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Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Titel: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen
Autoren: Harald Haarmann
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Alphabet ist eine Variante der (west)griechischen Schrift, mit einigen Zusatzzeichen. Aus der Zeit des 8. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. sind mehr als 250 altphrygische Inschriften bekannt. Nach einer bis heute nicht erklärten Unterbrechung von mehreren Jahrhunderten setzte das phrygische Schrifttum erneut ein, und zwar in der griechischen Schrift der klassischen Zeit. Insgesamt 110 neu- bzw. spätphrygische Inschriften sind aus dem 1.–4. Jahrhundert n.Chr. erhalten. Im 5. Jahrhundert ist das Phrygische zwar noch als gesprochene Sprache bezeugt, spätestens aber im 7. Jahrhundert n. Chr. ist es ausgestorben.
Südkaukasus: Die Armenier
    Ob es ethnische und sprachliche Verbindungen der Armenier zu den altanatolischen Kulturen gab, ist umstritten. Einigkeit besteht allerdings darüber, dass die Armenier irgendwann in prähistorischer Zeit in ihre neue Heimat eingewandert sind. Sie gehören also nicht zur autochthonen Bevölkerung des Kaukasus. Einer Herkunftshypothese zufolge (I. Diakonoff) wären die Proto-Armenier (in Quellen des 12. Jh v. Chr.
Muski
genannt) aus der Balkanregion nach Kleinasien migriert und von dort durch Anatolien in den südlichen Kaukasus. Danach waren die Muski eines der sogenannten «Seevölker», die am Zusammenbruch des Hethiterreichs beteiligt waren. Solche Annahmen – auch dass das Phrygische und Armenische sich nahe stünden – sind aber bislang unbewiesen geblieben.
    Die Ethnogenese des armenischen Volkstums und die Entwicklung seiner Sprache sind stark durch die Einflüsse alter kaukasischerKulturen (Substrate) sowie die zeitgenössischer Nachbarn (Adstrate und Superstrate) geprägt worden. Nicht mehr als 500 Erbwörter des Proto-Indoeuropäischen sind im Armenischen erhalten. Der übrige Wortschatz setzt sich aus Lehnwörtern hurritischer, urartäischer, luwischer, aramäischer, parthischer, griechischer, lateinischer und später iranischer Herkunft zusammen. Auch das Lautsystem und die Grammatik des Armenischen sind von Fremdeinflüssen berührt worden.
    Hethitische Quellen bezeugen für das 2. Jahrtausend v. Chr. ein Volk im Südkaukasus, das ein Reich mit dem Namen Hayasa schuf. Dieser Name ähnelt deutlich dem altarmenischen Eigennamen der Armenier,
Hay.
Seit etwa 600 v. Chr. werden die Armenier in westlichen Quellen erwähnt, als
Armenioi
im Griechischen und später als
Armenii
bei römischen Autoren. Die Zeit der Reichsbildung während der Antike ist bis heute ein wichtiges Element des Nationalstolzes der Armenier.
    Die Frühphase der armenischen Reichsbildung stand im Licht politischer Abhängigkeiten von starken Nachbarn, wie den Persern, den Griechen (Großreich Alexanders des Großen, des Seleukidenreichs), den Römern. Seit 90 v. Chr. dehnten die Herrscher Armeniens ihren Machtbereich immer weiter aus. Seine größte Machtfülle erreichte das Großarmenische Reich unter Tigranes II., der weite Gebiete im Nordosten der Türkei (bis zum Van-See) eroberte. Seit 69. v. Chr. war Armenien in Kriege mit den Römern verstrickt und war von da an wechselweise Vasallenstaat Roms oder des Partherreichs. Seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. dominierte der politische Einfluss Persiens. Nach einer kurzen Periode der Unabhängigkeit im 5. Jahrhundert wurde Armenien im 6. Jahrhundert vom Byzantinischen Reich annektiert. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts wurde Armenien im Zuge der islamischen Expansion politisch von arabischen Machthabern abhängig, bewahrte aber seine christliche Kultur, die um 300 n. Chr. mit der Christianisierung des Landes aufgeblüht war.
    Die rund 1000-jährige Geschichte der armenischen Diaspora begann im 11. Jahrhundert, als nach dem Zerfall des Königreichs der Bagratiden viele Armenier nach Kilikien auswanderten unddort das Königreich Kilikien errichteten (1080–1375). Aus jener Region migrierten Armenier auf die Krim, nach Russland, Polen, Rumänien und nach Moldawien. Eine Massendeportation durch den persischen Shah Abbas den Großen brachte im Jahre 1604 zahllose Armenier in die Region von Isfahan. Von dort gelangten deren Nachkommen bis nach Indien, Singapur, Java und Australien. Ende des 19. Jahrhunderts lösten russische Pogrome gegen Armenier eine Migrationswelle Richtung Westeuropa aus. Die Genozidverbrechen der Türken an den Armeniern im Jahre 1915 schließlich trieben viele Armenier in die Länder des Nahen und Mittleren Ostens, wo sie lokale Enklaven bildeten.
    Der Zusammenhalt der Armenier auch in der Diaspora gründet auf
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