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Die Knickerbocker Bande 29 - Der eiskalte Troll

Die Knickerbocker Bande 29 - Der eiskalte Troll

Titel: Die Knickerbocker Bande 29 - Der eiskalte Troll
Autoren: Thomas Brezina
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diese Art immer näher an das Haus heran. Von drinnen drangen durch das zerbrochene Fenster Stimmen zu ihnen. Eine Frau jammerte und flehte kläglich. Eine sehr tiefe Männerstimme redete abgehackt und schien jedes Wort aus dem Mund zu spucken. Obwohl sie noch mindestens zehn Schritte von dem rotgestrichenen Bauernhaus entfernt waren, konnten die Junior-Detektive die schaurigen Ereignisse beobachten.

Im schwachen Licht der Kerzen eines Deckenleuchters sahen sie Frau Gustavson. Sie saß in einem Schaukelstuhl vor dem offenen Kamin und hielt ihr Strickzeug an die Brust gepreßt. Hinter ihr stand hoch aufgerichtet ein bulliger Mann mit langem, verfilztem roten Haar und einem buschigen Bart, der fast sein ganzes Gesicht verdeckte. Er hatte der Frau ein langes Küchenmesser an die Kehle gesetzt. Björn übersetzte für die vier Freunde, was Eric mit seiner Mutter redete.
    „Ich bin zurück und will es endlich wissen!“ zischte der mißratene Sohn.
    Seine Mutter war so geschockt, daß sie keine Antwort heraus brachte.
    „Erzähle mir noch einmal... wie Vater es immer getan hat... erzähle mir die Geschichte vom Eiskalten Troll!“ forderte Eric sie auf.
    Axel, Lilo, Poppi und Dominik warfen einander ratlose Blicke zu. Der Mann schien durchzudrehen. Wieso bedrohte er seine Mutter, wenn er ein Märchen hören wollte?
    Axel deutete mit dem Kopf auf das Haus und flüsterte: „Sollen wir nicht hinein und die Frau befreien?“
    Lilo tippte sich mit dem Finger an die Stirn. „Du spinnst ja! Du bist nicht der Terminator. Eine falsche Bewegung, und dieser Wahnsinnige schneidet seiner eigenen Mutter die Kehle durch. Wir bleiben hier und warten ab. Falls er der Frau was tut... dann... dann... greifen wir ein... Aber ich weiß auch nicht, wie!“
    Axel triumphierte. Selbst Lilo hatte die Weisheit nicht mit dem Löffel gefuttert.
    In der Zwischenzeit begann Frau Gustavson zu sprechen. Sie redete langsam und so, als würde sie die Geschichte einem kleinen Kind in seinem Gitterbett erzählen.
    „Es war einmal ein Troll, der war einsam und allein. Er dachte, daß ihn keiner liebhabe, weder seine Mutter noch sein Vater, noch seine Geschwister. Er wollte immer etwas Besonderes sein, aber er fühlte sich mit seinem grünen Haar und seinen roten Augen wie ein gewöhnlicher Troll. Doch es gab ein Trollmädchen mit blauem Haar, das mochte ihn sehr. Für dieses Mädchen war der Troll etwas Besonderes, und es sagte ihm das in einer lauen Mittsommernacht, als die Sonne auch in der Nacht das Land erhellte. Der Troll wollte dem Mädchen nicht glauben und ging fort, um sein Glück im hohen Norden zu versuchen. Aber welches Glück meinte er?
    Viele Jahre lang wanderte der Troll über die Berge und fuhr auf Schiffen als blinder Passagier von Fjord zu Fjord . Eines Tages entdeckte er in einem Berg eine Höhle aus Eis, und als er sie erforschte, fand er das große Glück. Doch wie sollte er es von hier fortbringen? Seine Gedanken waren nur noch von dem Wunsch nach Reichtum und Geld erfüllt, aber der Schatz war aus der Höhle nicht zu entfernen. Und als er in der Höhle aus Eis stand, geschah mit ihm eine geheimnisvolle Veränderung. Er selbst erstarrte nach und nach zu Eis. Zuerst waren seine Beine steif gefroren, dann sein Bauch und später seine Arme. Als schließlich auch sein Kopf zu Eis erstarrte, verwandelten sich seine Augen in Rubine, so groß wie Möweneier.“
    Frau Gustavson machte eine kurze Pause. Sofort drückte ihr Eric wieder das Messer an die Kehle. Er zischte etwas, das „Weiter!“ heißen mußte. Mit gebrochener, fast weinerlicher Stimme setzte die Frau fort.
    „Was der Troll nicht wußte, war, daß ihm sein Trollmädchen gefolgt war. Es suchte und suchte nach ihm, und endlich kam es ihm auf die Spur. Es entdeckte den Eiskalten Troll mit den Augen aus Rubinen in der Höhle und umarmte ihn. Dabei begann es heftig zu schluchzen, und als seine Tränen auf das Eis fielen, passierte das nächste Wunder. Der Troll konnte sich aus seiner eisigen Haut befreien und sein Mädchen in die Arme nehmen. Seine eiskalte Hülle mit den Rubinaugen aber blieb in der Höhle stehen. Jetzt endlich erkannte der Troll, daß nicht Reichtum, Geld und Edelsteine ihn zu etwas Besonderem machten. Er war immer schon etwas Besonderes gewesen. Wäre ihm sonst sein Mädchen
    = Meeresbucht in Norwegen

so weit gefolgt? Die beiden verließen die Höhle und kehrten in den wärmeren Süden zurück, wo sie glücklich lebten. Doch in der Eishöhle steht bis zum
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