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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen
Autoren: Sarah Lark
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Weinglas füllte.
    »Wäre es dir lieber gewesen, wenn sie ihn gehenkt hätten?«, fragte Doug heiser. »Ich … ich dachte …«
    Nora schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie ehrlich. »Ich habe mir zwar manchmal seinen Tod gewünscht, aber jetzt … jetzt nicht mehr. Und Hängen …«
    Sie schüttelte sich. Wenn sie jedoch ehrlich sein sollte, so graute es ihr auch davor, das Problem Akwasi weiterhin in ihrer Nähe zu haben. Solange er frei war, würde sie nicht ruhig schlafen, und sie wusste jetzt, dass sie auch niemals wirklich sicher sein würde.
    »Sie lassen ihn nicht frei. Sie verbannen ihn.« Das war Máanu. Ihre Stimme klang spröde.
    »Ver…bannen?« Nora runzelte die Stirn. »Nach Australien oder so?«
    Bevor sie England verließ, hatte sie von Sträflingstransporten in die ferne Kolonie gehört. Aber die gingen von London oder Blackpool aus, nicht von Jamaika.
    »Auf die Kaimaninseln«, antwortete Máanu. »Das ist gar nicht so weit, sagen sie, kapp zweihundert Meilen nordwestlich von hier. Sie gehören auch den Engländern …«
    Doug nickte. »Sind aber noch wenig besiedelt«, erklärte er dann. »Nur ein paar Familien leben da – natürlich mit ihren Sklaven. Ganz sicher keine Maroon-Kolonie. Auf den Kaimaninseln kennt jeder jeden. An Flucht ist da nicht zu denken.«
    »Gibt es Zuckerrohrplantagen?«, fragte Nora leise.
    Sie empfand vages Mitleid. Wenn Akwasi nach alldem wieder sein Leben lang Fronarbeit leisten sollte – vielleicht wäre er lieber gestorben.
    »Eher Baumwolle und alle möglichen Gemüse und Früchte«, meinte Doug. »Es wird nicht viel exportiert, die Leute da pflanzen weitgehend für den eigenen Bedarf – und als Proviant für die vorbeisegelnden Schiffe. Wobei die Kapitäne sich da auch gern selbst bedienen. Noch mehr Piraterie als hier …«
    »Er könnte also auf einem Piratenschiff anheuern«, überlegte Nora.
    Sie wusste nicht, ob sie es scherzhaft meinte, ob es ihr Angst machte – oder Hoffnung.
    »Auf dem die Disziplin übrigens noch strenger sein soll als auf einer Plantage oder gar in Nanny Town«, lächelte Doug. »Akwasi würde sich da schwer eingliedern, geschweige denn hochdienen. Sehr unwahrscheinlich, dass er als Piratenkapitän wiederkommt. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst, Nora. Akwasi wird uns nicht mehr belästigen.«
    Máanu trank ihren Rum und wischte sich die Augen. Sie wollte nicht zeigen, dass sie weinte, aber Nora blieb es nicht verborgen.
    »Was willst du denn nun machen, Máanu?«, fragte sie freundlich. »Gehst du zurück nach Nanny Town? Ich denke, Doug würde dich freilassen.«
    Doug lächelte. »Ist schon geschehen«, bemerkte er. »Freibrief vom Gouverneur! Ich wurde gar nicht groß gefragt. Máanu kann ganz legal in Kingston leben oder in Nanny Town oder wo immer es ihr gefällt.«
    »Wenn du hierbleiben möchtest … du könntest dich um Dede und Jefe kümmern. Gegen angemessene Bezahlung natürlich.«
    Nora machte den Vorschlag mit niedergeschlagenen Augen. Eigentlich konnte sie auf Máanus Anwesenheit gut verzichten. Aber sie wollte Jefe auch nicht gern wieder von ihr trennen.
    Máanu schüttelte den Kopf und zeigte ihr altes, spöttisches Lächeln. »Kinderfrau für meinen eigenen Sohn? So wie damals Adwea: die gleiche Erziehung für Herren-und Sklavenkind, solange es dem Backra gefällt?«
    Nora fuhr auf. »So würde es nicht sein! Jefe ist längst frei, er …«
    Máanu biss sich auf die Lippen. »Ich wollte das auch nicht wirklich sagen«, bekannte sie dann. Näher würde sie einer Entschuldigung wohl niemals kommen. »Aber ich werde nicht hierbleiben. Und wenn mein Sohn wirklich frei ist, dann würde ich ihn gern mitnehmen.«
    »Nach Nanny Town?«, fragte Nora und fühlte sich unendlich erleichtert.
    »Nein.« Máanu fuhr sich nervös durch ihr kurzes Haar. »Ich gehe mit auf die Kaimaninseln.«
    »Du gehst was?«, rief Nora verblüfft aus. »Máanu, das darf nicht wahr sein. Du läufst Akwasi nach? Schon wieder? Immer noch? Hast du den Verstand verloren?«
    Máanu zuckte die Achseln. »Das ist wohl so«, lächelte sie. »Schon als ich noch ein ganz kleines Mädchen war, wusste ich, dass ich Akwasi liebe …«
    »Aber er liebt dich nicht!«, sagte Nora hart. »Begreif es endlich, er hat dich nie geliebt.«
    Máanu kaute auf ihrer Lippe. »Das kann sich ändern«, meinte sie dann. »Ich werde es jedenfalls noch mal versuchen …«
    Doug rieb sich die Stirn. »Aber Máanu, nach allem, was ihr mit ihm erlebt habt, Nora
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