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Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)

Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)

Titel: Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
Autoren: Shea A`Taria
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Schon bald galoppierten sie an der Seite ihres Vaters und Catharina blickte vergnügt lachend in sein Gesicht.
    Noch immer konnte sie sich über jene kantigen Züge wundern, die in nahezu vierzig Jahren ohne Kerben und Falten geblieben waren. Selbst die silbernen Strähnen, die sein umbrabraunes Haar durchzogen, wirkten beinahe zeitlos.
    Catherina jedoch war es gleich, wie stattlich und schön ihr Vater geblieben war. Sie brauchte allein seine blitzend jadegrünen Augen, deren Liebe, Lebensfreude, Stolz und Zuneigung sie wärmten, wie nichts sonst auf dieser Welt. Seine starken Hände, die seine Tochter durch die Luft gewirbelt hatten, sie in seine Umarmung zogen, sooft beruhigend auf ihren zierlichen Schultern lagen und sie niemals je geschlagen hatten.
    Selbst Catharina wusste wie ungewöhnlich dies war. Doch alles an ihrem Vater, alles an ihrem Leben war stets ungewöhnlich gewesen.
    „Wohin soll ich dir vorausreiten, alter Mann?“, fragte Catharina neckend, fern jenen demütigen Tones, der sich einer Frau geziemte.
    „Du darfst mir gerne nach Hause folgen!“, spottete ihr Vater. „Diesen Weg kennst du ja, falls ich dich hinter mir verlieren sollte, Kleines.“
    Sie reckte herausfordernd das Kinn und legte ihre Schenkel fest an Nox´ angespannte, biegsame Seiten.
    „Wenn du die Hütte betrittst, brennt schon ein Feuer im Kamin!“
     
    Schließlich brachen sie beinahe zugleich durch den dichten Farn und preschten auf die sonnenbefleckte Lichtung. Das aufgeregte Gackern von Isolde, der grantigen Hausgans, übertönte nun das Schnaufen ihrer Pferde.
    Die windschiefe Steinhütte kauerte vertraut zwischen Moosen und Wildblume, ein kleiner Bach floss munter plätschernd an den Stallungen vorbei. Selbst der Geruch der jungen Tannennadeln und des ferneren Meeres roch für Catharina nach Heimat.
    Im nächsten Lidschlag sah sie einen eisgrauen Schatten unter dem Türbalken auftauchen. Ihr Wolfshund, springend, leichtblütig und ruhelos wie ein Welpe.
    „Nubes!“ Geschmeidig glitt das Mädchen aus dem Sattel und legte die Arme um seinen zottigen Hals, bevor er in seinem Übermut ihre Pferde umwerfen konnte. Die raue Zunge fuhr pfeilschnell über Catharinas Wange und sie prustete empört. „Böser Wolf!“, lachte sie, vergeblich darum bemüht, streng zu klingen.
    Nubes Bernsteinaugen blickte sie mehr erwartungsvoll denn reumütig an. Er neigte den Kopf und sein Schweif zerwühlte die goldbraunen Gräser.
    Strahlend beugte sich Catharina etwas nach vorn und sang mit kaum vernehmbarer Stimme in sein Ohr:
     
    „Kleiner Wolf, hörst du mich, meine Stimme führe dich.
    Folgst du meinem Lachen, hell in tiefster Nacht?
    Goldaugen durchdringen die Schatten, deine Sinne sind erwacht?
    Kleiner Wolf, siehst du mich, tanz´ mit mir im Mondeslicht.“
     
    Nubes schob seine Stirn in ihre Handfläche und knurrte beglückt.
    Noch einmal fuhr sie durch das wolkengraue Fell, dann erhob sie sich schwungvoll und nahm Nox´ Zügel wieder auf. Der zufriedene Wolfshund hingegen schnupperte nunmehr an dem erjagten Kaninchen, das von ihrem Gürtel baumelte.
    „Freust du dich schon auf dein Abendessen, mein Schöner?", fragte sie amüsiert. „Vater trällert auch schon vor sich, seit wir es in der Schlinge entdeckten! Aber das Holzhacken haben wir bisher alle …“
    Catharina wandte sich lächelnd ihrem Vater zu und die letzten Worte der Neckerei erstarrten in ihrer Kehle.
     

„Papa!“
    Noch immer saß er auf dem Rücken des Schimmels, doch sein Gesicht war leichenblass und schmerzverzerrt. Seine zuckende Hand hielt er vor der Brust geballt, mit der anderen krallte er sich ins Sattelhorn und versuchte keuchend das Gleichgewicht zu halten.
    Zutiefst erschüttert stürmte sie an die Seite ihres Vaters, umklammerte hilflos sein Handgelenk und versuchte ihn zu stützen, als er besinnungslos zu Boden sank.
    Der Schimmel sprang erschrocken zurück, die schwingenden Zügel peitschten gegen seine Schultern.
    Catharina kniete sich vor dem dunkelhaarigen Mann nieder, zerriss im selben Atemzug seine schwarze Cotte. „Vater, kannst du atmen?“
    Ihre Stimme durchschnitt verzweifelt den trällernden Gesang der Vögel.
    Das Mädchen strich ihm das schweißnasse Haar aus der Stirn und bettete seinen Kopf behutsam auf dem tauglitzernden Moos.
    Blinzelnd flatterten die Lider ihres Vaters, doch sein Blick war verschleiert von Qual.
    „Alles in Ordnung, Cathi …“ Seine Lippen bogen sich zu einem Lächeln, kraftlos wie das Flüstern. „Es ist
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