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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herauszubekommen gewesen. Wobei Torgon der Hammer eindeutig das größere Kind war.
    Besser, sie wusste gar nicht so genau, was sich Torgon wieder ausgedacht und Kyrill mit freudig aufgeregtem Lachen quittiert hatte. Obwohl … am Ende würde wieder sie es ausbaden müssen, wenn sie irgendjemandem einen Streich spielten. Aber ändern konnte sie daran dann sowieso nichts mehr.
    Immerhin – alles war besser, als sich um die Kranken kümmern zu müssen, wie in der ersten Zeit nach Dragosz’ Tod. Bevor sie mithilfe des Runzelkrautes, das sie aus dem Schlingpflanzenwald geholt hatten, sowie einiger anderer Zutaten ein wirkungsvolles Heilmittel zusammengebraut hatten, waren die Ersten von ihnen bereits durch die tückische Krankheit entstellt gewesen – und Zakaan wirkte durch seinen nimmermüden Einsatz nur noch wie ein Schatten seiner selbst. Aber schließlich war es doch der Schamane gewesen, der auf die richtige Rezeptur gekommen war, und sie hatte das Ganze dann zu einem wirkungsvollen Heiltrank zusammengebraut.
    Mittlerweile war die Leichengrube im Wald mit Kalk erstickt, und die Krankheit, die so schreckliche Entstellungen bei ihren Opfern hervorgerufen hatte, aus ihrem Alltag verbannt. Auch die Männer Nors, die Lexz bei ihrer ersten Begegnung für Dämonen gehalten hatte, waren mit dem Trank geheilt worden.
    Was sie sehr gefreut hatte, war, dass nach einer Zeit großer Schwäche auch der Schamane durch ihre Hilfe wieder zu Kräften gekommen war. »Ich sehe doch gar nicht ein, jetzt einfach so zu sterben«, hatte er gesagt. »Schließlich muss ich auf euch alle noch ein Weilchen aufpassen.«
    Nun, das mit dem Aufpassen mochte ja ganz gut gelingen, was sie, Lexz und die anderen Erwachsenen anging. Nur, wenn er mit seinen immer klug gewählten Ratschlägen auch auf Torgon und Kyrill einzuwirken versuchte, so biss er auf Granit. Die machten nur das, was sie wollten – dies dann aber meist auf eine Art, dass man ihnen letztlich nicht böse sein konnte.
    Arri seufzte, riss den Blick vom Einbaum los und nahm die Abzweigung zu dem Steg, der zur Hütte der Ältesten führte. Nach dem Wideraufbau war das Pfahldorf noch größer und schöner geworden, als sie und Dragosz sich das jemals hatten vorstellen können. Es waren im Prinzip drei auf Pfählen errichtete Inseln, aus denen das Dorf nun bestand, und dazwischen einige wenige Plattformen für den neuen überdachten Backofen, die Hütte der Ältesten, die Anlegestellen, Furlars Töpferstelle und einige andere Handwerksbereiche. Der Zugang bestand aus einem breiten Steg, der sich in eine Vielzahl schmaler Stege verzweigte.
    Seitdem Ragoks Leute hier angekommen waren, barst das Pfahldorf geradezu vor Leben. Das Hämmern und Sägen der Handwerker erfüllte die Luft genauso wie das Plätschern der Wellen an den Stegen und Booten. Zum Glück war inzwischen auch das Geschrei kleiner Kinder dazugekommen, ein Zeichen, dass das Leben wieder in geordneten Bahnen verlief und die Frauen ihren Nachwuchs gesund zur Welt brachten.
    Als sie weiterging, verspürte Arri ein Kribbeln in der Magengegend, das ihr nur zu gut bekannt war. Sie freute sich unendlich darauf, Lexz wiederzusehen. Er war zusammen mit seinem Vater in Goseg gewesen, um mit Nor neue Handelsbedingungen auszuhandeln – und nun fieberte sie schon seit Tagen seiner Rückkehr entgegen.
    Die Holzplanken knirschten unter ihren Füßen, als sie ihre Schritte beschleunigte. Sie war jedoch tief in Gedanken und bemerkte beinahe zu spät, dass ihr jemand entgegenkam.
    Es war ausgerechnet Kenan, der Schmied und … Isanas Vater. Er wirkte alt geworden. Sein Bart war grau, das Haupthaar weiß und licht. Noch immer war sein Gang der eines großen starken Bären. Aber seine Schultern hingen ein Stück herab, und seine Haltung war fast so gebeugt wie die Abdurezaks, wenn der Älteste es überhaupt noch schaffte, seine Hütte zu verlassen.
    Arri nickte Kenan hastig zu und wollte sich schon an ihm vorbeidrücken. Einen Augenblick lang sah es so aus, als ob der Schmied stehen bleiben und sie am Arm packen wollte, um sie aufzuhalten. Doch dann sagte er nur: »In Goseg ist alles gut gelaufen.« Und ging weiter.
    Es klang hilflos, und Arri konnte ihn nur zu gut verstehen. Mit übertriebener Hast lief sie weiter, nur schnell weg von dem Schmied. Der Anblick des großen und einst so stolzen Mannes beschwor hässliche Erinnerungen in ihr herauf, und ihre Vorfreude auf Lexz drohte sich bereits in etwas anderes, Hässliches zu
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