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Die Kammer

Titel: Die Kammer
Autoren: John Grisham
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Bombe, stimmt's, Sam?«
    »Nein. Ich möchte einen Anwalt sprechen.«
    »Natürlich.« Ivy stand langsam auf und verließ den Raum.
    Der Glassplitter in Sams Gesicht wurde von einem Arzt entfernt und an ein FBI-Laboratorium geschickt. Der Bericht enthielt keinerlei Überraschungen - das gleiche Glas wie das in den Fenstern an der Vorderfront des Bürohauses. Der grüne Pontiac wurde rasch zu Jeremiah Dogan in Meridian zurückverfolgt. Im Kofferraum fand man eine FünfzehnMinuten-Zündschnur. Der Fahrer eines Lieferwagens meldete sich und teilte der Polizei mit, daß er den Wagen gegen vier Uhr in der Nähe von Mr. Kramers Büro gesehen hatte.
    Das FBI ließ die Presse sofort wissen, daß Mr. Sam Cayhall ein langjähriges Mitglied des Ku-Klux-Klan war und außerdem der Hauptverdächtige bei mehreren weiteren Bombenanschlägen. Sie waren überzeugt, daß der Fall gelöst war, und sie lobten die Polizei von Greenville in den höchsten Tönen. J. Edgar Hoover persönlich gab eine Verlautbarung heraus.
    Zwei Tage nach dem Anschlag wurden die Kramer-Zwillinge auf einem kleinen Friedhof beigesetzt. Zu jener Zeit lebten in Greenville 146 Juden, und mit Ausnahme von Marvin Kramer und sechs anderen nahmen alle an der Beerdigung teil. Und auf jeden von ihnen kamen zwei Reporter und Fotografen aus dem ganzen Land.
    Am nächsten Morgen sah Sam in seiner winzigen Zelle die Fotos und las die Artikel. Der Hilfswärter, Larry Jack Polk, war ein Einfaltspinsel, der jetzt ein Freund war, weil er, wie er Sam schon gleich zu Anfang zugeflüstert hatte, Vettern hatte, die dem Klan angehörten, und er hatte immer eintreten wollen, aber seine Frau hatte es nicht zugelassen. Er brachte Sam jeden Morgen frischen Kaffee und Zeitungen. Larry Jack hatte bereits seine Bewunderung für Sams Geschick im Umgang mit Bomben gestanden.
    Abgesehen von den paar Worten, die er brauchte, um Larry Jack bei der Stange zu halten, sagte Sam praktisch nichts. Am Tag nach dem Bombenanschlag war er des zweifachen Mordes angeklagt worden, und er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, wie es wohl in der Gaskammer sein würde. Er weigerte sich, auch nur ein Wort zu Ivy und den anderen Polizisten zu sagen; das gleiche galt für das FBI. Die Reporter fragten natürlich, aber sie kamen nicht an Larry Jack vorbei. Sam rief seine Frau an und sagte ihr, sie solle in Clanton bleiben und niemanden hereinlassen. Er saß allein in seiner Zelle und begann, Tagebuch zu führen.
    Wenn Rollie Wedge entdeckt und mit dem Bombenanschlag in Verbindung gebracht werden sollte, dann mußte die Polizei ihn finden. Sam Cayhall hatte als Angehöriger des Klans einen Eid abgelegt, und für ihn war dieser Eid heilig. Er würde nie, niemals einen anderen Angehörigen des Klans verraten. Er hoffte inbrünstig, daß Jeremiah Dogan in bezug auf seinen Eid dasselbe empfand.
    Zwei Tage nach dem Bombenanschlag tauchte ein zwielichtiger Anwalt mit einer schwungvollen Haartracht zum erstenmal in Greenville auf. Er hieß Clovis Brazelton, war insgeheim Angehöriger des Klans und in der Umgebung von Jackson ziemlich berüchtigt, weil er alle möglichen Gangster vertrat. Er wollte für die Wahl zum Gouverneur kandidieren und erklärte, er werde sich für die Erhaltung der weißen Rasse einsetzen, das FBI wäre satanisch, die Schwarzen sollten geschützt werden, aber nicht mit den Weißen zusammenleben, und so weiter. Er war von Jeremiah Dogan geschickt worden, damit er Sam Cayhall verteidigte und, was noch wichtiger war, dafür sorgte, daß Cayhall den Mund hielt. Das FBI hatte Dogan am Wickel, wegen des grünen Pontiacs, und er hatte Angst, als Mitverschwörer angeklagt zu werden.
    Mitverschwörer, erklärte Clovis seinem neuen Mandanten gleich in der ersten Minute, waren ebenso schuldig wie diejenigen, die auf den Abzug gedrückt hatten. Sam hörte zu, sagte aber kaum etwas. Er hatte von Brazelton gehört und traute ihm nicht.
    »Sehen Sie, Sam«, sagte Clovis, als müßte er einem Erstkläßler etwas erklären, »ich weiß, wer die Bombe gelegt hat. Dogan hat es mir gesagt. Wenn ich richtig zähle, sind wir damit zu viert - ich, Sie, Dogan und Wedge. Aber wie die Dinge liegen, ist Dogan ziemlich sicher, daß Wedge nie gefunden werden wird. Sie haben nicht miteinander gesprochen, aber der Junge ist brillant, und wahrscheinlich ist er inzwischen in ein anderes Land verschwunden. Damit bleiben Sie und Dogan. Offen gesagt, ich rechne damit, daß auch gegen Dogan früher oder später Anklage
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