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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition)
Autoren: Roman Rausch
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Verfahren Beteiligte verdiente gut daran. Ankläger, Richter und Zeugen wurden für ihre Arbeit aus dem Vermögen des Angeklagten entschädigt. Einer der großen Nutznießer soll der Wirt des Gasthauses Stern gewesen sein, der die Verpflegung übernahm. Das Personal des Geistlichen Gerichts unter der Leitung des Generalvikars Dr. Riedner wird dort wohl auch gegessen und getrunken haben, was in Zeiten von allgemeiner Hungersnot nicht zu unterschätzen war. Die Kosten gingen zu Lasten des Angeklagten und wurden aus seinen Pfründen bestritten.

    Der Ablauf eines Hexenprozesses gegen einen Geistlichen war gleichsam banal und kompliziert.
    Es ist ein vereinheitlichtes Urteil überliefert    [4] , in dem nur noch der Name des Beschuldigten eingetragen werden musste. Der Rest war wortgetreu gleich, die Urteilsbegründung ein und dieselbe. Das bedeutet, dass nicht der Inhalt des erpressten Geständnisses entscheidend war, sondern das Geständnis an sich; egal, wie abstrus die erpressten Geständnisse waren.
    Auch der normale Bürger sagte nach der Folter aus, was die Kommissare hören wollten, und war es noch so unsinnig.
    Michael Kunze hat in seinem Prozessbericht Straße ins Feuer derlei erpresste Geständnisse aufgeführt. Darin heißt es u.a.: «[Der Angeklagte] hat allein hundert junge Kinder und zehn alte Leut mit greulicher Zauberei erkrümmt und erbärmlich umgebracht. […] Zehnmal Kirchenraub begangen, vierzigundvier Personen gewalttätig mit eigener Hand ermordet, achtmalen den Leuten Haus und Städel angezündt …»

    Andererseits gliedert sich der Ablauf der Degradation (Laisierung) eines Geistlichen in verschiedene Phasen. Hier ist nur auf den letzten Teil – die Wegnahme aller kirchlichen Würden – eingegangen worden.

    Der Grund für das Ende der Prozesse soll in einem «Mandatum inhibitorum»    [5] des Reichskammergerichtes in Speyer zu sehen sein.
    Die Prozesse hinterließen geständige Geistliche, aber auch welche, die aller Folter widerstanden und beharrlich auf ihre Unschuld verwiesen. Nach ihrer Freilassung wurden sie nicht immer von ihrem Stift wiederaufgenommen ( Irgendetwas sei an den Anschuldigungen schon dran gewesen, sonst wäre man ja nicht angeklagt worden ).

    Laut den mehr oder minder vollständigen Verzeichnissen, die die Jahrhunderte überdauerten, verteilen sich die hingerichteten Kleriker auf die jeweiligen Stifte folgendermaßen:
    Zehn aus dem Domstift, einundzwanzig aus Stift Haug, zwölf aus Stift Neumünster und drei aus St. Burkhard.

    Im Epilog wird Bezug auf einen Brief genommen, den der Kanzler, Dr. Johannes Brandt, tatsächlich an einen (ungenannten) Freund geschrieben hat. Der Inhalt weicht an einigen Stellen vom Original ab.
    Der Brief schildert aus einer anderen, privaten Sicht die damaligen Vorgänge und auch die Zweifel eines hohen Beamten an den Hexenprozessen, obwohl er sie in seiner Funktion und Position lange unterstützt und gefördert haben muss. (Der Brief ist im Anhang zu finden.)
    In dieser Hinsicht ging es Dr. Brandt vermutlich nicht anders als dem erleuchteten Fürsten Julius Echter, der so viel Gutes für Stadt und Land auf den Weg gebracht hat, aber eben auch davon überzeugt war, dass Hexen und Teufel tatsächlich existierten.

    Schließlich spreche ich meinen Dank für die Unterstützung bei der Recherche dem Bistumshistoriker Erik Soder von Gueldenstubbe aus. Er hat sich mehr als bemüht, mich auf den richtigen Weg zu bringen. Ich befürchte, ich konnte seinem weisen Rat nicht immer folgen.
    Des Weiteren möchte ich Prof. Dr. Harald Schwillus danken. Seine Arbeit Kleriker im Hexenprozess war Grundlage und gleichzeitig Wegweiser meines Romans. Ebenso der zuvor genannte Aufsatz von Elmar Weiß.
    Wer sich einen fundierten Überblick zu den Würzburger Klerikerprozessen verschaffen will, ist mit den beiden Werken gut bedient.

[zur Inhaltsübersicht]
    Anhang
    Auszug aus einem Brief des Kanzlers Dr. Johannes Brandt an einen Ungenannten [Freund].
    Frei übersetzt nach der ursprünglichen, französischen Fassung.
    Bezüglich der Hexerei ist die Aufregung so groß, dass sich nicht die Möglichkeit bietet, normal darüber zu sprechen oder viel zu schreiben.
    Sie [vermutlich die Leute und die Behörden] glauben, dass alles aufgeklärt sei, aber ich versichere Ihnen, dass es noch immer mehr als 400 Personen gibt, sowohl hohen als auch niedrigen Standes, Männer, Frauen, religiöse und säkulare, die zu Gefängnis und Exekution verurteilt worden
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