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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln
Autoren: Ross Thomas
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Stuhl des Zimmers, während sich seine Hände mit Zigarre, Bourbon und Wasser befaßten.
    Weder der Colonel noch der General trugen Uniform. Statt dessen hatten beide gedeckte Anzüge und Krawatten, weiße Hemden und schwarze Schuhe an. Die Mäntel lagen auf dem Bett. Keiner hatte einen Hut getragen. Als der General zum zweiten Mal von seinem Drink gekostet hatte, seufzte er und sagte: »Okay. Raus damit.«
    »Er ist in L.A.«, sagte Colonel Millwed; er setzte sich auf das einzige Bett im Zimmer und nippte an seinem Drink.
    »Und?«
    »Jemand hat ihn angeheuert.«
    »Wer?«
    »Millicent Altford.«
    »Jesses«, sagte der General. »Was will die mit Twodees?« »Raten Sie.«
    Statt zu raten, sagte der General: »Erzählen Sie von Twodees.«
    »Ja, gut. Er ist jetzt seit zwei Jahren Verkäufer in einem Waffenladen namens Wanda Lou’s Weaponry ...«
    »Das haben Sie doch alles von mir, zum Teufel.«
    »Ja, Sir. Ich wollte bloß den Scheißhintergrund skizzieren.«
    »Gehen wir mal davon aus, es ist Heiligabend in Sheridan, und da liegt überall Schnee rum, kalt und knackig und glatt. Der arme Twodees, traurig und einsam, steht ganz allein in diesem Waffenladen, und plötzlich tanzen Sie da herein. Was weiter?«
    »Ich hab ihm gesagt, einiges an übler Scheiße aus unserer gemeinsamen Zeit in El Salvador kommt im Frühjahr bei der UNO raus. Daß es aber nicht die ganz üble Scheiße ist. Dann hab ich ihm dringend geraten, auf Tauchstation zu gehen, und ihn ein- oder zweimal gestupst, verbal.«
    »Wie hat er das aufgenommen?«
    »Abgesehen von einer Spitze darüber, daß ich Colonel bin, kam er mir gleichgültig vor. Sogar passiv.«
    General Hudson knurrte ungläubig. »Twodees ist alles mögliche, aber passiv gehört nicht dazu. Er ist halb Mexikaner, vielleicht sogar halb Apache. Wenn der passiv ist, dann war auch Cochise passiv.«
    »Wollen Sie den Rest von meinem Weihnachtslied hören?«
    »Schneller Vorlauf.«
    »Nachdem ich Twodees härter gestupst hatte, hab ich seinen Boss besucht, eine schöne Witwe von neununddreißig Sommern mit Namen Alice Ann Sutterfield.«
    »Jetzt langsamer.«
    »Ich hab Alice Ann erzählt, wie labil Twodees ist, und ihr von den scheußlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit berichtet, die er in El Salvador begangen hätte. Alice Ann hat das alles irgendwie mit Nicaragua und Ollie North verwechselt, den sie immer noch für richtig nett hält. Aber nachdem ich ihr das auseinandergesetzt hatte, hat sie mich gefragt, was sie mit Twodees tun soll.«
    »Und Sie haben gesagt?«
    »Ich hab gesagt, um nicht nur sich selbst, sondern den Ort zu schützen, sollte sie am Weihnachtsmorgen Twodees gleich als erstes feuern und bar auszahlen. Dann hat sie gejammert, von wegen, sie kann ihn nicht feuern, das wär nicht fair, und außerdem schuldet sie ihm drei Wochen Lohn und zwei Wochen Urlaub.«
    »Wieviel, insgesamt?«
    »Brutto eintausendfünfhundertundachtundvierzig Dollar. Abzüglich Bundessteuern und Sozialversicherung macht das netto eintausendundzweiundzwanzig Dollar und dreißig Cents.«
    »Und Einkommensteuer des Staats?«
    »Gibt’s in Wyoming nicht.«
    »Ich glaube, da werd ich mich zur Ruhe setzen«, sagte der General. »Was dann?«
    »Dann sagt sie, es ist absolut unmöglich, Heiligabend, nach Schließung der Banken, soviel Bargeld aufzutreiben. Also sage ich ihr, da dies im Prinzip die nationale Sicherheit berühre, sei auch ihre geliebte Nation dafür verantwortlich. Woraufhin ...«
    »Mein Gott, wie ich so ein beiläufiges ›woraufhin‹ liebe«, sagte der General.
    »Woraufhin ich ihr zweitausend in bar gebe, sie sanft in ihr Schlafzimmer bugsiere und sie ficke, bis sie schielt.«
    Der General gluckste. »Und Twodees?«
    »Der hatte Weihnachten Sheridan bis Mittag verlassen.«
    Der Ausdruck des Generals wechselte von belustigt zu grimmig. » Das gefällt mir nicht. Er macht kein Geschrei. Er verliert nicht die Beherrschung. Er prügelt Ihnen nicht mal, wie mir damals, die Scheiße aus dem Leib. Packt einfach seine Sachen und nimmt den Mittagsbus.«
    »Er ist geflogen«, sagte Colonel Millwed. »Er ist nach Denver geflogen und ungefähr eine Woche lang verschwunden und dann in L.A. wieder aufgetaucht.«
    »Wie haben Sie rausgekriegt, daß Altford ihn angeheuert haben könnte?«
    »Unser Mann bei VOMIT.«
    »Ah«, sagte der General zufrieden, leerte sein Glas, stellte es auf den Tisch und beugte sich vor, die Unterarme auf den
    Oberschenkeln, die Zigarre jetzt in der Rechten. »Was wir
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