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Die Grabstein-Clique

Die Grabstein-Clique

Titel: Die Grabstein-Clique
Autoren: Jason Dark
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in eine Ecke, drehte sich um und warf einen Blick in die Spiegel.
    Dort sah er die Schattenfratze.
    Sie lächelte ihm zu.
    Gut gemacht, sollte das heißen.
    Und Skip Archer lächelte zurück, bevor er die Garderobe verließ, als wäre nichts geschehen.
    Das Theater verließ er durch einen Hinterausgang. Er würde hierher nicht mehr zurückkehren…
    ***
    Cora Vandell trug nur noch ein schillerndes Nichts von Slip. Es glich schon einem kleinen Wunder, das die schillernden Perlen noch ihren Platz darauf gefunden hatten, aber sie mußten sein, denn das Glas reflektierte das Licht der beiden Scheinwerfer, das sich auf die runde Tanzfläche mit der in der Mitte hochragenden Metallstange ergoß. Diese Fläche war Coras Arbeitsplatz.
    Sie strippte!
    Cora gehörte zu den jungen Frauen, die durch zwei Strips am Abend ihr Geld verdienten und dadurch ihren Lebensunterhalt bestritten. Und das gar nicht mal schlecht, denn sie gehörte zu den Tänzerinnen, die gut und dementsprechend gefragt waren. Zudem konnte sie gut schauspielern, so daß die Besucher der Bar das Gefühl bekamen, sie würde ihnen tatsächlich etwas Echtes bieten.
    In Wirklichkeit aber kotzten sie die alten, geilen Kerle an. Sie hätte jedem einzelnen am liebsten ins Gesicht gespuckt, aber das wiederum konnte sie sich nicht leisten, dann wäre sie ihren Job auf der Stelle los gewesen. Cora war sowieso nicht gerade beliebt, weil sie sich eben zurückhielt und die Angebote der Gäste ignorierte. Das machte den Manager der Bar wütend, denn er wurde von den Kunden oft genug bestochen, damit er ihnen Cora zuführte.
    Sie hatte immer abgelehnt.
    Und Pirelli ärgerte sich. Er war der Boß, er wurde immer wütender und hatte ihr schon gedroht.
    Bisher war sie standhaft geblieben.
    Wiederzog sie ihre Schau ab, umarmte die glänzende Metallstange als wäre sie ihr Liebhaber und preßte ihren Körper mit einer bestimmten Stelle fest dagegen.
    Sie hatte den Kopf dabei zurückgelehnt. Das silbrig schimmernde Blondhaar fiel nach hinten wie ein Vorhang. Ihr Gesicht war den Gaffern zugedreht, die sie selbst nicht erkennen konnte, denn sie hockten im Dunkeln vor der erhöhten Tanzfläche. Nur hin und wieder tauchte ein blasses Gesicht aus dem dunklen Dunst hervor. Zumeist verschwitzt und mit aufgerissenen Augen. Wie sie diese Kerle haßte! Ihr fettes Lachen, ihre schnellen Finger, ihr Gehabe.
    Zu Hause warteten dann die Ehefrauen und glaubten ihre Männer in wichtigen Besprechungen.
    Aber sie tanzte weiter, und sie machte es gut, denn sie schaffte es auch, das Gesicht mitspielen zu lassen. Sie öffnete den Mund, sie atmete manchmal so keuchend, daß selbst die leise Begleitmusik übertönt wurde. Sie spielte mit ihren Brüsten, sie streichelte sich, und immer wieder berührten die Hände den Rand ihres winzigen Slips. Noch streifte sie ihn nicht ab. Diese Metallstange sollte noch einige Zeit der Ersatz für einen Liebhaber sein.
    Weiter ging sie nicht, obwohl schon lukrative Angebote gekommen waren, was einen echten Akt auf der Bühne anging. Es gab da gewisse Clubs, wo so etwas durchgeführt wurde, nur ohne Cora. Eine gewisse Moral hatte sie sich bewahrt.
    Cora Vandell tanzte weiter – und sah die Schatten!
    Aus dem linken der beiden Strahlerschienen sie herausgesprungen zu sein, und sie waren urplötzlich da. Sie tanzten hektisch zwischen ihr und dem Strahler, bewegten sich wie mit zackigen Flügeln ausgerüstet, und sie mußte plötzlich wieder an ein bestimmtes Foto denken, das man ihr zugeschickt hatte.
    Die Schatten, das Foto…
    Beides brachte sie nicht zum erstenmal miteinander in Verbindung. Es gab also eine tiefere Bedeutung zwischen ihnen, und sie fühlte sich dabei wie der Punkt eines Dreiecks.
    Die Schatten huschten auf sie zu. Sie zielten gegen ihr Gesicht. Unwillkürlich senkte sie den Kopf, was nicht in diesen Tanz-Rhythmus hineinpaßte, aber sie hatte Angst, daß die Schatten sie überfallen könnten und sah, bevor sie für einen Moment ihre Augen schloß, aus den Schatten eine Fratze hervorwischen.
    Verzerrt, verschoben in den Proportionen – dreieckig. Wie das Gesicht des Teufels.
    Dann war alles weg und Cora konnte ihren Tanz fortsetzen. Nicht mehr mit der geschauspielerten Begeisterung, ihr Strip zeigte jetzt deutlich einen Anflug von Routine.
    Cora löste sich von der Stange, drehte sich, die Daumen hatten bereits den Sliprand erreicht, um das perlenbesetzte Stück Stoff nach unten zu ziehen.
    Ihre Brüste schaukelten bei jeder Bewegung. Sie wußte, daß
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