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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange
Autoren: Rick Riordan
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Wohlerzogen war nicht unbedingt das erste Wort, mit dem ich normalerweise beschrieben wurde.
    Ich schlug ihm wieder gegen die Brust, zugegebenermaßen nicht besonders hart. Ich legte meine Hand auf seine Schulter.
    »Ich muss dich daran erinnern«, warnte ich, »dass mein Vater in der Unterwelt dein Arbeitgeber ist. Benimm dich also.«
    »Jawohl, Ma’am«, sagte Walt. Er beugte sich vor und küsste mich. Meine ganze Wut rutschte mir in die Schuhe.
    Wir begannen zu tanzen. Es gab keine Musik, keine geisterhaften Tänzer, kein Schweben in der Luft – keinerlei Magie. Freak beobachtete uns neugierig und grübelte bestimmt, wie diese Tätigkeit Truthähne für den Greif hervorbringen sollte. Die alte Dachpappe knarzte unter unseren Füßen. Ich war noch immer ziemlich erschlagen von unserem langen Kampf und ich hatte nur Katzenwäsche gemacht. Ich sah garantiert schrecklich aus. Ich wollte am liebsten in Walts Armen dahinschmelzen, was ich dann auch mehr oder weniger tat.
    »Du erlaubst also, dass ich hierbleibe?«, fragte er und ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Kopfhaut. »Und ein normales Leben als Jugendlicher führe?«
    »Ich glaube ja.« Ich schaute zu ihm hoch. Ich konnte problemlos meinen Blick in die Duat absenken und Anubis dort direkt unter der Oberfläche sehen. Aber es war eigentlich nicht nötig. Das hier vor mir war ein neuer Junge und er war mein Märchenprinz. »Nicht, dass ich Expertin darin wäre, aber es gibt eine Regel, auf der ich bestehe.«
    »Ja?«
    »Falls jemand fragt, ob du eine Beziehung hast«, sagte ich, »lautet die Antwort Ja.«
    »Ich glaube, damit kann ich leben«, versprach er.
    »Gut«, sagte ich. »Denn du möchtest doch nicht, dass ich wütend werde.«
    »Zu spät.«
    »Halt die Klappe und tanz, Walt.«
    Und das taten wir – zur Musik eines psychotischen Greifs, der hinter uns kreischte, und zu den Sirenen und Hupen von Brooklyn, die unter uns heulten. Es war ziemlich romantisch.
    Da habt ihr es.
    Wir sind ins Brooklyn House zurückgekehrt. Die verschiedenen Katastrophen, die die Welt heimsuchen, sind weniger geworden – das ist doch schon mal was – und wir haben seit Beginn des neuen Schuljahrs einen Zustrom neuer Initianden.
    Zwischenzeitlich sollte klar geworden sein, warum dies vielleicht unsere letzte Aufnahme ist. Wir werden so beschäftigt damit sein, zu trainieren und die Schule zu besuchen und einfach zu leben, dass ich bezweifle, dass wir Zeit oder Grund haben werden, noch mehr Tonbänder mit Bitten um Unterstützung zu verschicken.
    Wir werden dieses Band in eine sichere Kassette packen und es dem Typen schicken, der unsere Abenteuer aufgeschrieben hat. Carter hält die Post für ausreichend, aber ich denke, ich gebe die Kassette Cheops, damit er sie durch die Duat transportiert. Was soll da schon schiefgehen?
    Was uns anbelangt, glaubt bloß nicht, dass unser Leben nur aus Spaß und Spielen besteht. Da Amos einen Haufen Jugendlicher nicht sich selbst überlassen konnte und wir Bastet nicht mehr hatten, schickte er einige erwachsene Magier als Dozenten (eigentlich Aufpasser) ins Brooklyn House. Aber wir wissen ja alle, wer wirklich das Sagen hat – ich. Na ja, und vielleicht ein klitzekleines bisschen Carter.
    Wir haben auch nicht alle Probleme gelöst. Ich mache mir noch immer Sorgen um den mordlustigen Geist Setne, der mit seinen hinterhältigen Gedanken, seinem schauderhaften Kleidergeschmack und dem Buch des Thot durch die Welt marodiert. Ich grüble auch immer noch über die Bemerkungen, die meine Mutter über konkurrierende Magie und andere Götter gemacht hat. Keine Ahnung, was das bedeutet, es klingt jedenfalls nicht gut.
    In der Zwischenzeit gibt es immer noch überall auf der Welt Unruheherde dunkler Magie und Dämonenaktivität, um die wir uns kümmern müssen. Wir haben Berichte über unerklärliche Magie ganz in der Nähe auf Long Island erhalten. Vielleicht ist es an der Zeit, da mal nachzuforschen.
    Doch fürs Erste habe ich vor, mein Leben zu genießen, meinen Bruder so viel wie möglich zu nerven und Walt zu meinem ordnungsgemäßen Freund zu machen und die anderen Mädels in die Flucht zu schlagen – wahrscheinlich mit einem Flammenwerfer. Bei mir hört die Arbeit nie auf.
    Und was euch da draußen anbelangt, die ihr euch diese Aufnahme anhört – wir haben immer Zeit für neue Initianden. Wenn ihr Nachkommen der Pharaonen seid, worauf wartet ihr noch? Lasst eure magischen Fähigkeiten nicht einfach verkümmern. Das Brooklyn House
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