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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin
Autoren: Douglas Clegg
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Geräusch wie das Knurren eines Tigers war von ihr zu hören. Sie zog ihre Flügel wieder ein und stand auf. »Du würdest die Mutter deines Kindes schlagen?«, entgegnete sie.
    »Wenn du neues Leben in dir trügest...«
    »Vielleicht ist dein Bruder besser darin, Söhne zu zeugen, als der große Nezahual, König aller Vampyre.«
    »Vielleicht solltest du dir das Innere von Ixtars Grabstätte ansehen, damit du ihr von ihren Söhnen Aquil und Nezahual erzählen kannst«, konterte Nezahual. Dann beruhigte er sich wieder und sagte: »Mein Bruder wird dich finden. Er wird dich vernichten. Du gehörst zu mir. Du darfst dich nicht so von deinen Begierden beherrschen lassen.«
    »Bin ich also deine Gefangene?«, fragte sie.
    »Wenn du dich zum Lager meines Feindes begibst, dann ja, dann bist du meine Gefangene, solange du dich in meiner Gewalt befindest«, antwortete er. »Vergiss nicht, wer dich
beschützt. Vergiss nicht, wer dich vor der brennenden Sonne der Wüste rettete, als du herkamst, auf der Flucht vor deinen Verbrechen. Vergiss nicht... deinen Geliebten.«
    Ich stand da und blickte die beiden verwirrt an.
    Sie warf mir einen Blick zu, ihre Augen schienen vor Zorn zu glühen. »Du bist mir hierher gefolgt. Du wirst hier sterben, Maz-Sherah. Du wirst im Inneren der Erde sterben, so wie ich dich in den Türmen von Hedammu schon hätte sterben lassen sollen«, knurrte sie. Andere Vampyre, die unserer Fährte gefolgt waren, fanden uns. Nezahual veranlasste, dass seine Wache Pythia fesselte und nach Aztlanteum zurückbrachte.
     
    Im Palast der Vampyrstadt brachte Nezahual Pythia zu den Priestern. Sie hatte einen großen Teil ihres Kampfgeistes verloren und wirkte nun verwundbar und verletzt. Ich erinnerte mich jedoch daran, dass sie ebenso gewirkt hatte, als ich ihr in meiner Jugend in den Türmen begegnet war. Wie unschuldig und leidend sie mir dort erschienen war. Wie sie mit mir gespielt hatte, als wäre ich der größte Dummkopf auf der Welt.
    Nezahual sprach in sanftem Tonfall mit den Priestern, aber sein Blick brannte vor Zorn, als er auf Pythia deutete. Dann wandte er sich mir zu und sagte mir, ich sollte kein Mitleid mit ihr empfinden. »Sie ist nicht wie du. In ihr gibt es keine Güte. Wir versorgen sie mit zahlreichen Sterblichen, um ihren Hunger zu stillen, aber sie flieht und metzelt diejenigen nieder, die sie nicht töten sollte. Diese Dorfleute würden uns warnen, wenn die Armeen meines Bruders die Hügel überquerten. Und sie hat sie getötet, ohne Gnade oder Gerechtigkeit. Sie hat sie ohne Ehre getötet.«
    »Was wirst du mit ihr anfangen?«

    Er antwortete nicht sogleich.
    »Werden sie sie foltem?«
    »Meine Priester mögen Pythia nicht«, erklärte er. »Sie verfügen über Mittel, um sie zu unterwerfen, die mir zuwider sind. Doch zuweilen müssen diese Dinge getan werden. Du darfst keine Angst um sie haben. Sie metzelte die Priester des Tempels von Ketzal nieder, als sie vor mehr als einem Jahrzehnt hier eintraf. Niemand hat den Schauplatz vergessen, der vor dem Blut der heiligen Priester überströmte. Hätte ich nicht eingegriffen, so wäre sie mittlerweile Ixtar zum Fraß vorgeworfen oder der Sonne ausgesetzt worden, um zu verbrennen. Sie wird beschützt, aber sie treibt mich zu weit. Es ist ihr nicht möglich, ihr Verhalten zu kontrollieren. Meinen eigenen Wächtern gefällt es nicht, die Maske auf ihrem Gesicht zu erblicken. Sie sehen meine Schwester darin, die sie ebenfalls fürchten. Sie fürchten die Zauberkunst von Mischlingen. Pythia stellt zahlreiche Fragen über unser Königreich und stiehlt das, was ihr nicht überlassen wird. Ich frage mich, warum ich Pythia während dieser Zeiten der Unruhe nicht einfach in Ixtars Sarg werfe. So wäre die Angelegenheit endlich erledigt.«
    »Aber du behältst sie als Gefangene hier. Seit über zehn Jahren. Welchen Grund gibt es dafür? Warum lässt du sie nicht frei?«
    Er starrte mich an. »Ziehe meine Entscheidungen nicht in Zweifel, Mischling. Du hast nicht alles gesehen, was sie getan hat.«
    »Aber du hast sie nicht vernichtet.«
    »Sie ist ein Ungeheuer in unserer Mitte. Niemand kann ihr trauen. Niemand. Nicht einmal...«
    In dem Augenblick, da er diese Worte aussprach, wurde mir
bewusst, dass er sie wahrhaft liebte und sie zugleich wahrhaft hasste. Ich hatte hinsichtlich Alienora ebenso empfunden, als sie zu Enora geworden war. Auch sie war ein Ungeheuer. Dennoch konnte ich nicht anders, als Mitleid mit ihr und Kummer um sie zu empfinden, da ich
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