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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow
Autoren: Willibald Alexis
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Fließ ist nicht tief.«
    »Und darum solchen unnützen Mund! Nicht wahr? Hätte ich nur mehr Wasser geschluckt, dann müßte ich das Maul halten.«
    »Das ist böse Rede, Vetter.«
    »Wär' es Hans Jochem gewesen, der wäre gleich fortgelaufen, er hätte sich nicht geschüttelt, daß die Tropfen spritzten. Aber Du hättest auch nicht lachen können, wie über einen Pudel. Den Spaß habe ich Dir doch gemacht.«
    »Hans Jürgen, nun höre auf. Hans Jochem ist auch ein guter Junge, aber er hätte sich wohl erst bedacht, ob er sein neu Wams naß machen dürfe.«
    »Meinst Du das, Eva?«
    Sie hielt ihm wieder ihre Hand hin: »Vetter, lauf an's Feuer und trockne Dich, dann wirst Du nicht so wirsch sprechen. Daß ich die Meise fliegen ließ, das war nicht recht von mir. Es überkam mich gerade so. Ich wollte es Dir auch abbitten, aber ich hab's nicht gethan. Und damals, wie ich von der Muhme kam, da schämte ich mich nur, daß ich mich so gegrault hatte, und da sprangen die Hunde mich an. Ich hab's Dir aber wohl im Herzen behalten, wie Du mich durch den Wald führtest, der gar zu grauslich war und so lieb zu mir sprachst, daß ich mich nicht fürchten sollte. Bis ich einschlief, hab ich zur Mutter Gottes gebetet – für Dich auch, Hans Jürgen.«
    »Hast Du das! –« der Bursch sah finster vor sich hin. »Das ist hübsch von Dir. Und weißt Du, Eva, ich hab's mir auch gedacht, daß Du so thätest. Freilich, was die Mutter Gottes hört, das hört kein anderer Mensch.«
    Eva Bredow senkte auch die Augen. Sie verstanden sich. Beide schwiegen. Es thut nicht gut, Alles auszusprechen. Hans Jürgen hub zuerst wieder an:
    »Nun geh nur schnell fort, daß sie Dich nicht vermissen und nichts merken. Du kannst auch über mich lachen vor den Andern, so viel Du willst, ich will Dir drum nicht bös sein und es nicht vergessen, was Du mir hier gesagt hast. Aber es wird auch mal eine Zeit kommen, wo sie mich nicht hänseln sollen, wo sie mich nicht in den April schicken sollen und nicht hinstellen, vor den alten Büchsen Wache stehen. Und dann, und dann –«
    »Hans, wo willst du hin?«
    »Geh nur, ich komme nach.«
    »Aber Du hast mir noch nicht die Hand geschüttelt, daß Du mir wieder gut bist.«
    »Ach was, es könnt Einer sehen.«
    »Daß Du weinst, Hans Jürgen, das schickt sich nicht.«
    »Ich weine nicht,« sagte er barsch, und wollte fort.
    »Wohin?«
    »Die Bank holen. Sie schwimmt zu weit. Geh du nur zu Deinen Krausen und Tüchlein. Ich habe sie Dir wieder hingebracht, eh's Einer merkt.«
    Aber sie rief ihn mit einem solchen Ton zurück, daß er folgen mußte.
    »Die Waschbank ist ein altes Brett, die Fischer werden sie schon auffangen, daß sie nicht in die Havel läuft. Auch ist die Wäsche nun vorüber und die Sonne geht zur Rüste. Hilf mir lieber meine Bleichstücke zählen und zur Mutter tragen, die anderen Mädchen sind zu wirrig, und Jede denkt nur an ihren Part.«
    »Ich, Eva?«
    »Böses ist's doch nicht, Hans Jürgen. Da greift ja ein Jeder mit an.«
    »Ich will Dir die Stücke zählen und zusammenlegen und bis an den Busch tragen, dann will ich mich schon fortschleichen, daß Keiner es sehen soll.«
    »Was denn, Hans Jürgen?«
    »Nun, ich meine nur, daß Keiner Dich drum auslacht, weil Du's mit mir hältst.«
    »Komm!« rief Eva, und als er noch zauderte, ergriff sie ihn bei der Hand.
    Sie rannten Hand in Hand den Hügel hinab, und grad dahin, wo ihre Schwestern und die anderen Mädchen beschäftigt waren, die Stücke von der Bleiche aufzurollen und von den Seilen abzunehmen. Lachend rief sie: »Hier bring ich Einen, der uns helfen soll. Der Faulpelz meinte, er thäte genug, wenn er Maulaffen feil hätte vor einer Eselshaut. Aber ich habe ihm bedeutet, daß es damit nicht gethan ist. Hans Jürgen ist heut mein Knappe und ich lasse nichts auf ihn kommen. Ohne ihn, wo wären meine Tüchlein und Krausen!«
    Sie erzählte mit Zungenfertigkeit eine glaubwürdige Geschichte, wie die Bank sich vom Ufer losgerissen. Diesmal war aber nicht sie darauf ins Weite geschwommen, sondern nur alle ihre schöne, feine Wäsche, die in Schilf, Moor und Wasser vielleicht zerstreut, vielleicht verloren wäre, wenn Hans Jürgen nicht zur Stelle und kein so guter Schwimmer gewesen wäre. Dafür belud sie ihm auch Schultern und Arme mit so viel er nur tragen konnte; ja der vorige Uebermuth schien wieder anzuklopfen, als sie ihm sogar eine Flügelhaube, für die sie keinen andern Ort fand, auf den Kopf setzte. Als er ein ernsthaftes
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