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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Uwe Klausner
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war er sich absolut sicher.
    Er hatte sie persönlich ausgesucht, jeden Einzelnen
auf Herz und Nieren geprüft. Es hatte Rückschläge gegeben, aber am Ende hatte
sich die Mühe gelohnt. Oddo di Colonna atmete befreit auf. Und das trotz der
stickigen Luft, die sich wie Blei auf seine Lungen legte. Acht Gefährten,
einander aufs Engste verbunden, Teil einer verschworenen Gemeinschaft, die nur
darauf wartete, für den Heiligen Vater ins Feld zu ziehen. Was immer auch
passieren würde, ihren Ehrentitel trugen sie völlig zu Recht: Milites Christi,
Krieger des Herrn!
    In derlei Gedanken vertieft, hatte der Kardinaldiakon
sein Ziel erreicht, eine niedrige, kaum zehn Schritt im Quadrat große Grotte,
in deren Mitte sich ein Sarkophag aus Granit befand. Die Luft war zum Schneiden
dick, fast nicht zu ertragen. Doch Oddo di Colonna achtete nicht darauf, ebenso
wenig wie auf die Grabnischen, welche ihn und die Gefährten umgaben.
    Die Zeit drängte, und es gab viel zu tun. Er durfte
sich keine Blöße geben. Trotz des Schauderns, das ihn unwillkürlich überkam.
Schließlich war er es gewesen, der den Ort für das nun folgende Ritual
ausgesucht hatte. Er und nicht etwa einer seiner Paladine, die sich heute, am
Tage des heiligen Sebastian, zum ersten Mal trafen.
    Und sich auf absehbare Zeit auch zum letzten Mal
treffen würden.
    Es war so weit. Der alles entscheidende Augenblick,
die Stunde der Wahrheit war gekommen.
    Ein Wink von Colonna, und die Kapuzenmänner scharten
sich mit gesenktem Blick um den Sarkophag. Der Kardinaldiakon räusperte sich,
sah sie der Reihe nach an und sprach: »Brüder in Christo, Krieger des Herrn!
Der Tag der Entscheidung ist gekommen. Hier, just an dem Ort, wo das Martyrium
des heiligen Sebastian sein Ende fand, wird sich unser aller Schicksal
erfüllen. Jeder Einzelne von euch weiß, was auf dem Spiel steht. Wenn auch
keiner den anderen kennt oder mit ihm gesprochen hat. Habt ihr doch für die
Dauer eurer Mission ein Schweigegelübde abgelegt, das es unter allen Umständen
einzuhalten gilt!« Colonna pausierte, warf einen Blick auf seinen goldenen Ring
und setzte seine Ansprache fort. »Doch nun zu eurer Mission: Jeder der hier
Anwesenden trägt einen versiegelten Umschlag bei sich. Neben dem Ring, Zeichen
unserer Bruderschaft, ist er euer wichtigstes Requisit. Er enthält den Namen
der Stadt, in die ihr euch schnellstmöglich begeben werdet, den Namen der
Herberge, wo euch ein Mitglied unserer Bruderschaft erwarten und instruieren
wird, und nicht zuletzt den Decknamen, mit dem ihr euch vor Ort zu erkennen
gebt. Erst dann, wenn wir auseinandergegangen sind, ist es euch gestattet, den
Umschlag zu öffnen. Erst dann und keinen Augenblick früher! Und vor allem:
Vernichtet ihn, sobald ihr euch seinen Inhalt eingeprägt habt! Seid auf der
Hut, Brüder! Insbesondere, wenn ihr auf euch allein gestellt seid! Und noch
etwas: Keiner von euch darf erfahren, was der andere tut, wo er sich aufhält
und so weiter. Keiner von euch darf mit dem anderen sprechen, sonst ist sein
Leben verwirkt! Keiner von euch darf überhaupt je des anderen Namen erfahren!
Dies möge und muss auch weiterhin so bleiben, ist es doch nicht unsere
armselige und nichtswürdige Person, die zählt, sondern die gemeinsame Sache,
der wir uns mit Haut und Haaren verschrieben haben und der wir, falls nötig,
bereitwillig unser Leben opfern werden. Bleibt stark im Glauben, Brüder, selbst
dann, wenn sich die Aufgabe, die ich euch zugedacht habe, als schwierig und
nahezu unlösbar erweist! Zweifelt nicht, wird doch bei allem, was ihr tut und
noch tun werdet, des Herrn wohlgefälliges Auge auf euch ruhen! Fürchtet euch
nicht, denn Gott der Herr wird bei euch sein, von nun an bis in alle Ewigkeit!
Amen!«
    »Amen!«, wiederholten seine Jünger wie aus einem
Munde, so laut, dass es wie ein vielstimmiges Echo von den Wänden widerhallte.
Der Kardinaldiakon atmete tief durch, während die Andeutung eines Lächelns auf
seine Züge trat. Dann straffte er sich, entledigte sich seines Umhangs und sah
die Gefährten der Reihe nach an: »Lasst uns daher unser Vorhaben mit einem
heiligen Schwur besiegeln!«, sprach er, während sich sein stechender Blick in
die Gesichter der Anwesenden bohrte. »Wir, die Milites Christi, Krieger des
Herrn, der Mutter Kirche treu ergeben, und sollte dies mit unserem Martyrium
enden, tun hier, am Grab des heiligen Sebastian, das Folgende kund: Wir wollen
weder rasten noch ruhen, bis dass unsere Heilige Mutter Kirche vom
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