auf und versagen eher. Mit ihr können wir auch die emotionale Stabilität besser bewahren. Und der aktivste Teil des Gehirns ist dabei das anteriore Cingulatum, ein wichtiges Zentrum für die Erzeugung von Mitgefühl. 15
    Wie wir in den folgenden Kapiteln erklären werden, erreicht die Entwicklung unserer grundlegenden Sprachfähigkeiten im Alter von etwa zwölf Jahren ihren Höhepunkt. Das reicht, um uns durch die Grundschule zu bringen, aber die komplexeren Aspekte von Kommunikation und sozialem Bewusstsein werden von Hirnarealen gesteuert, die erst im Alter von Ende zwanzig oder Anfang dreißig voll in Betrieb gehen.
    Man kann das mit dem Fahrradfahren vergleichen. Wir lernen es als Kinder, aber wenn man ein wirklich guter Radfahrer werden möchte, muss man die schlechten Angewohnheiten, die man sich damals zugelegt hat, wieder verlernen und durch effizientere Techniken ersetzen. Als engagierter Fahrradfahrer muss man sich mit der Wirkungsweise von Gleichgewicht und Bewegung befassen und sich völlig in das Erlebnis des Radfahrens vertiefen. Und man muss üben, üben, üben.
    Das gilt auch für die Kommunikation. In der Grundschule und später in der weiterführenden Schule lernen wir die Grundlagen, aber für wirklich gute Kommunikationsfähigkeiten müssen viele schlechte Angewohnheiten wieder verlernt und durch fortgeschrittene Techniken wie empathisches Zuhören ersetzt werden. Man muss die Mechanik des Tonfalls studieren und lernen, Gesichtsausdrücke zu lesen, die den meisten Menschen entgehen. Man muss sich völlig in das Erlebnis des Sprechens und Zuhörens vertiefen, und man muss üben, üben, üben.
    Um die Kommunikationstechnik zu verbessern, sollte man also Folgendes tun:
    1.die Grenzen des eigenen Kommunikationsstils erkennen,
    2.alte, gewohnheitsmäßige Gesprächsmuster aufgeben,
    3.lange genug mit neuen Kommunikationsstrategien experimentieren, um neue neuronale Schaltkreise und Verhaltensweisen aufzubauen, und
    4.diese Strategien im Gespräch bewusst anwenden.
    Wie lange dauert es, bis sich die Nutzeffekte dieser neuen Kommunikationsstrategien zeigen? Nach unseren Daten weniger als eine Stunde. Wir konnten bei Versuchspersonen, die mit zwei oder drei Gesprächspartnern für jeweils zehn Minuten Mitfühlende Kommunikation geübt hatten, einen elfprozentigen Anstieg in sozialer Vertrautheit und Empathie feststellen. Das ist ein erstaunliches Ergebnis, und bis jetzt gibt es keine anderen Kommunikationsstrategien mit einem vergleichbaren Grad an Effektivität.
    Eine neue Kommunikationswissenschaft
    Im ersten Teil dieses Buches stellen wir die jüngsten Forschungsergebnisse zur Verarbeitung von Sprache, Sprechen und Zuhören durch das Gehirn vor. Wir erklären, wie die Sprache ein einzigartiges Gehirn aufbaut, wie
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