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Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen

Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen

Titel: Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen
Autoren: Thomas Brezina
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Einen Schock, der sie völlig verändert hat. Sie wußte, daß sie am Tod ihres Mannes Mitschuld trug, und deshalb begann sich ihre Persönlichkeit zu spalten. Sie wurde zu einer trauernden Witwe, die ihr Haus in eine schwarze Gruft verwandelte und sich eine Lügengeschichte zurechtlegte. Die Geschichte vom Sturm und dem ungewarteten Leuchtturm. Und ihr ewiges Warten auf den Sarg mit dem Leichnam des Ertrunkenen war nur dazu gut, diese Lüge zu untermauern, vor allem sich selbst gegenüber. Onkel Pierre ist auf einem kleinen Friedhof hier auf der Insel begraben!
    Ich habe vorhin die Spaltung ihrer Persönlichkeit erwähnt. Poppis Vater hat mir das genau erklärt. Sie hatte so große Schuldgefühle, daß sie begann, ihren Mann weiterleben zu lassen. Sie spielte, sie wäre er, und hat seine Versuche fortgesetzt. Leider sind einige außer Kontrolle geraten. Später redete sie sich dann ein, nicht Pierre zu sein, sondern sein Geist, der aus dem Jenseits zurückgekehrt war, um sich zu rächen. Deshalb hat sie heute alle Tiere ausgelassen und über die Bojen zu den Stranden gelenkt. Wir haben das Schlimmste verhindert, es wurde niemand verletzt!“
    Virginie mußte Lilos Erzählung erst verdauen. „Aber . aber warum hat der Anwalt von Virginies Vater das nicht herausgefunden?“ fragte Poppi. „Von Pierres Tod hat doch niemand erfahren“, erklärte Lieselotte. „Virginies Vater trug dem Anwalt auf, nach Mauritius zu kommen und den
    Tresor zu versenken. Als Bewacher fielen ihm die schrecklichen Tiere ein, die seine Schwester und sein Schwager züchteten, um sie einmal als lebendige Waffen zu verkaufen. Der Anwalt hat diesen Auftrag mit Pierres Witwe abgewickelt, aber nur schriftlich.“
    Dominik fehlte noch immer der Durchblick: „Aber wozu das alles? Der Tresor war doch leer, und in der Flasche war nur ein Zettel, auf dem stand: Gier führt Euch nicht ans Ziel!“
    Virginie hob den Kopf und lächelte zum ersten Mal. „Papa hat das alles gemacht, um meine Brüder mit ihren eigenen Waffen, ihren schlechten Eigenschaften und Neigungen zu schlagen. Ihnen war nur der Tresor wichtig, und die Tatsache, daß er von Teufelsrochen bewacht wurde, hat die Sache für sie noch aufregender gemacht. Es tut mir leid, daß ihr in die Geschichte hineingezogen wurdet und . und ich euch nicht mehr warnen konnte, weil ich kein Telefon habe. Ihr wolltet mir helfen und hattet es schon getan. Es ging alles so schnell, und deshalb habe ich erst in der vergangenen Nacht begriffen, was mein Vater mit seinen Worten über Erinnerung gemeint hat!“
    Poppi unterbrach Virginie und verkündete: „Und ich weiß das jetzt auch! Leider ist es auch mir zu spät eingefallen. Virginie, du bist reich, sehr reich, stimmt’s? Und wenn deine Brüder nicht so habgierig gewesen wären, hätten auch sie entdeckt, was dein Vater euch wirklich hinterlassen hat.“ Virginie nickte. „Ja, Poppi, so ist es!“
    Axel wurde unruhig. „Kann mir bitte einer sagen, wovon hier die Rede ist?“
    Virginie zog den Briefumschlag aus der Tasche, der im Banksafe gelegen war und den sie nun in einer Plastikhülle aufbewahrte. Sie reichte ihn dem Jungen. „Schau doch ... fällt dir nichts auf?“
    „Doch, dein Vater muß verwirrt gewesen sein. Warum klebt er drei Briefmarken auf einen Umschlag, den er gar
    nicht abschickt?“
    Lilo betrachtete sie genauer und riß den Mund auf. „Das ... das gibt es doch nicht ... die Marken ... Virginie ... Das sind zwei blaue und eine rote Mauritius! Die wertvollsten Briefmarken der Welt! Es gibt von jeder nur mehr zehn Stück ... sie sind 150 Jahre alt!“
    Dominik wußte einiges über die Geschichte der Marken: „Ja, sie wurden damals gemacht, weil eine Lady von Mauritius aus Einladungen für einen Ball versenden wollte. Bei der Herstellung unterlief ein Fehler. Statt den Worten ,Post Paid’, also ,Porto bezahlt’, hat der Graveur die Worte ,Post Office’, ,Postamt’, auf die Druckplatte geritzt. Die Marken wurden trotzdem gedruckt und verwendet. Der Fehler hat sie zu einer Rarität gemacht. Jede einzelne ist Millionen wert!“
    „Ganz schön riskant. Ihr hättet den Umschlag ja auch wegwerfen können!“ meinte Axel.
    „Was . was wirst du jetzt tun, Virginie?“ fragte Poppi. Die Blinde lächelte und sagte leise und verschämt: „Ich . ich werde auf der Insel bleiben und mich um Tante MarieLouise im Sanatorium kümmern . Jaja, ich bleibe auf jeden Fall da .“
    „Ganz allein?“ Lieselotte wiegte mitleidig den Kopf. Virginia
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