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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge
Autoren: Dan Simmons
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einen Trinkspruch auf Fedmahn Kassad aus.
    Das erste und zweite Höhlengrab schienen nirgendwohin zu führen, aber das dritte war mit Labyrinthen auf einer Vielzahl von Welten verbunden. Nachdem ein paar Forscher verschwunden waren, wiesen die Forschungsbehörden der Ousters daraufhin, dass die Labyrinthe in einer anderen Zeit lagen – möglicherweise Hunderttausende Jahre in der Vergangenheit oder Zukunft –, aber auch in einem anderen Raum. Sie gestatteten nur noch qualifizierten Experten Zutritt.
    Brawne, der Konsul und Martin Silenus brachten einen Trinkspruch auf Paul Duré und Lenar Hoyt aus.
    Der Palast des Shrike blieb ein Geheimnis. Als Brawne und die anderen ein paar Stunden später dorthin zurückgekehrt waren, waren die Stufen mit den Leibern verschwunden gewesen, das Innere des Grabes so groß wie früher, nur in seinem Inneren glühte eine einzige erleuchtete Tür. Wer hindurchtrat, verschwand. Niemand kehrte zurück.
    Die Forscher erklärten das Innere zur verbotenen Zone, während sie daran arbeiteten, die in Stein gemeißelten, aber von der Zeit stark erodierten Buchstaben zu entschlüsseln. Bis jetzt hatten sie drei Worte mit Sicherheit entziffert – alle im Lateinischen der Alten Erde –, die übersetzt KOLOSSEUM, ROM und WIEDERBEVÖLKERUNG lauteten. Die Legende hatte sich bereits gebildet, dass dieses Portal zur verschwundenen Alten Erde führte und die Opfer des Baums der Dornen dorthin transportiert worden waren.
    »Sehen Sie«, sagte Martin Silenus zu Brawne Lamia, »wenn Sie nicht so verflixt schnell dabei gewesen wären, mich zu retten, hätte ich nach Hause gehen können.«

    Theo Lane beugte sich vor. »Hätten Sie sich wirklich entschieden, zur Alten Erde zurückzukehren?«
    Martin lächelte sein reizendstes Satyrlächeln. »Nicht in einer Million Jahren. Dort war es schon langweilig, als ich noch da gelebt habe, und es wird immer langweilig sein. Hier pulsiert das Leben.« Silenus brachte einen Trinkspruch auf sich selbst aus.
    Brawne wurde bewusst, dass das in gewissem Sinne zutraf. Hyperion war die Begegnungsstätte von Ousters und ehemaligen Bewohnern der Hegemonie. Allein die Zeitgräber bedeuteten künftigen Handel und Tourismus und Reisen, da sich das Universum der Menschen an ein Leben ohne Farcaster anpassen musste. Sie versuchte sich die Zukunft vorzustellen, wie die Ousters sie sahen, mit gewaltigen Flotten, die die Horizonte der Menschheit ausdehnten, mit genetisch veränderten Menschen, die Gasriesen und Asteroiden und grimmigere Welten als den terraformten Mars oder Hebron besiedelten. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Es war ein Universum, das ihr Kind vielleicht erleben würde – oder ihre Enkelkinder.
    »Was denken Sie, Brawne?«, fragte der Konsul, als das Schweigen sich in die Länge zog.
    Sie lächelte. »An die Zukunft«, sagte sie. »Und an Johnny.«
    »Ah, ja«, sagte Silenus, »der Dichter, der Gott hätte sein können, es aber nicht wollte.«
    »Was meinen Sie, ist aus der zweiten Persönlichkeit geworden?« , fragte Brawne.
    Der Konsul machte eine Handbewegung. »Ich weiß nicht, wie er den Tod des Core überlebt haben könnte. Sie?«
    Brawne schüttelte den Kopf. »Ich bin nur eifersüchtig. Eine Menge Leute scheinen ihn gesehen zu haben. Sogar Melio Arundez hat gesagt, er wäre ihm in Jacktown begegnet.«
    Sie brachten einen Trinkspruch auf Melio aus, der vor fünf
Monaten mit dem ersten Spinschiff aufgebrochen war, das Richtung Netz startete.
    »Alle haben ihn gesehen, nur ich nicht«, sagte Brawne, betrachtete stirnrunzelnd ihr Glas und dachte, dass sie vor dem Schlafengehen noch einige pränatale Antialkoholpillen nehmen musste. Sie stellte fest, dass sie ein bisschen betrunken war; das Zeug konnte dem Baby nicht schaden, wenn sie die Pillen nahm, aber sie selbst hatte es eindeutig erwischt.
    »Ich gehe zurück«, verkündete sie, stand auf und umarmte den Konsul. »Ich muss früh raus, wenn ich Ihren Start bei Sonnenaufgang nicht versäumen will.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie die Nacht nicht im Schiff verbringen wollen?«, fragte der Konsul. »Vom Gästezimmer hat man eine herrliche Aussicht über das Tal.«
    Brawne schüttelte den Kopf. »Alle meine Sachen sind im alten Palast.«
    »Wir reden noch miteinander, bevor ich aufbreche«, sagte der Konsul, dann umarmten sie einander noch einmal schnell, bevor einer Brawnes Tränen zur Kenntnis nehmen musste.
    Martin Silenus begleitete sie zur Stadt der Dichter zurück. In der hell erleuchteten
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