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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition)
Autoren: Andrew Fukuda
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Verachtung. »Ach, wirklich, und da bist du ganz allein draufgekommen?«
    »Hört zu! Sie sind vielleicht noch immer dort draußen …«
    »Jetzt nicht mehr«, sagt Epap. »Hast du denn gar keine Ahnung? Ich bin überrascht, wie wenig du über sie weißt, wenn man bedenkt, dass du dein Leben lang unter ihnen gelebt hast. Hallo, in der Sonne verbrennen sie. Und hallo, die Sonne scheint jetzt gerade.«
    »Es ist nicht genug Sonne. Die Jäger sind clever, sie improvisieren. Sie haben die nötige Technologie und Entschlossenheit. Du unterschätzt sie und bringst uns damit in Gefahr.«
    »Das Einzige, was dort draußen auf uns wartet, ist Essen!«, brüllt Epap zurück. »Überall wilde Tiere, der reinste Streichelzoo. Ich hab heute schon mindestens drei Präriehunde gesehen. Und jetzt überlass die Entscheidungen getrost Sissy und mir.«
    »Epap«, sagt Sissy. Sie schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht ist es doch zu gefährlich.«
    Er sieht sie erstaunt an. »Aber Sissy, das verstehe ich nicht. Eben warst du noch einverstanden, dass wir auf Nahrungssuche gehen.« Sein Blick ist verwirrt und ungläubig. »Du weißt, wie hungrig wir sind. Denk an den armen Ben.«
    »Ich will bloß vorsichtig sein.«
    »Ist es wegen ihm?«, unterbricht Epap sie und zeigt mit dem Finger auf mich. »Nur weil er sagt, wir sollen nicht anlegen, bist du plötzlich seiner Meinung?«
    »Hör auf!«
    »Ist es seinetwegen?«
    »Epap! Ich sage ja nicht, dass wir gar nicht anlegen sollen. Aber lass uns warten, bis es ganz aufgeklart hat und die Sonne richtig brennt. Wenn das bis morgen dauert, dann warten wir eben. Ein Tag mehr zu hungern wird uns nicht umbringen, überstürzt und verfrüht anzulegen vielleicht schon.«
    Epap wendet ihr den Rücken zu, seine schmalen Schultern dampfen förmlich vor Wut. »Warum schlägst du dich so schnell auf seine Seite? Ich kann nicht glauben, dass du zu ihm hältst.«
    »Ich halte zu niemandem. Ich schlage mich auf die Seite der Vernunft. Ich halte mich daran, was das Beste für uns alle ist.«
    »Was das Beste für dich ist! Du willst, dass er gut von dir denkt, deswegen hältst du zu ihm!«
    »Okay, mir reicht’s«, sagt sie und geht weg.
    Epap starrt auf ihren Rücken. Sein Zorn ist immer noch nicht verraucht. »Siehst du, was du angerichtet hast?«, sagt er zu mir. »Du hältst dich wohl für superschlau, was? Du denkst, du bist ein ganz harter Bursche. Seht her, ich habe jahrelang in ihrer Mitte überlebt. Guckt auf mein Angebergetue . Für mich bist du bloß lächerlich.«
    Steig nicht drauf ein, geh einfach weg , ermahne ich mich.
    »Wolltest du einer von ihnen sein?«, fragt Epap leise. »Hast du dich dafür geschämt, was du warst?«
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
    »Weil ich gesehen habe, wie du uns anguckst. Ich habe die Überheblichkeit in deiner Miene gesehen«, sagt er und verzieht die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Du blickst auf uns herab. Es quält dich, dass du dich mit uns abgeben musst. Tief im Innern blickst du zu ihnen auf, stimmt’s? Tief im Innern willst du wahrscheinlich einer von ihnen sein .«
    »Epap, hör auf«, sagt Sissy. Sie hat sich wieder umgedreht und beobachtet uns aufmerksam.
    »Du hast ja keine Ahnung«, sage ich mit gepresster Stimme zu Epap.
    »Wie bitte?«, fragt er mit einem albernen Grinsen.
    »Du hast keine Ahnung, was sie sind. Sonst hättest du niemals etwas so Dummes gesagt.«
    »Ich habe keine Ahnung? Also wirklich? Ich meine, wirklich. Ich habe keine Ahnung?« Er starrt mich mit blankem Hohn an. »Du bist derjenige, der keine Ahnung hat. Aber woher solltest du auch? Du hast dich mit ihnen gemein gemacht und ein Leben lang mit ihnen rumgekumpelt. Du hast nie gesehen, wie sie deine Eltern in Stücke reißen. Du hast nie gesehen, wie sie deinem Bruder oder deiner Schwester vor deinen Augen die Gliedmaßen ausreißen. Du kennst sie nicht so wie wir.«
    »Ich kenne sie besser, als du denkst«, sage ich. Meine Stimme ist leise und gemessen, doch innerlich bin ich bereit. »Das kannst du mir glauben. Ich meine, was wisst ihr wirklich über sie? Für euch waren sie doch nicht viel mehr als fürsorgliche Kindermädchen, die euch gefüttert, eingekleidet und zum Geburtstag einen Kuchen gebacken haben.«
    Epap kommt auf mich zu, die Hand wie eine Kralle erhoben. »Warte, du …«
    Sissy reißt seinen Arm zurück. »Das reicht, Epap!«
    »Du machst es schon wieder!«, ruft er. »Warum schlägst du dich immer auf seine Seite? Das reicht, Epap, hör
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