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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution
Autoren: Brenda Joyce
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„Dieser reaktionäre Halunke.“
    Sie berührte seinen Arm. „Er fürchtet sich, Tom. Wie alle anderen auch. Und er begreift nicht, was in Frankreich passiert.“
    „Er hat Angst, dass wir ihm seinen Laden und sein Haus wegnehmen und beides dem Volk übereignen. Davor sollte er sich vielleicht wirklich fürchten“, erwiderte Tom.
    Seit sie vor einem Jahr ihre Friends of the People gegründet hatten, waren sie uneins über Mittel und Zweck der angestrebten Reformen. „Wir können doch nicht herumziehen und Leute von gutem Ruf wie Richard Colmes einfach enteignen“, widersprach sie leise.
    Er seufzte. „Ich bin natürlich wieder einmal zu radikal, aber ich hätte gar nichts dagegen, den Earl of Penrose und den Earl of St. Just zu enteignen.“
    Julianne wusste, dass er es ernst meinte. Sie lächelte.
    „Können wir uns ein andermal darüber streiten?“
    „Du bist doch auch der Meinung, dass die Reichen viel zu viel Besitz haben, den sie bloß geerbt oder in Form von Ländereien und Titel von der Krone bekommen haben“, entgegnete Tom.
    „Natürlich bin ich dieser Meinung! Aber du weißt auch, wie wenig ich davon halte, die Aristokratie einfach auszurauben. In was für eine Debatte bin ich denn hier gerade hereingeplatzt? Was ist los? Gibt es neue Nachrichten?“
    „Du solltest dich den Reformern anschließen, Julianne. Du bist längst nicht so radikal, wie du zu sein glaubst“, nörgelte er. „Die andere Seite hat eine Niederlage erlitten. Die Royalisten in der Vendée sind bei Nantes geschlagen worden.“
    „Das sind ja großartige Neuigkeiten“, sagte Julianne ungläubig. „Zuletzt hieß es doch, die Royalisten hätten uns besiegt und würden die ganze Gegend entlang der Loire um Saumur kontrollieren.“
    Die Errungenschaften der Revolution in Frankreich waren keinesfalls gesichert. Im ganzen Land gab es oppositionelle Gruppen. Im Frühjahr hatte in der Vendée ein außerordentlich starker Aufstand der Bürgerlichen und der Royalisten begonnen.
    „Ich weiß. Es ist eine großartige Wendung des Kriegsglücks.“ Er lächelte und ergriff ihren Arm. „Hoffentlich werden bald auch diese verfluchten Rebellen in Toulon, Lyon, Marseille und Bordeaux aufgeben. Und vor allem die drüben in der Bretagne.“
    Sie wechselten einen Blick. Die Stärke der Gegner der Revolution war furchterregend. „Ich sollte sofort unseren Freunden in Paris schreiben“, beschloss Julianne. Engen Kontakt zu den Jakobinerclubs in Frankreich zu halten war eins der Ziele der Friends of the People in England. „Vielleicht können wir hier mehr tun, als uns lediglich zusammenzusetzen und zu diskutieren.“
    „Du zum Beispiel könntest nach London gehen und dich unter die Torys mischen“, sagte Tom und starrte sie an. „Dein Bruder ist doch auch ein Tory. Er tut so, als wäre er ein schlichter Bergmann aus Cornwall, aber in Wahrheit ist Lucas der Großenkel eines Barons. Er hat viele Verbindungen.“
    Ihr war plötzlich seltsam beklommen zumute. „Lucas ist eigentlich nur ein Patriot“, begann sie.
    „Er ist ein Konservativer und ein Tory.“ Tom war unnachgiebig. „Er kennt mächtige und gut informierte Männer, die in Kontakt stehen mit dem Premierminister William Pitt und William Windham. Da bin ich ganz sicher.“
    Julianne verschränkte abwehrend ihre Arme vor der Brust. „Er hat ein Recht auf seine eigene Meinung, auch wenn sie unseren Ansichten zuwiderläuft.“
    „Das bestreite ich doch gar nicht. Ich sage lediglich, dass er viel bessere Verbindungen hat, als du ahnst.“
    „Willst du damit andeuten, ich soll nach London gehen und meinen Bruder und seinesgleichen ausspionieren?“, fragte sie entgeistert.
    „Das habe ich nicht gesagt, aber der Gedanke hätte durchaus Charme.“ Tom lächelte. „Du könntest nächsten Monat nach London reisen, denn zum Treffen der radikalen Reformer in Edinburgh kannst du ja doch nicht kommen.“
    Thomas Hardy hatte eine Zusammenkunft aller radikalen Gruppen organisiert. Nahezu jede wollte Delegierte nach Edinburgh entsenden. Tom würde ihre Friends of the People repräsentieren. Aber da Großbritannien nun in den Krieg gegen Frankreich eingetreten war, hatten sich die Voraussetzungen verändert. Die Radikalen und ihre Clubs wurden nicht länger wohlwollend belächelt. Im Gegenteil. Es gab Gerüchte über bevorstehende staatliche Repressalien. Jeder wusste, dass der Premierminister ebenso wie seine Minister vehement gegen jede Art von Radikalismus war. Und auch König George
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