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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Tragödie auf dem Scheiterhaufen Teil der höheren Bestimmung, der sich die Priesterinnen der Göttin und die Druiden fügen mußten?
    Einen Augenblick lang glaubte sich Caillean fast in der Lage, Eilans Opfer zu verstehen ...
    Ein unterdrücktes Husten rief sie in die Gegenwart zurück. Gawen war blaß geworden und fragte beklommen: »Wer war das? Warum hat sie das zu mir gesagt?«
    Marged blickte verunsichert von Caillean auf den Jungen. Die Hohepriesterin wußte plötzlich, daß die Mädchen nichts gesehen und nichts gehört hatten. Schnell legte sie dem Jungen die Hand auf die Schulter und trat mit ihm einen Schritt zur Seite. Erst dann beantwortete sie seine Frage: »Es war die Herrin des alten Volkes ... Man nennt sie die Fee, sie hat mir vor langer Zeit einmal das Leben gerettet. Schon damals zeigten sich die Feen selten den Menschen. Soviel kann ich dir versichern: Sie ist bestimmt nicht ohne Grund erschienen. Doch warum sie gekommen ist, das kann ich dir nicht sagen.«
    »Sie hat sich vor mir verneigt ... « Er schluckte und fragte flüsternd: »Wirst du mir erlauben, am Ufer auf sie zu warten, Stiefmutter?«
    »Es dir erlauben ? Ich würde nicht wagen, dich daran zu hindern. Du mußt gut vorbereitet sein, wenn sie zu dir kommt.«
    Er sah sie stumm an und nickte. Der Glanz in seinen klaren grauen Augen erinnerte sie plötzlich an Eilan. »Dann bleibt mir wohl keine Wahl. Aber wenn ich ihr folgen soll, dann muß sie mir alle meine Fragen beantworten!«

    Das abendliche Mahl verlief wieder einmal nicht so ruhig und still, wie es bei den Priesterinnen üblich war. Die Mädchen an der langen Tafel kicherten trotz der mahnenden Blicke und starrten hinter vorgehaltenen Händen immer wieder auf Gawen.
    »Herrin, ich würde nie deine Entscheidung anzweifeln«, sagte Eilned schließlich gereizt. »Aber warum hast du einen Halbwüchsigen wie Gawen zu uns gebracht?«
    Caillean griff nach dem Holzbecher, trank einen Schluck Wasser und überlegte. Eilned war noch jung. Sie schien grundsätzlich alle ihre Entscheidungen in Frage zu stellen. Sie tat es jedoch stets mit der übertriebenen Zurschaustellung von Bescheidenheit und Demut. Der innere Zwiespalt zeigte sich bereits in ihrem Äußeren. Sie wirkte sehr viel älter, war hager und steif und in ihrer abweisenden Förmlichkeit bisweilen sogar unhöflich. Trotz allem erledigte Eilned ihre Aufgaben gewissenhaft und war für Caillean eine zuverlässige Stellvertreterin geworden.
    Die anderen Frauen warteten gespannt auf eine Antwort, hielten aber die Köpfe gesenkt und vertieften sich in das Essen.
    Die neue Halle, das lange Gebäude am Fuß des Tors, war ihnen groß erschienen, als die Druiden das Versammlungshaus gebaut hatten. Kaum war jedoch bekannt geworden, daß die Priesterinnen ein Gemeinschaftshaus hatten, kamen neue Zöglinge auf die Insel. Caillean ahnte schon jetzt, daß sie im nächsten Sommer einen Anbau brauchen würden.
    »Die Druiden nehmen Novizen auf, die noch jünger als Gawen sind«, erwiderte sie schließlich freundlich. Die Flammen in der Feuerstelle knisterten plötzlich laut und schlugen hoch. Das Gesicht des Jungen wirkte in diesem Augenblick im rötlichen Schein sehr viel älter.
    »Dann sollen sie ihn zu sich nehmen!« erklärte Eilned mit Nachdruck. »Ich bin der Meinung, daß er nicht zu uns gehört ... « Sie durchbohrte ihn mit einem kalten Blick. In seiner Befangenheit sah er Caillean hilfesuchend an und löffelte langsam den Hirsebrei mit Bohnen. Dica und Lysanda, die beiden Jüngsten, fingen wieder an zu kichern. Gawen wurde rot und biß sich ärgerlich auf die Lippen.
    »Ich werde mit Cunomaglos darüber sprechen. Ich meine, Gawen soll bei Brannos, dem alten Barden, wohnen. Was hältst du davon?«
    »Das finde ich sehr gut!« Eilned nickte zufrieden. »Der alte Mann ist sehr schwach und nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. Ich fürchte, eines Nachts wird er ins Feuer fallen oder ins Wasser stürzen. Er braucht unbedingt einen Helfer.«
    Eilned hatte recht, obwohl Caillean den alten Barden nicht wegen seiner Altersschwäche als Gawens Lehrer haben wollte, sondern weil er großes Wissen besaß und ein gutes Herz hatte.
    »Wer ist dieser Junge?« fragte Riannon. »Gehörte er zu den Zöglingen in Vernemeton?« Als Caillean nur schweigend nickte, wagte die Priesterin die Frage zu stellen, die allen auf den Lippen brannte. »Was ist eigentlich geschehen? Wir haben die unglaublichsten Gerüchte über Vernemeton gehört ... «
    An der langen
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