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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle
Autoren: Paul C. Doherty
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gehen?«
    »Seigneur, gibt es nicht Verbindungen zwischen dem Orden und den Assassinen?«
    De Molay brachte den Widerspruch seiner Gefährten zum Verstummen.
    »Wir hatten früher mit ihnen zu tun, genauso wie Euer König mit verschiedenen Kalifen und Sultanen zu tun hatte, ganz zu schweigen von den A nf ührern der Mongolen. Sagt mir, worauf Ihr hinauswollt.«
    »Monsieur de Craon ist der Meinung«, fuhr Corbett fort, »daß der Meuchelmörder ein abtrünniges Mitglied, ein Renegat Eures Ordens ist!«
    Bei diesen Worten sprangen die Kommandanten des Templerordens auf, und einige Stühle fielen polternd um. Baddlesmere zog seinen Dolch. Symmes deutete hochrot vor Wut auf Corbett. »Wie könnt Ihr es wagen?« brachte er nur mit Mühe hervor. »Wie könnt Ihr es wagen, uns des Hochverrats anzuklagen? Wir sind Männer Christi. Wir geben unser Leben und unser Blut, um den heiligen Glauben an Gott zu verteidigen.«
    »Setzt Euch!« rief de Molay. »Alle!« Sein sonnengebräuntes Gesicht war aschfahl geworden, und seine Augen funkelten mordlüstern.
    »Nehmt wieder Platz!« befahl de Warrenne. »In Gegenwart des Königs eine Waffe zu ziehen ist Hochverrat.«
    »Ich habe Gerüchte über die Vorfälle in Paris gehört«, erklärte de Molay. »Und ich halte sie vorerst für skurriles Geschwätz. Kann de Craon beweisen, was er da von sich gegeben hat?«
    »Einiges spricht für seine Behauptung«, sagte Edward. »Erstens wurde am Tage des Überfalls auf Philipp ein Soldat mit dem Umhang der Templer gesehen, wie er eilig aus dem Bois de Boulogne floh. Zweitens sind die Templer sowohl in London als auch in Paris. Drittens kennen die Templer die Rituale der Assassinen, die Dolche, die rote Seide, das Sesambrot und die dreifache Botschaft. Viertens«, Edward richtete sich hoch auf und deutete auf de Molay, »wißt Ihr ebenso gut wie ich, Monseigneur, daß es viele im Orden gibt, einige sitzen vielleicht sogar hier mit am Tisch, die glauben, daß der Templerorden nur deswegen aus dem Heiligen Land vertrieben wurde, weil ihn die Königreiche im Westen nicht ausreichend unterstützten. Und schließlich«, Edward schaute an die Decke, »ja, schließlich möchte ich noch folgendes sagen. Vor dreißig Jahren versuchten die Assassinen, mich umzubringen. Es gelang ihnen nicht, denn ich erschlug den Angreifer mit einem Hocker. Kaum einer weiß von diesem Überfall. Die meisten, die damals dabei waren, sind inzwischen tot. Aber die Templer haben davon Kenntnis.«
    »Gibt es noch etwas?« fragte de Molay müde.
    Corbett, den der Ärger, den seine Worte ausgelöst hatten, nicht sonderlich beeindruckt hatte, fuhr in sachlichem Ton fort.
    »Seit der Regierung des letzten Königs besitzen die Templer das Herrenhaus Framlingham an der Straße nach Botham Bar, unweit von York. Normalerweise kümmern sich Verwalter und Amtmänner darum. Seit zwei Wochen jedoch, seit Ihr in York weilt, ist von seltsamen Vorfällen die Rede, von nächtlichen Feuern im Wald und davon, daß bestimmte Räume und Gänge nicht mehr betreten werden dürfen...«
    »Das ist alles Unsinn!« unterbrach ihn Branquier. »Wir sind ein religiöser Orden. Wir haben unsere Rituale. Sir Hugh, die Templer sind eine weitabgewandte Gemeinschaft. Wir erzählen einfach nicht jedem, was wir machen. Der König oder Ihr selbst würdet auch nicht jedem erlauben, die Räume der Kanzlei in Westminster oder die Gewölbe des Schatzamtes im Tower zu betreten.«
    »Das ist etwas anderes«, entgegnete Corbett. »Sir Richard Branquier, Ihr habt uns eine Goldmünze gezeigt, die sicher nicht aus der königlichen Münze stammt. Mit Verlaub, aber diese Goldmünzen tauchten im letzten Monat zum erstenmal auf, also als Ihr und Eure Gefährten in Framlingham einzogt.«
    Die Kommandanten des Templerordens widersprachen lautstark und schlugen mit den Fäusten auf den Tisch. Sie stellten alles in Abrede, was Corbett vorgebracht hatte. De Molay hielt sich zurück. Er verfügte über jene eiserne Disziplin, für die der Templerorden so berühmt war.
    »Sprecht weiter, Sir Hugh«, meinte er resigniert. »Wofür sollen wir noch verantwortlich sein? Doch nicht etwa auch für diesen seltsamen Todesfall auf der Straße nach Botham Bar?«
    Corbett lächelte schwach. »Da Ihr die Rede darauf bringt, Monseigneur, zwei Nonnen, Cecilia und Marcia, und ihr Führer Thurston erschienen vor dem Bürgermeister und den Stadtältesten und schworen, daß ein Pferd mit der unteren Hälfte eines Mannes an ihnen vorbeigaloppiert sei,
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