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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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als zwanzig Kilometer entfernt? Konnte es überhaupt so viel Einsamkeit geben, mitten in einer Gegend, die so dicht besiedelt war wie der Rheingau?
    Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken.
    Verhoeven warf einen Blick auf das Display und zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Hi.“
    „Hendrik?“ Die Stimme seiner Frau klang angespannt wie so oft in letzter Zeit. Was ihn nicht weiter wunderte.
    Nach etwas mehr als fünf Jahren Erziehungspause, hatte seine Frau ihr abgebrochenes Jurastudium wieder aufgenommen. Inzwischen war das erste Semester fast vorüber und Verhoeven hatte den Eindruck, dass nicht alles so glatt gelaufen war, wie Silvie erwartet hatte. Nicht, dass sie mit ihren knapp neunundzwanzig Jahren grundsätzlich zu alt zum Studieren gewesen wäre. Doch sie hatte offenbar erkennen müssen, dass fünf Jahre Pause durchaus das Gefühl vermitteln konnten, den Anschluss verpasst zu haben. „Wo bist du gerade?“
    Verhoeven blickte wieder in den Rückspiegel. „Gute Frage.“
    „Was soll das heißen?“
    „Vergiss es. Gibt‘s Probleme?“
    „Deine Tochter“, entgegnete sie, als habe sie selbst mit der Entstehung des Kindes nicht das Geringste zu tun, „wünscht sich mit ihrem Vater zu beraten, da sie dem Urteil ihrer Mutter anscheinend nicht die nötige Sachkenntnis zutraut. Es geht um einen Zahn.“
    „Aha.“
    „Ich verbinde.“
    Gleich darauf tönte die angesichts ihres zarten Alters von knapp fünf Jahren erstaunlich sonore Stimme seiner Tochter aus dem Hörer. „Papa?“
    „Hallo, mein Schatz. Was ist mit deinem Zahn?“
    „Der Doktor sagt, er ist kaputt.“
    „Und jetzt?“
    „Jetzt will er ihn raus machen.“
    „Na ja, wenn er tatsächlich kaputt ist, scheint mir das ein durchaus akzeptabler Vorschlag zu sein.“
    „Wieso?“
    „Weil kaputte Zähne krank machen können.“ Seine Tochter war ein Kind, dem man alles ganz genau erklären musste. Jemand, der den Dingen auf den Grund ging, der hinter den Vorhang blickte. Unerschrocken und hellwach.
    „Hm …“ Einerseits schien sie erleichtert zu sein. Andererseits begriff sie, dass ihr Unangenehmes bevorstand. „So was Ähnliches hat Mami auch gesagt.“
    „Da hat Mami ganz Recht.“
    „Na guuuut.“
    „Es tut bestimmt nicht weh“, beeilte er sich hinzuzufügen, doch seine Tochter hatte das Handy bereits wieder an ihre Mutter weitergereicht. Er hörte sie im Hintergrund mit einer Arzthelferin kichern.
    „Und?“, fragte Silvie. „Seid ihr zu einer Lösung gekommen?“
    „Der Zahn soll raus.“
    „Phantastisch!“ Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Und wie lange hast du Dienst heute?“
    „Ich weiß noch nicht“, antwortete er und spähte durch die Windschutzscheibe. Die Straße lief durch die grüne Wildnis wie eine dicke, graue Narbe. Aber in einiger Entfernung entdeckte er endlich einen Streifenwagen, der am Straßenrand abgestellt war. An der Motorhaube lehnte ein stämmiger Dorfpolizist. „Ich habe einen Fall außerhalb.“
    „Und diese andere Sache?“, fragte seine Frau, wobei sie sich um einen desinteressierten Tonfall bemühte, weil ihre Tochter in Hörweite war. „Schaffst du die trotzdem? Oder soll ich vielleicht selbst…“
    „Nicht nötig“, sagte er hastig.
    Nina wurde morgen fünf, und sie hatten lange diskutiert, ob sie ihr den Wunsch nach einem Hund, der sich nun schon seit über einem Jahr hartnäckig hielt, erfüllen oder lieber noch ein bisschen warten sollten. Seine Frau war grundsätzlich nicht begeistert von der Idee, einen Hund zu haben, wahrscheinlich, weil sie davon ausging, dass ein Großteil der Pflege an ihr hängen bleiben würde. Und doch hatte sie schließlich eingewilligt. Unter der Bedingung, dass sie keinen Welpen nahmen, sondern einen erwachsenen Hund aus dem Tierheim, den er besorgen sollte.
    „Wenn du sagst, dass du bei der Polizei bist, drehen sie dir wenigstens keinen Beißer an“, hatte Silvie in ihrer unnachahmlich trockenen Art hinzugefügt, und er hatte sich gefügt und versprochen, nach Feierabend im Tierheim vorbeizufahren und einen Hund auszusuchen.
    Seine Frau räusperte sich. „Bist du sicher, dass du die Zeit findest?“, fragte sie noch einmal, denn sie war zu lange mit einem Kriminalbeamten verheiratet, um dem Frieden so ohne Weiteres zu trauen.
    „Ja“, entgegnete er. „Bin ich.“
    „Also gut, bis dann.“
    „Bis dann.“ Er unterbrach die Verbindung und hielt neben dem Streifenwagen.
    Der Beamte stieß sich von der Motorhaube ab und trat
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