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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger
Autoren: A. Lee Martinez
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gerade davon ab, etwas zu tun, was schließlich dazu führen konnte, dass er gefressen wurde. Bog war damit beschäftigt, Silberbarren zu wiegen. Yip blickte gerade lange genug von seiner Arbeit auf, um zu grinsen und zu kichern.
    »Pech gehabt, Ned.«
    »Hast du es schon gelesen?«, fragte Bog.
    Ned schüttelte den Kopf.
    »Es könnte was Gutes sein«, versuchte es der Schleimpilz.
    »Ich wette mit dir, das ist eine Versetzung zur Wyrm-Farm.« Yip ließ zwei Münzen zusammenklirren. »Den ganzen Tag bis zum Hals in Dreck und Mist. Und diese Wyrms stinken. Oh Mann, die stinken vielleicht!«
    Ned setzte sich, legte den Kopf auf den Tisch und seine Arme über den Kopf. Der böse Arm zerrte an seinen Haaren.
    »Bin ich froh, dass ich nicht du bin«, sagte Yip. »Tate will dich sehen.« Ned hatte nicht die Energie, sein Auge in Richtung von Yips Gesicht zu drehen, aber er hörte, wie der Ratling trocken schluckte. Schon fühlte sich Ned etwas besser.
    Bogs Augen bewegten sich in seinem transparenten Fleisch und flossen hin und her, um Ned aus leicht unterschiedlichen Blickwinkeln zu mustern. »Du solltest es lesen, bevor du anfängst, Panik zu machen.«
    »Ich mach keine Panik.«
    »Er bläst Trübsal«, sagte Yip.
    » Wahrscheinlich ist es nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst«, meinte Bog.
    »Wahrscheinlich schlimmer.« Ned hielt die blaue Schriftrolle auf seinem Schreibtisch fest, als könnte sie aufspringen und ihn angreifen. »Ich habe nicht sehr viel Vorstellungskraft.«
    »Gib sie mir.« Yip sprang von seinem Schreibtisch auf und schnappte nach der Schriftrolle. Ned hielt sie fest und sie begannen ein kurzes Tauziehen darum.
    »Jetzt gib mir das verdammte Ding schon!« Der Ratling schnappte nach Neds Hand und er ließ los.
    »Du wirst taub«, sagte Bog.
    »Blind«, korrigierte Ned.
    Mit den Tentakeln schob Bog seine Augen zurecht. »Ich schätze mal, das ergibt mehr Sinn.«
    Mit derselben furchtlosen Dummheit, die ihn schon bald zum Abendessen des Greifs werden ließe, entrollte Yip das unheilvolle Dokument. Sowohl Ned als auch Bog senkten die Köpfe (oder, im Fall des Schleimpilzes, die kopfartige Ausbuchtung) in der Erwartung von etwas Schrecklichem. Doch es gab keinen Blitz, keine Sturzflut kreischender Geister, keine alles verschlingende Schwärze, die auf das Büro niederschlug. Nicht einmal ein einziges schnatterndes Teufelchen oder einen Kälteeinbruch.
    »Und?«, fragte Bog. »Bist du blind?«
    Yip rollte das Dokument wieder zusammen und legte es auf den Tisch zurück. »Tut mir leid, Ned.«
    Ned öffnete die Rolle. »Sie haben mir ein Kommando gegeben.«
    »Ist doch gar nicht übel«, sagte Bog mit geheucheltem Enthusiasmus.
    »Es ist die Oger-Kompanie.«
    Stille senkte sich herab, eine Stille, die alles dermaßen ausfüllte, dass sogar die zugigen Korridore aufhörten zu pfeifen. Bog wusste nicht, wohin er blicken sollte, deshalb löste er das Problem, indem er seine Augen herausnahm und sie in eine Schublade steckte.
    »Pech gehabt, Ned.« Yip schlenderte mit hochgezogenen Augenbrauen aus dem Büro, auf seinem Weg in den Magen eines Monsters hielt er an der Tür kurz inne. »Bin ich froh, dass ich nicht du bin.«
    Gabel, der Ork, knallte seinen Becher auf den Tisch. »Ich sage euch, es ist Rassismus. Das ist es!«
    Regina knallte ihren eigenen Becher doppelt so hart auf den Tisch, weil es der Grundsatz der Amazonen war, alles doppelt so gut zu machen wie jedes männliche Wesen. »Die Legion hat nichts gegen Orks. Verdammt, sie wurde auf ihnen aufgebaut!«
    Gabel blieb unnachgiebig. »Klar wurde sie das. Wütende, heißblütige, murrende Ork-Idioten. Aber leg ein bisschen Intelligenz an den Tag, bade regelmäßig, vermeide Partizipien mit falschem Bezug, und plötzlich bist du nicht mehr Ork genug.«
    »Das ist lächerlich.« Frank, der Oger, knallte ebenfalls mit seinem Becher, weil man das offenbar so tat.
    »Ach ja?« Gabel beugte sich vor und flüsterte, damit es keiner seiner Ork-Kollegen im Pub mithören konnte. »Mein ganzes Leben lang musste ich mich damit herumschlagen. Hast du eigentlich eine Ahnung, bei wie vielen Beförderungen ich übergangen wurde? Dabei kann jeder grummelnde, missgebildete, sabbernde Schwachkopf die Karriereleiter hinaufsteigen.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass du klein bist«, sagte Regina.
    »Kobold-klein«, pflichtete Frank ihr bei.
     
    Gabel starrte kläglich in seinen Becher und nahm einen weiteren Schluck. »Trotzdem Rassismus. Ist nicht meine Schuld, dass
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