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Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Die Jagdgesellschaft von Billingshurst

Titel: Die Jagdgesellschaft von Billingshurst
Autoren: Peter Jackob
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gefunden und nur wenige Zeit später die Tatwaffe. Damit war die Falle zugeschnappt. Der Plan war einfach und brillant, denn wie sollte mein Klient für eine Tat, die schon zwei Monate zurücklag, ein Alibi haben können? Die Ausgangsposition konnte also für den Mörder nicht günstiger, für uns jedoch kaum schwieriger sein.
    Meine recht umfassenden Kenntnisse im Bereich des Insektenbefalls auf Leichen halfen mir bei der Untersuchung der Toten. Ich fand drei Indizien, die mich auf eine neue Fährte brachten: eine kleine Menge Sand in der Kopfwunde der Toten, zwei Fliegenlarven, die erst seit ein paar Tagen in der Leiche waren und dazu ein schon seit einigen Wochen totes Insekt, das nur schwer zuzuordnen war. Was konnte nun aus diesen Indizien gefolgert werden? Mein lieber Watson, Sie wiesen richtigerweise, aber ein wenig vorschnell, den Sand einer der Sandbänke unten am Fluss zu. Anhand einer Analyse des pH-Wertes wurde jedoch deutlich, dass es sich um Sand von einem Meeresstrand handelte. Zudem befand sich dieses tote Insekt im Körper der Leiche. Meine Vermutung, dass es sich um einen Strandfloh handelte, wurde von Sir William Ludger bestätigt. Sie wissen, ein solches Tier gerät auf natürlichem Wege kaum nach Billingshurst, denn es lebt am Meer. Damit war eindeutig erwiesen, dass der Körper, bevor er in Drummonds Garten gelangte, sich an der englischen Küste befunden haben musste.«
    Dr. Franklin, der nach seiner Ankunft erst einmal ruhig dagesessen und zugehört hatte, meldete sich nun zu Wort.
    Â»Mr. Holmes, ganz hervorragend, aber verraten Sie mir bitte eines. Wie konnten Sie den zeitlichen Ablauf der Ereignisse bestimmen?«
    Â»Einen weiteren wichtigen Hinweis lieferten mir die beiden Fliegenlarven, die in unseren Räumlichkeiten in der Baker Street schlüpften und nur einen Tag zuvor von mir aus der Kopfwunde der Toten entnommen worden waren. Es handelte sich ja um eine Graue Fleischfliege, die
Sarcophaga carnaria
, und um eine Schmeißfliege, eine
Calliphora vomitoria
. Die Wachstumszeiten dieser beiden Insekten bis zum Schlüpfen, beachtet man die klimatischen Bedingungen der letzten Wochen, beträgt normalerweise zehn Tage. Diese Tatsache ließ nur einen Schluss zu: Die Tote war ohne jeden Zweifel etwa zehn Tage zuvor im Garten der Drummonds vergraben worden. Der Befall durch die Fliegen dürfte während des Transports von Seaford nach Billingshurst erfolgt sein, als die Leiche ausgegraben und freiliegend war. Diese Fliegen hätten die recht tief vergrabene Tote in Seaford nicht erreichen können.«
    Â»Ausgezeichnet, Mr. Holmes, wirklich famos! Und was folgerten Sie aus diesen Beobachtungen?«, fragte Manrow interessiert.
    Â»Ich wusste, dass das Opfer am Meeresstrand ermordet worden war. Der Täter transportierte es dann nach gut sechs Wochen vom Tatort nach Billingshurst und vergrub die Leiche in John Drummonds Garten. Inspektor Strutton war sich sicher, die Tote anhand der Liste der derzeit vermissten Personen ausfindig machen zu können. Tatsächlich war in Chichester eine Miss Stone als vermisst gemeldet worden. Sie lebte allein und erhielt seit einiger Zeit von einem Herrn Besuch, der Alter und Gestalt nach John Drummond hätte sein können. Der Zufall wollte es zudem, dass mein Klient seit Jahren jede zweite Woche einen Termin in Chichester wahrnahm. Diese unglückliche Konstellation erschwerte unsere Arbeit ungemein. Für Strutton war nun der letzte Zweifel bereinigt: John Drummond hatte Miss Stone aus Chichester ermordet und in seinem Garten vergraben.«
    Sir Thomas versuchte, ein wenig Verständnis für die Sichtweise des Inspektors aufzubringen.
    Â»Das scheint mir nicht unbedingt verkehrt, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben. Die Sachlage spricht sehr für Struttons These. Die Indizien, Drummonds Reisen nach Chichester, die vermisste Frau dort. Es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn all diese Hinweise nicht auf die richtige Fährte führen sollten.«
    Holmes nahm seine Argumentation wieder auf, ohne näher auf den Einwurf einzugehen.
    Â»Dagegen sprach jedoch das penible und ausgeklügelte Vorgehen des Täters, der den Mord von langer Hand geplant und Drummond beinahe unrettbar in die Tat verwickelt hatte. Warum sollte er also das Risiko eingehen, dass eine Spur zu ihm führt? Ich vermutete deshalb, dass die Tote nicht vermisst werden würde. Die offizielle Version eines
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