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Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Titel: Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers
Autoren: Wolfgang Zdral
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Identität zu schlüpfen? Dass er plötzlich seinen Familiensinn entdeckte und den letzten Wunsch von Georg Hiedler erfüllen wollte, ist auszuschließen. Dazu wäre bereits nach dessen Tod reichlich Gelegenheit gewesen, und die lange Wartezeit machte keinen Sinn. Auch der »Makel« seiner unehelichen Geburt hatte Alois all die Jahre weder gestört noch behindert. Für den Beruf war die Namensänderung ohne Belang, denn Alois war zu jener Zeit bereits unkündbar und hatte die ersten Stufen seiner Karriereleiter erklommen. Die Antwort liegt bei seinem Ziehvater Nepomuk. Der wollte sein Erbe regeln und Alois zum Hauptnutznießer bestimmen. Nepomuk hatte nur drei Töchter und keinen offiziellen männlichen Nachkommen. Deshalb war nach dem Tod seiner Ehefrau die Zeit reif, den Zögling Alois, auf den er so stolz sein konnte, als Erben für das Gros des Vermögens zu wählen und diesen Pakt mit der Namensänderung zu besiegeln.
    Zwar fehlen aussagekräftige Dokumente über diese Erbschaftsregelung, aber nach dem Tode Nepomuks im Jahre 1888 fanden die anderen Kinder kein Vermögen mehr vor, während sich Alois, der selbst nur über ein bescheidenes Sparguthaben verfügt hatte, im selben Jahr plötzlich ein Bauernanwesen in Wörnharts bei Spital leisten konnte, das die stattliche Summe von über 4 000 Gulden kostete. Es liegt also nahe anzunehmen, dass Nepomuk die finanziellen Dinge schon im Vorfeld geregelt hatte, wohl auch, um lästige Steuern zu umgehen – ein Verhalten, das auch in der heutigen modernen Zeit noch recht beliebt ist. Dazu passt der Schwindel, mit dem Nepomuk die Namensänderung von Alois in die Wege leitete, ganz gut. Die drei Zeugen, die Nepomuk auftrieb, waren nämlich alles Kumpel aus dem eigenen Umkreis: Josef Romeder war sein Schwiegersohn, Breiteneder und Paukh Verwandte. Es liegt auf der Hand, dass sich die vier vorher absprachen, um die überraschende Gedächtnisleistung glaubhaft zu machen, sich nach so vielen Jahren an die Aussage eines Verstorbenen zu erinnern, den die Zeugen allenfalls flüchtig kannten.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte Nepomuk noch bessere Gründe als diese, eine Namensänderung seines Ziehsohnes zu wünschen: Alles deutet nämlich darauf hin, dass in Wirklichkeit Nepomuk der Vater von Alois war, und nicht, wie vor Notar und Pfarrer angegeben, sein Bruder Georg. Die Indizien dafür sind zahlreich: Georg Hiedler heiratete Alois’ Mutter erst fünf Jahre nach dessen Geburt, es existieren keinerlei Hinweise darauf, dass der vagabundierende Müllergeselle bereits Jahre zuvor ein Verhältnis mit Maria Anna gehabt, geschweige denn, sich überhaupt im gleichen Dorf aufgehalten hatte. Wichtigstes Argument gegen die Vaterschaft Georgs: Er selbst hat Alois auch nach der Heirat mit Maria Anna nie nachträglich als Sohn legitimieren lassen, obwohl das üblich war. Selbst die Mutter, die bei der Geburt Alois’ den Erzeuger verschwiegen hatte, änderte daran nach der Hochzeit nichts, obwohl es das Natürlichste der Welt gewesen wäre, den gemeinsamen Sohn vor dem Gesetz in den Familienverbund aufzunehmen. Und schließlich kümmerte sich Georg Hiedler nach der Eheschließung auch nicht um seinen angeblichen leiblichen Sohn. Stattdessen gab die Mutter ihr einziges Kind zu – Nepomuk. Dort wuchs der Bub wohl behütet auf, angenommen wie der eigene Sohn und am Ende als Haupterbe begünstigt. Mangels eindeutiger Quellen kann die Frage nach dem Vater nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden. Viele Historiker halten die Vaterschaft Nepomuks jedoch für die wahrscheinlichste Variante. 7
    Das hätte allerdings eine fatale Konsequenz: »Adolf Hitler war das Produkt einer dichten Inzucht«, 8 schreibt der Historiker Werner Maser. Denn Nepomuk Hüttler war demnach nicht nur Großvater von Adolfs Mutter Klara, die eine Tochter von Nepomuks Tochter Johanna war, sondern zugleich auch der Großvater Adolfs. Alois hätte also nicht nur, wie nach der offiziellen Lage der Dinge, eine Cousine zweiten Grades geheiratet, sondern sogar eine Enkelin seines Vaters. Derart enge verwandtschaftliche Beziehungen stehen nicht ohne Grund in den meisten Kulturen unter Inzesttabu und waren – bei aller Umdeutung, die der Begriff der Blutschande durch Hitlers Rassentheorien erfuhr – auch im späteren Nazideutschland verboten. Die Tatsache, dass vier der sechs Kinder Klaras offenbar eine schwächliche Konstitution hatten und früh verstarben, spricht für diese Inzestthese.
    Hätte Alois seinen Namen nicht
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