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Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Titel: Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers
Autoren: Wolfgang Zdral
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war ein unruhiger Geist«, wie ein Kollege es nannte.
    Die Unfähigkeit, sesshaft zu werden und zur Ruhe zu kommen, manifestiert sich zudem in den Immobilientransaktionen Alois’. Das Gehöft und Grundstück in Wörnharts, das er nach dem Tode Nepomuks kauft, veräußert er drei Jahre später schon wieder. Die Tradition der Waldviertler, sich auf eigenem Grund und Boden niederzulassen, lässt Alois kalt. Der Begriff Heimat hat für ihn keine Bedeutung, so etwas wie geographische Wurzeln kennt er nicht. Genauso wenig, wie ihm die eigene Familie eine Heimat ist. Als er 1895 in Pension geht, zieht es Alois weder zurück zu den Orten seiner Kindheit im Waldviertel noch in die Großstadt Wien, zu den Plätzen seiner Jugend. Auch den Grenzort Braunau hat er nicht ins Herz geschlossen, wo er mehr als 24 Jahre gelebt hat und der noch am ehesten als Heimat zu bezeichnen wäre – immerhin ließen sich von dort aus seine früheren Lebensstationen und Verwandten bequem aufsuchen. Stattdessen kauft Alois ein umfangreiches landwirtschaftliches Anwesen in Hafeld bei Lambach an der Traun. Dort versucht er nochmals, das Landleben zu genießen. Alois probiert eine Existenz als Hobby-Landwirt, im Prinzip die gleiche Idee, die moderne Aussteiger mit dem Bauernhof im Chiemgau oder dem Rustico in der Toskana verfolgen. Das Resultat war für Alois genauso verheerend wie für viele Quereinsteiger heutiger Zeit: Die Arbeit mit den 38 000 Quadratmetern Acker und Wiesen überforderte ihn, zudem fraß der Besitz mehr Geld als er brachte. Zwei Jahre später muss Alois das Abenteuer Landwirtschaft wieder aufgeben, er verkauft den Besitz und erwirbt stattdessen ein Wohnhaus mit kleinem Garten in der Michaelsbergstraße 16 in Leonding bei Linz – im Vergleich zu den einsamen Weilern zuvor ist das wie der Wechsel in eine Großstadt. Dies sollte Alois’ letzter Umzug bleiben.

    Alois Hitler senior im Alter

Mutter Klara und ihre Kinder
    Die dunklen Seiten ihres Mannes waren Klara Hitler wohl bewusst. Sie kannte ihn schließlich schon von klein auf, erlebte seine Verhältnisse mit Frauen aus nächster Nähe. Und doch fügte sie sich ohne Klagen in ihr Los. Ihre Leidensfähigkeit wirkt geradezu übermenschlich, besonders, was ihre Rolle als Mutter betrifft. Denn viel mehr noch als die Stellung der Ehefrau beherrschte die Mutterschaft das Leben der Klara Hitler. Im Haushalt lebten bereits die zwei Kinder Alois junior und Angela aus der zweiten Ehe ihres Gatten. Sie selbst brachte sechs Kinder zur Welt – und ein tragisches Schicksal lag über allen.
    Das erste Kind Gustav wird im Mai 1885 geboren, die Hochzeit im Januar hat gerade noch rechtzeitig den Makel der Unehelichkeit verhindert. Bereits ein Jahr später, im September 1886, bekommt Klara ihre Tochter Ida. Das ungetrübte Mutterglück dauert ein Jahr. Im Spätherbst 1887 erkrankt Gustav an Diphtherie. Klara ist zu der Zeit bereits wieder schwanger. Ihr Neugeborenes, Sohn Otto, steckt sich höchstwahrscheinlich ebenfalls mit der heimtückischen Krankheit an und lebt nur ein paar Tage. Die Familie hat kaum das Baby zu Grabe getragen, da stirbt am 8. Dezember der Erstgeborene Gustav. Nicht allein der Trauerfall überschattet das Weihnachtsfest, zudem muss sich Klara Sorgen um ihre Tochter Ida machen, die ständig hustet – ein Zeichen für Diphtherie. Am 2. Januar scheidet auch die Kleine aus dem Leben. Klara hat also innerhalb weniger Wochen eine Geburt und drei Todesfälle zu verkraften. Auch wenn damals die Kindersterblichkeit höher war als heute – für eine Mutter gibt es nichts Schlimmeres als den Tod des eigenen Kindes. Und von diesem Schlag gleich dreimal getroffen zu werden, zeichnet einen Menschen für sein Leben.
    Sechs Monate nach Idas Ableben wird Klara wieder schwanger. Am 20. April 1889 ist es soweit: An diesem Karsamstag um halb sieben Uhr abends, bei sieben Grad Außentemperatur, wird in Braunau in der Wohnung der Hitlers im »Gasthof zu Pommer« Klaras Sohn geboren. Am Ostermontag um Viertel nach drei Uhr sprenkelt der katholische Pfarrer Ignaz Probst Weihwasser auf das Kind, tauft es auf den Namen Adolf Hitler und gibt ihm Gottes Segen. Mit dabei sind Klaras Schwester Johanna Pölzl und die Hebamme Franziska Pointecker. Als Paten stehen im Taufbuch »Johann und Johanna Prinz, Privat in Wien III, Löwengasse 28«. Die Mutter ist zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt, der Vater 51 Jahre.
    Die Vermutung drängt sich auf, dass Klara nach diesen Dramen mit ihren früh verstorbenen
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