Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
zunächst ein cleveres Spiel ausgedacht, bei dem sie veranlasst wurde, eine Reihe von törichten Dingen zu tun, die sie selbst in eine ungünstige Position bringen mussten. Aber sie haben das Spiel zu weit getrieben. Ich wurde um Rat gefragt. Ich habe den Ratschlag erteilt, die Polizei einzuschalten. Da hat das Mädchen die Nerven verloren und ein Geständnis abgelegt. Das heißt, es hat die Dinge gestanden, die es selbst getan hat. Aber ich vermute, dass es zu Nigel gegangen ist und ihn gedrängt hat, die Sache mit dem Rucksack zuzugeben, und auch, dass er Tinte über die Arbeit einer Mitstudentin geschüttet hatte. Weder Nigel noch seine Komplizin konnten es sich erlauben, dass die Aufmerksamkeit auf den Rucksack gelenkt wurde – ihr ganzes Unternehmen wäre damit gefährdet gewesen. Außerdem besaß Celia, das ahnungslose Mädchen, ein anderes Stück gefährlicher Information, das sie an dem Abend enthüllt hat, als ich dort zu Gast war: Sie wusste, wer Nigel wirklich war.«
    »Aber ich nehme an…« Mr Endicott runzelte die Stirn.
    »Nigel hatte sich inzwischen von einer Welt in eine andere begeben. Wenn er frühere Freunde traf, wussten die vielleicht, dass er sich jetzt Chapman nannte, aber sie wussten nicht, was er tat. In dem Studentenheim wusste niemand, dass sein wirklicher Name Stanley war – aber dann hat Celia plötzlich verraten, dass sie ihn unter beiden Namen kannte. Sie wusste auch, dass Valerie Hobhouse zumindest bei einer Gelegenheit mit einem falschem Pass ins Ausland gereist war. Sie wusste zu viel. Am nächsten Abend ging sie los, um sich mit Nigel zu treffen. Er hat ihr Morphium in den Kaffee getan oder was sie sonst getrunken haben mögen. Sie starb später im Schlaf, und alles wurde so arrangiert, dass es nach Selbstmord aussah.«
    Mr Endicott rührte sich. Ein Ausdruck tiefen Kummers überzog sein Gesicht. Er murmelte irgendetwas vor sich hin.
    »Aber das war noch nicht das Ende«, sagte Poirot. »Die Frau, der die Kette von Studentenwohnheimen und Studentenclubs gehörte, starb bald darauf unter verdächtigen Umständen, und dann kam schließlich das grausamste und herzloseste Verbrechen: Patricia Lane, ein Mädchen, das Nigel treu ergeben war und das er wirklich gemocht hat, mischte sich unwissentlich in seine Angelegenheiten und bestand darüber hinaus darauf, er solle sich mit seinem Vater versöhnen, bevor dieser starb. Er hat ihr eine ganze Serie von Lügen aufgetischt, aber er musste erkennen, dass sie starrköpfig genug sein würde, am Ende einen zweiten Brief zu schreiben, nachdem er den ersten vernichtet hatte. Ich glaube, mein Freund, dass Sie mir sagen können, warum das für ihn so fatal gewesen wäre.«
    Mr Endicott erhob sich. Er ging quer durch den Raum zu einem Safe, schloss ihn auf und kam mit einem Briefumschlag zurück. Das rote Siegel auf der Rückseite war aufgebrochen. Mr Endicott entnahm dem Umschlag zwei Briefe und legte sie vor Poirot auf den Tisch.
    Lieber Endicott,
    du wirst dies erst öffnen, wenn ich tot bin. Ich möchte, dass du meinen Sohn Nigel suchst und feststellst, ob er sich irgendwelcher Verbrechen schuldig gemacht hat.
    Die Dinge, die ich dir jetzt mitteile, sind nur mir allein bekannt. Nigel hatte schon immer durch und durch unbefriedigende Ch a raktereigenschaften. Zwei Mal habe ich herausgefunden, dass er meine Schecks gefälscht hat. Ich habe jedes Mal die Unterschrift anerkannt, aber ihn gewarnt, dass ich das nicht wieder tun sollte. Bei einem dritten Fall hat er die Unterschrift seiner Mutter g e fälscht. Sie hat ihn zur Rede gestellt. Er hat sie gebeten, Stil l schweigen zu bewahren. Sie hat sich geweigert. Sie und ich hatten über ihn gesprochen und sie sagte ihm klipp und klar, dass sie mich einweihen würde. Daraufhin verabreichte er ihr mit ihrem Schlafmittel für die Nacht eine Überdosis. Aber bevor diese g e wirkt hat, war sie noch bei mir im Zimmer und hat mir die ga n ze Angelegenheit erzählt. Als sie am nächsten Morgen tot aufg e funden wurde, wusste ich, wer dafür verantwortlich war.
    Ich habe Nigel zur Rede gestellt und ihm gesagt, dass ich bea b sichtigte, reinen Tisch zu machen und alle Fakten der Polizei zu übergeben. Er bat mich verzweifelt, das nicht zu tun. Was hätten Sie getan, Endicott? Ich habe keine Illusionen über meinen Sohn, ich kenne ihn, weiß, wie er ist, einer dieser gefährlichen Außense i ter, die weder Gewissen noch Mitleid kennen. Ich hatte keinen Grund, ihn zu retten. Aber der Gedanke an meine geliebte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher