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Die Grabstein-Clique

Die Grabstein-Clique

Titel: Die Grabstein-Clique
Autoren: Jason Dark
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sie die Männer damit verrückt machen konnte. Hinzu kamen die schmale Taille und die langen Beine mit den festen Oberschenkeln. Auf ihre Figur konnte die Fünfundzwanzigjährige stolz sein.
    Der Slip fiel, sie drehte sich einmal, dann erlosch das Licht, und Cora huschte im Dunkeln weg. Sie kannte den Weg genau, der Vorhang berührte ihr Gesicht, während hinter ihr der Beifall der Gäste aufklang, vermischt mit einigen Pfiffen.
    Darauf konnte sie verzichten, und ihr Gesicht wurde wütend. Hinter dem Vorhang war der Gang erhellt. Ihr Bademantel hing an der linken Seite. Sie streifte ihn so hastig über, als hätte sie Angst davor, von jemandem nackt gesehen zu werden.
    Dann lief sie weiter. Ihre Absätze klackten auf dem Boden. Die Garderobe lag an der linken Seite, wo zwei weitere Tänzerinnen hockten und auf ihren Auftritt warteten.
    Die eine rauchte und las in einem Magazin, die andere strickte für ihr Kind einen Pullover. Beide Mädchen waren froh, den Job bekommen zu haben, denn sie hatten zuvor als Peep Show Girls ihr Geld verdient und dies später als entwürdigend gefunden.
    »Geschafft«, sagte Cora und warf den Mantel über eine Lehne. »Für heute war es das.«
    »Hast du morgen nicht frei?«
    »Ja.«
    »Schönen Tag.«
    »Mal sehen.«
    Sie schminkte sich diesmal nicht ab, streifte sofort ihre normale Kleidung über, die nichts Erotisches oder Aufreizendes an sich hatte. Eine Bluse, eine Jacke, ein Rock. Und auch die Perücke war in die Ecke geflogen. Coras Haar war von Natur aus rötlichblond. Es wuchs sehr buschig, war schwer zu bändigen, und sie hatte es zu beiden Seiten des Mittelscheitels hin von ihrem Kopf weggekämmt. Mit dieser Frisur war sie einigermaßen zufrieden.
    Zweimal strich sie mit der Bürste durch die widerspenstige Flut und steckte noch Klammern hinein.
    »So, Kinder, dann…«
    Die Tür wurde aufgestoßen.
    Ralph stand auf der Schwelle. Er war in der Bar Mädchen für alles. Ein Klotz, ein Kanten, ein Kerl, der die Gewalt liebte und sie oft genug auch als Argument einsetzte.
    Cora wußte sofort, daß er ihretwegen gekommen war, und er nickte ihr auch zu. »Du sollst zu Pirelli kommen.«
    »Wann?«
    »Jetzt!«
    Ausgerechnet in dieser Nacht. Cora ärgerte sich. Sie verfluchte Pirelli in die tiefste Hölle, aber sie wagte nicht, seinem Adlatus zu widersprechen. Statt dessen lächelte sie und sagte: »Ich gehe gleich mit dir, Ralph. Ist das okay?«
    »Ist es.«
    Er ließ sie vorgehen. Über Coras Rücken lief ein kühler Schauer, als sie die Schritte des Mannes hinter sich hörte. Sein Schatten zeichnete sich an der Wand ab, wanderte bei jedem Schritt weiter mit und wirkte bedrohlich wie ein Monstrum.
    Pirelli wartete an der Bar, wo er nach seinen Bürostunden hockte und dem Programm zuschaute. Im Augenblick ›tanzten‹ einige Paare. Da begann die große Fummelei mit den Animiermädchen, aber das interessierte Cora nicht.
    Pirelli war ein schleimiger Typ. Schmal, schwarzhaarig, mit einem falschen Lächeln auf den Lippen. Er hatte kleine Augen, aber zu dünne Brauen, die wie gezupft wirkten. Er trug einen blauen Smoking, darunter ein Rüschenhemd, einen dicken Siegelring am kleinen Finger und war ebenfalls scharf auf Cora. Aber auch er hatte es noch nicht geschafft, sie ins Bett zu bekommen.
    »Da bist du ja, Süße.«
    »Ja.« Sie nahm Platz.
    Pirelli trank einen Schluck Wein. Er liebte den Roten aus Italien. Man sagte ihm auch nach, daß er zur Mafia gehöre, doch beweisen konnte es niemand.
    Von den anderen Gästen an der Bar sah Cora nichts. Sie drehte ihnen den Rücken zu.
    Hinter der Theke stand eine Blondine mit trüben Augen. Sie kokste heimlich, was gefährlich war, aber sie war gut. Die Männer fraßen ihr aus der Hand.
    »Willst du was trinken?«
    »Nein, danke, ich möchte so schnell wie möglich nach Hause. Außerdem muß ich noch fahren. Morgen ist mein freier Tag, da möchte ich mich etwas ausruhen.«
    »Tu das.« Er sprach und schaute sie nicht an. Auch bei den nächsten Worten nicht. »Du warst heute nicht gut, Schätzchen.«
    »Ich weiß. Jeder hat mal einen schwachen Tag, den mußt du mir auch zugestehen, Pirelli.«
    Jetzt blickte er hoch. »Klar, den gestehe ich dir zu. Die Gäste haben sowieso nichts bemerkt. Heute sind viele neue darunter, aber ich möchte nicht, daß sich dies wiederholt.«
    »Klar, Pirelli, verspreche ich dir.« Sie atmete innerlich auf. Wenn das alles gewesen war, was er ihr hatte sagen wollen, konnte sie sich jetzt verabschieden.
    Das war es
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