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Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Titel: Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
Autoren: Andrew Newberg
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mussten nichts anderes tun, als sich selbst distanziert zu betrachten.
    Als das Interesse an der Achtsamkeit immer weiter zunahm, begannen Forscherteams sich mit den neurologischen Zusammenhängen dieser ungewöhnlichen Denkmethode zu befassen. Sie beobachteten die Hirntätigkeit Hunderter Versuchspersonen, während diese verschiedene Entspannungs-, Stressabbau- und Meditationstechniken praktizierten, und erkannten eine Gemeinsamkeit. Achtsamkeit verstärkte nicht nur die Fähigkeit zur Kontrolle zerstörerischer Emotionen, sondern verbesserte auch die kognitiven Hirnfunktionen, besonders in den Hirnarealen für Sprache und soziales Bewusstsein.
    Unsere eigenen Hirnscan-Forschungen ergaben, dass die Strategien der Aufmerksamkeitstechnik möglicherweise die neuronalen Schaltkreise für Empathie, Mitgefühl und moralische Entscheidungen stärken, vielleicht sogar auch unsere Fähigkeit zur Beobachtung unseres eigenen Bewusstseins. Als wir die jüngsten Ergebnisse zur gemeinsamen Evolution von Sprache und Gehirn betrachteten, fiel uns auf, dass die Prinzipien der Aufmerksamkeitstechnik direkt auf das Gesprächsverhalten anwendbar waren.
    Kurze Redebeiträge und die»Dreißig-Sekunden-Regel«
    Die neurologischen Hintergründe von Sprache, Bewusstsein und Kommunikation führen zu vielen grundlegenden Fragen, deren Antworten sich hartnäckig der Definition entziehen. Zum Beispiel: Woher kommen beim Sprechen die Worte – aus dem Gehirn oder dem Geist? Und was ist mit Geist gemeint? Ist er nur eine Hervorbringung des Gehirns oder etwas anderes? Die Belege weisen darauf hin, dass Geist und Gehirn miteinander verbunden sind, aber es bleibt ein Rätsel, worin diese Verbindung besteht und wo sie ihren Sitz hat. Es scheint sogar, dass der Geist einen eigenen »Geist« hat und das Gehirn ebenso! Ähnliche Dilemmata entstehen, wenn wir das Wesen des Bewusstseins untersuchen wollen. Hypothesen gibt es genug, aber niemand weiß etwas Genaues.
    Dennoch haben wir einige Hinweise, die Licht auf das Verhältnis zwischen dem Gehirn, unserem Denken und der Fähigkeit zu effektiver Kommunikation werfen. So scheint zum Beispiel das Alltagsbewusstsein in einem Areal der Frontallappen lokalisiert zu sein, wo das Kurzzeit-»Arbeits«-Gedächtnis sitzt. Unser Gehirn speichert eine immense Informationsmenge im Langzeitgedächtnis, aber um eine bestimmte Aufgabe auszuführen, muss es die jeweils relevanten Informationen heraussuchen und ins Kurzzeitgedächtnis holen.
    Wie viel Information kann unser Bewusstsein im Arbeitsgedächtnis aufbewahren? Nur etwa vier »Blöcke«, und auch die nur für höchstens dreißig Sekunden (wir erklären das später noch ausführlicher). Dieses winzige Informationsstückchen, auf ein winziges Zeitfenster beschränkt, ist das, was wir für unsere Kommunikation benutzen. Diese Tatsache brachte uns dazu, die Prinzipien der Mitfühlenden Kommunikation grundlegend zu verändern: Wenn man anderen etwas mitteilt, sollte man sich, so wurde uns klar, immer auf eine Äußerung von zwanzig bis dreißig Sekunden beschränken. Selbst ein einfacher Satz kann schon mehr als vier Informationsblöcke enthalten.
    Die meisten Menschen wenden hier ein: »Aber ich brauche mehr Zeit, um zu erklären, was ich will!« Das kann zwar sein, doch wenn man mehrere Minuten lang redet, wird der Gesprächspartner sich nur an einen Bruchteil dessen erinnern, was man gesagt hat, und das ist vielleicht nicht der Teil, den Sie vor allem vermitteln wollten. Die Lösung? Eine kurze Äußerung, gefolgt von intensivem Zuhören, um sicherzugehen, dass der Gesprächspartner die wichtigen Punkte des Gesagten verstanden hat. Wenn ja, sehr schön: Sie können den nächsten Satz sprechen. Wenn nicht, ist es sinnlos – Sie können nicht auf etwas aufbauen, was der Gesprächspartner noch nicht mitbekommen hat.
    Im Geschäftsleben ist Zeit bekanntlich Geld und Kürze daher geschätzt. Einige Manager bestehen darauf, dass man wichtige Fragen und Aussagen auf einer Karteikarte notiert. Wenn man sie ausreichend komprimiert, dass sie auf eine solche Karte passen, kann man sie auch sehr kurz gefasst vortragen. Das ist auch eine gute Übung für das Gehirn. Wenn man einen Gedanken niederschreibt, zwingt es einen, sich folgerichtig, systematisch und genau auszudrücken.
    Wenn wir uns auf Äußerungen von höchstens dreißig Sekunden beschränken, passt das Gehirn sich dem schnell an, indem es irrelevante Informationen herausfiltert. Sich kurz zu fassen hat noch einen
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