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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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unvergänglich, Liebes, es überdauert alles, selbst den irdischen Tod. Es bewirkt sogar, dass wir uns stets wieder finden, Leben für Leben. Erfreulich, das zu wissen, nicht?“
Er fühlte auf seinem Arm, wie sie nickte und fühlte ebenfalls, dass ihr anfängliches Zittern verschwunden war.
So blieb sie weiter still in seinem Arm liegen, bis sie über den Flur jemanden ankommen hörten. Darauf richtet sie sich auf und lächelte ihren geliebten Mann aus wieder glücklichen Augen an.
Gernod, der seit vorgestern bei seinen endlich wieder zueinander gefundenen Eltern weilte, trat mit einer großen Platte auf der Hand zur Tür herein: „Apfelkuchen, frisch vom Blech.“
„Ei, wie lecker!“
Er setzte sich zu ihnen in den Erker und reichte jedem mit einer Serviette ein Stück Kuchen.
Siebzehn war Gernod jetzt und bereits eine männliche Erscheinung, wenngleich ätherhaft wie Siglind. Bemerkenswert war seine geschult klangvolle Stimme, sie erinnerte schon an die eines Skalden. Auch merkte man ihm die priesterliche Erziehung an, er benahm sich ebenso zurückhaltend wie aufmerksam.
Nun reichte er seiner Mutter ein zweites Stück Kuchen, und wie er auch seinem Vater noch eins anbieten wollte, warf Siglind ihm einen verneinenden Blick zu, ihr war nicht entgangen, dass Waldur bereits das Verspeisen des ersten Stückes Mühe gekostet hatte.
Nachdem Siglind und Gernod schließlich fertig geschmaust und die Servietten beiseite gelegt hatten, bat Siglind ihren Sohn, doch jetzt ein kleines Skaldenlied vorzutragen.
„Oder wieder eine selbst gedichtete Mär“, schlug Waldur vor, worauf Gernod lachend fragte: „Also, was nun?“
„Eine Mär“, kam es von Siglind und Waldur wie aus einem Mund.
„Na, schön“, war Gernod sofort bereit.
Er überlegte zwei Herzschläge lang, und dann begann er auch schon mit seiner lebendigen, vor Augen führenden Erzählweise: „Wisst ihr, ich habe mehrmals einen liebestollen Regenalb beobachtet - wartet, ich glaube, er schwirrt da draußen wieder herum. - Nein, doch nicht. Nein, mein Alb war bedeutend jünger, allerhöchstens siebzehntausend Jahre jung. Und dessen jünglinghafter Blick gewahrte eines Tages die immer so betörend vor sich hin singende Bergfee Uria . .. “
Gernod war ein Erzähltalent, man erlebte alles, wie bei einer Theateraufführung, mit. Jeder seiner Gestalten - Naturwesen, Prinzessinnen und Prinzen sowie schwarzen und weißen Hexen wie auch Zauberern - verlieh er seine eigene Stimme. Er ließ sie raunen, quieken, wüten und triumphieren, man musste lachen, wenn ein schwerfälliger Baumfaun in Übermut ausbrach und mitleiden, wenn ein Zwerg wegen eines Missgeschicks so jammervoll schluchzte.
Was Gernod noch nicht wusste, wohl aber seinen Eltern bekannt war, er wird nach seiner Ausbildung mit anderen Skalden vom Oberpriester ausgeschickt, um unter den keltischen Völkern Mären zu verbreiten, in denen sinnbildlich die Eddalehre enthalten ist, aufdass das Eddagut in kommenden Zeiten nicht von anderen Religionen restlos verschüttet wird.
Seine Eltern indes konnten sich bereits heute an seiner mitreißenden Erzählkunst erlaben.
    S o lauschten Siglind und Waldur nun täglich Gernods Mären. Da Gernod jedoch erkannte, dass seinem Vater das Zuhören zunehmende Anstrengung kostete, wurden seine Geschichten von Mal zu Mal kürzer, auch leiser und immer subtiler.
Was Waldur ihm mit warmen Blicken dankte.

Kapitel 21
Ab Anfang Gilbhart 511
    E ndlos zogen sich die Nächte für den schmerzgeplagten Waldur hin. Kaum, dass er auch nur einmal den Stundengesang des Nachtwächters verschlief. Und dämmerte er doch mal ein, dann holte ihn bald darauf wieder dieses Hämmern im Schienbein aus dem Schlaf. Nacht für Nacht.
Nimmt das denn nie ein Ende?, haderte er jetzt. Obzwar er wusste, dass dies die Folgen seiner Schandtat als Suava waren, beschwerte er sich in seiner Pein - Isolf war damals bereits nach wenigen Stunden gestorben, und bei mir währt das nun schon Wochen, soll das gerecht sein? Norne, Werdandi, erteile mir doch eine Antwort darauf, bitte! Er lauschte in sich hinein, doch alles blieb still. Er sei auch viel zu verspannt, um tief genug in seine Seele dringen zu können, wurde ihm bewusst. Aber es verlangte ihn nach einer Antwort. Auch drängte es ihn, endlich Chlodwigs Wahn zu begreifen, an dem er Mitschuld trug.
Werdandi, flehte er abermals, ich will Erkenntnis darüber gewinnen, hilf mir dabei, bitte! - Ich versuche jetzt, zu dir zu gelangen.
Locker lassen, redete er sich
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