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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
Autoren: P. B. Kerr
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ließ sich viel lieber Buck nennen – nach dem von Jack London in einem großartigen Roman beschriebenen mutigen Hund, Dybbuks liebster Romangestalt.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann ging das Fenster auf und Dybbuk kletterte ins Zimmer, wo ihn ein ungefähr gleichaltriger Junge erwartete. Der Menschenjunge war groß, wenn auch etwas kleiner als Dybbuk, und dünn wie ein Besenstiel, während der junge Dschinn etwas breitere Schultern hatte.
    »Du hast doch nicht   –«, sagte Brad.
    »Ich habe«, erwiderte Dybbuk und faltete mehrere Blätter auf, damit sein Freund sie sich ansehen konnte.
    »Ohne Flachs? Das sind wirklich die echten Testfragen?«
    »Nicht nur die Fragen«, erklärte Dybbuk stolz. »Auch die Antworten.«
    »Wahnsinn«, sagte Brad mit ungläubigem Staunen. »Aber wie hast du das angestellt? Vor Miss Bonos Büro gibt es eine Videoüberwachungsanlage und eine Alarmanlage. Und diePapiere lagen im Safe. Was bist du, Buck? So eine Art Fassadenkletterer?«
    Dybbuk hatte seinem Freund nie erzählt, dass er ein Dschinn war, um zu vermeiden, dass dieser ihn um drei Wünsche bat. Selbst Dybbuk wusste, dass es nicht immer gut war, wenn ein Mensch das bekam, was er sich am meisten wünschte. Wünsche werden vom Chaoseffekt beeinflusst, was bedeutet, dass sie manchmal auf eine Weise in Erfüllung gehen, die niemand vorhersehen kann. Also antwortete er ein wenig ausweichend: »Fassadenkletterer? Ja, so etwas Ähnliches.«
    »Ehrlich?« Brads Bewunderung für seinen Freund kannte keine Grenzen mehr. »Wie im Film?«
    »Ist doch jetzt egal«, sagte Dybbuk und wedelte mit den Testfragen und -antworten . »Wenn wir den Test jemals bestehen wollen, haben wir noch ein paar Stunden Arbeit vor uns.«
    Am Tag nach dem Test – den beide Jungen bestanden, und zwar als Klassenbeste – lud Brad Blennerhassits Vater Harry die beiden in ein Lokal in der Stadt ein, das nicht weit von seinem Antiquariat entfernt lag. Brads Mutter lebte nicht mehr, und er und sein Vater standen sich sehr nahe. So nahe jedenfalls, dass der Junge seinem Vater erzählt hatte, wie er zu den beachtlichen Testergebnissen gekommen war. Doch statt einen strengen Vortrag über Schummelei zu halten – den Dybbuk erwartet und mit Sicherheit verdient hatte   –, bedankte sich Mr   Blennerhassit lächelnd bei Dybbuk.
    »Wie bitte?«, sagte dieser und verschluckte sich fast an seinem Hamburger.
    »Na, immerhin hast du großes Geschick und Einfallsreichtumbewiesen«, sagte Harry Blennerhassit. »Es gibt nicht viele Jungen, die sich an einem Videoüberwachungssystem vorbeischleichen, eine Alarmanlage überwinden und eine Safekombination knacken können. Das war ein netter kleiner Einbruch, den du da durchgezogen hast, junger Freund. Wirklich ein schöner kleiner Bruch.«
    Dybbuk zuckte nur die Achseln und wagte kaum, sich zu der Tat zu bekennen, falls dies eine Art Falle war, die ihn zu einem Geständnis bewegen sollte.
    Mr   Blennerhassit nippte an seinem Kaffee und schwieg einen Moment. Mit seiner vor Anspannung gerunzelten Stirn, dem breiten, nervösen Lächeln und der kirschgroßen Nase sah er aus wie ein Clown ohne Make-up. »Glaubst du, dass du so etwas noch mal durchziehen könntest? Noch einen Überfall begehen, meine ich?«
    Dybbuk sah Brad unsicher an. »Macht dein Dad Witze, oder was?«, fragte er sauer. »Wenn ja, habe ich ein ziemliches Problem damit, dass du ihm überhaupt davon erzählt hast. Außerdem weigere ich mich, auch nur ein weiteres Wort darüber zu verlieren, weil es mich belasten könnte. Wenn meine Mutter Wind von der Sache bekommt, bin ich geliefert. Zwischen uns läuft es auch so schlecht genug.«
    »Es ist alles okay, Buck«, beteuerte Brad. »Ehrlich. Lass Dad einfach ausreden, ja? Er hat dir ein geschäftliches Angebot zu machen.«
    »In Ordnung«, sagte Dybbuk. »Ich höre.«
    »Vor einiger Zeit«, erzählte Mr   Blennerhassit, »war ich in München, weil ich dort als Händler seltener Bücher und Kupferstiche geschäftlich zu tun hatte. Dort entdeckte ich in einemalten Laden eine Mappe mit technischen Zeichnungen von Paul Futterneid, einem Schmuckdesigner, der mit dem berühmten Carl Fabergé zusammengearbeitet hat. Ich kaufte die Zeichnungen und stellte fest, dass eine davon den Entwurf eines deutschen Marschallstabs darstellte. Etwa fünfundvierzig Zentimeter lang, aus Elfenbein, mit eingearbeiteten Diamanten und goldenen Adlern. Aber das Interessanteste daran war, dass der Stab einen versteckten Hohlraum enthielt,
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