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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Autoren: Ari Marmell
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mehr als ein Wechsel der Jahreszeiten war nötig, ihn aufzuhalten. Er hatte geschworen, Morthûls Macht diesmal wirklich ein Ende zu bereiten, und diesen Schwur wollte er halten.
    DuMarks Gestalt löste sich auf und verschwand wie eine Fata Morgana aus den Gemäuern des Schlosses. Vorbereitungen mussten getroffen werden, und selbst einem Mann, der so mächtig und einfallsreich war wie er, blieb dafür nur wenig Zeit.

1    WÜSTES LAGER
    Schatten tanzten in trägen Kreisen durch den Thronraum der Eisernen Burg. Die undurchdringlichen Wände, geschmückt mit zahlreichen Schädeln aus Dutzenden von Völkern, schienen sich im wechselhaften Licht zu bewegen. Und vielleicht bewegten sie sich tatsächlich, gelenkt von den Launen ihres Herrn und Meisters.
    Auf dem großen Marmorthron saß der Leichenkönig, nach vorn gebeugt. Der rechte Ellenbogen ruhte auf der Armlehne des großen Throns, und das Kinn war auf die knochige Faust gestützt. Ledrige Haut, die sich nach dem von Ananias duMark angerichteten Schaden nur teilweise neu gebildet hatte, schuf eine Grimasse, die zu gleichen Teilen Zorn, Langeweile und Niedergeschlagenheit zeigte. Wenn Morthûl menschlich gewesen wäre, hätte man von … Melancholie und Schwermut sprechen können.
    Das Geräusch von Schritten vertrieb die fast heilige Stille aus dem Raum, und Vigo Havarren näherte sich dem Leichenkönig.
    »Herr?« Der schmächtige Zauberer sprach leise. »Herr, Ihre Majestät die Königin ersucht um eine Audienz.«
    Morthûl bewegte sich nicht. Die in den Marmor des Throns geritzten Gesichter – Dutzende von schmerzerfüllten Fratzen – wirkten lebendiger als er. »Ich habe gesagt, dass ich niemanden sehen will. Das gilt auch für meine liebevolle Frau.«
    »Nun gut, mein König, ich …«
    »Übrigens erinnere ich mich nicht, für Euch eine Ausnahme gemacht zu haben«, fügte der Leichenkönig unerbittlich hinzu.
    »Ich … das heißt, Königin Anne hat mir ausdrücklich befohlen, in ihrem Namen um eine Audienz zu bitten. Ihr habt uns oft darauf hingewiesen, dass wir in Eurer Abwesenheit der Königin so gehorchen sollten, als kämen die Anweisungen von Euch. Ich dachte …«
    »Ihr sollt nicht denken, Havarren. Das könnt Ihr nicht besonders gut.« Der Herr der Eisernen Burg hob schließlich den Kopf und sah den blonden Zauberer an. »Da Ihr schon einmal hier seid … Gibt es irgendwelche Fortschritte?«
    Der Magier schüttelte widerstrebend den Kopf. »Leider nicht, Herr. DuMarks Zauber haben sich als besonders mächtig erwiesen.«
    Ohne weiteren Kommentar stützte Morthûl das Kinn wieder auf die Knochenfaust und starrte erneut ins Leere.
    Havarren schüttelte ein zweites Mal den Kopf, aber diesmal fast unmerklich. Morthûl hatte sich an Dororam gerächt, dem Monarchen, der duMark und seinen Gefährten oft dabei geholfen hatte, die Verteidiger von Kirol Syrreth zu überwinden. Seit gut einem Monat suchte der Dunkle Lord nach den Leuten, denen es gelungen war, in die Eiserne Burg einzudringen, nach dem Abschaum, der es gewagt hatte, den uralten Zauber des Leichenkönigs zu stören.
    Doch diese Bemühungen waren ohne Ergebnis geblieben. DuMark wusste natürlich, dass seinen Freunden Gefahr drohte, und offenbar hatte er einen so guten Tarn- und Schutzzauber gewoben, dass nicht einmal die gemeinsamen Anstrengungen von Morthûl und Havarren imstande gewesen waren, die betreffenden Personen ausfindig zu machen. Auch die vielen Spione des Leichenkönigs hatten sie nicht finden können.
    Schließlich hatte das alles seinen Tribut gefordert. Das Versagen des großen Zaubers, der die Krönung all seiner Arbeit hatte darstellen sollen, das vergebliche Bemühen, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen … Es schien den Dunklen Lord gebrochen zu haben. Morthûl hatte sich immer mehr von den täglichen Aufgaben der Herrschaft über sein Reich zurückgezogen. Die verschiedenen Horden-Völker, unzuverlässige Verbündete selbst in besten Zeiten, kehrten zu ihren traditionellen Rivalitäten zurück. Die menschlichen Offiziere hatten bisher den Frieden gewahrt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr Einfluss nicht mehr ausreichte.
    Schlimmer noch: Havarren hatte vor kurzer Zeit erfahren, dass König Dororam, erzürnt über den Tod von Prinzessin Amalia, eine große Streitmacht aus den Heeren der Verbündeten Königreiche zusammenstellte. Elfen bereiteten sich darauf vor, neben Zwergen zu marschieren, Halbelfen neben Feen, Gilorale neben Menschen. Wenn das
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