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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger
Autoren: A. Lee Martinez
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Angaffen.«
    »Erst regst du dich auf, weil wir nicht bemerken, wie schön du bist«, sagte Gabel. »Und dann regst du dich auf, wenn wir es tun.«
    »Das klingt schon eher nach Frau.« Frank prustete. Er nahm sich eine Lammkeule, die am Tisch vorbeigetragen wurde, und weil er sehr groß war, selbst für einen Oger, protestierte niemand. »Du hast schon Recht, Gabel. Hier ist Rassismus am Werk.« Er biss die Hälfte der Keule ab und kaute laut knirschend. Er spuckte Stücke von Hammel und Knochen, während er sprach. »Wenn du glaubst, Orks hätten es schwer, dann versuch es mal als Oger.«
    Gabel beäugte die Fleischbrocken, die auf seinem Bier schwammen. Schulterzuckend trank er es aus. Es war nicht schlecht, obwohl er auf die Ogerspucke hätte verzichten können.
    Frank fuhr sich mit der dicken, schwarzen Zunge über seine dicken, grauen Zähne. »Weißt du, wie viele Oger Führungspositionen in der Legion haben? Keiner.«
    »Du glaubst doch sicher nicht, dass du eine Beförderung verdienst?« Regina kämpfte mit ihrem schimmernden, flachsblonden Haar. Sie wollte es wieder hochstecken.
    »Und warum nicht? Ich bin der ranghöchste Oger hier. Und wir sind hier in der Oger-Kompanie.«
    »Nur Oger können Oger befehligen? Willst du das damit sagen?«, fragte Regina.
    »Das klingt schon etwas rassistisch«, meinte Gabel.
    »Das ist es aber nicht.« Frank rülpste, und etwas segelte aus seiner Kehle, landete am anderen Ende des Raums und schlitterte in die Dunkelheit davon. »Es geht um die Veranschaulichung von Aufstiegsmöglichkeiten.«
    »Lasst uns uns doch einfach darauf einigen, dass wir alle verarscht werden.« Gabel seufzte.
    Sie schlugen ihre Becher aneinander.
    »Also, wer ist der Neue?«, fragte Frank.
    »Never Dead Ned.«
    »Ich dachte, den gäb’s nur im Märchen.«
    »Offenbar nicht.«
    Frank murrte. »Wie sollen wir bitteschön einen Typen umlegen, der nicht sterben kann?«
    Regina gab ihre Versuche auf und ließ ihr Haar wieder herabfallen. Ein narbenübersäter Soldat konnte sich nicht verkneifen, ihre wundervollen Locken anzustarren. Sie stand auf, ging hinüber, brach ihm die Nase und setzte sich wieder. »Er kann sterben.«
    »Bist du sicher?«, fragte Frank. »Ich meine, sein Name sagt doch alles. Erinnere dich an die ersten beiden Worte: Never Dead.«
    »Er ist ein Mensch.« Sie spuckte das Wort förmlich aus. »Alle Menschen sind sterblich. Folglich muss auch Ned sterblich sein.«
    »Nichts gegen deinen Syllogismus«, sagte Gabel, »aber ich habe mir seine Akte angesehen.«
    »Was ist ein Syllogismus?«, fragte Regina. Sie war in streitlustiger Stimmung und nicht bereit, eine Chance, sich beleidigt zu fühlen, auszulassen.
    »Ein Syllogismus ist das deduktive Schema eines förmlichen Arguments, das aus einer größeren und einer kleineren Prämisse und einem Fazit besteht.«
    Frank blinzelte Gabel skeptisch an. »Das hast du dir doch ausgedacht.«
    »Nein, habe ich nicht«, widersprach Gabel. »Das ist Basisphilosophie. Ich habe es in einem Buch gelesen.«
    »Lesen«, äffte Frank ihn nach. »Nicht sehr orkisch.« Gabel überhörte es.
    Reginas harte Augen glänzten. »Kein Mann, sterblich oder unsterblich, ist einer Amazone gewachsen. Er wird sterben. Wir werden einen Weg finden.«
    Die Offiziere kicherten gemeinsam.
    Gabel stand auf. »Ich geh mal besser. Der neue Kommandodeur kommt in fünfzehn Minuten an. Sein zuverlässiger Erster Offizier sollte da sein, um ihn zu begrüßen.«
    Darüber kicherten sie noch einmal gemeinsam. Als er gegangen war, bestellten die verbleibenden Offiziere noch eine Runde.
    »Syllogismus, genau. Ich bleibe dabei, er ist ein Kobold«, begann Regina wieder.
    Frank zuckte die Achseln. »Manche Leute kommen einfach nicht mit sich selbst klar.«
    »Arme Irre.«
    Dann schickte die Amazone einen Troll mit Schwung auf seinen Arsch, weil er es gewagt hatte, ihre Brüste mit seinem Blick zu streifen.
     
    Einem Roch ein Geschirr anzulegen und ihn als Transportmittel zu benutzen, war ein Experiment mit uneinheitlichen Ergebnissen innerhalb der Unmenschlichen Legion. Gabel hätte Titanenlibellen benutzt. Sie waren leichter zu zähmen, leichter zu fliegen und sogar etwas schneller. Aber diese hohen Tiere, wer zur Hölle auch immer für solche Dinge zuständig war, bevorzugten die majestätischen, reptilhaften Vögel mit ihrem schwingenden, roten und goldenen Gefieder, ihrem Furcht erregenden Kreischen. Und so war eine eigentlich vollkommen ausreichende Idee zur Hölle
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