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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)
Autoren: Courtney Milan
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sich der Geschäfte des Herzogs angenommen hat. Und nach dem, was ich gehört habe, hat er die Angelegenheiten Seiner Gnaden mit der Effizienz und Sicherheit erledigt, die man von einem Mann erwarten darf, der sich seinen Lebensunterhalt im Boxring verdient hat. Man erzählt sich, er sei vollkommen rücksichtslos. Ich kann ihn förmlich vor mir sehen: ein untersetzter kräftiger Mann, nichts als Schultern, aber keinen Hals.“
    „Nichts als Schultern“, wiederholte er leise. „Keinen Hals.“ Seine Hände hoben sich unwillkürlich, als hätten sie einen eigenen Willen, und berührten sein Halstuch. „Faszinierend.“
    „Aber wenn Sie hier in der Nähe arbeiten, müssen Sie ihn doch schon gesehen haben. Habe ich nicht recht?“
    Er lächelte wieder freundlich.
    „Ja“, antwortete er leise. „Sie haben ihn genau beschrieben. Wenn ich Sie wäre, würde ich ihm nicht in die Quere kommen wollen. Ich würde es mir sehr gut überlegen. Und da Sie nicht reden wollen …“ Er hob den Hut hoch und setzte ihn sich auf den Kopf. „Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Miss Barton. Und viel Glück.“
    „Danke.“
    „Danken Sie mir nicht“, erwiderte er. „Wenn Sie dem Ungeheuer von Clermont im Weg sind, wird Ihnen Glück nicht helfen. Es wird die Jagd für ihn nur interessant machen.“

Kapitel zwei

    W IEDER EINMAL HATTE S ERENAS S CHWESTER den ganzen Tag lang die Wohnung nicht verlassen.
    Serena konnte das daran erkennen, dass Fredericas Umhang und ihre Handschuhe noch genauso wie heute Morgen auf dem Tischchen in der Diele lagen und Staub sammelten. Es war weit hergeholt, diese willkürlich abgetrennte Ecke des Flurs „Diele“ zu nennen. Da dachte man eher an Marmorfußboden, Kronleuchter an der Decke und livrierte Butler, die den Ankommenden Hüte und Handschuhe abnahmen und wegräumten.
    Hier gab es nur ein wackeliges Holztischchen und getünchte, inzwischen vergilbte Wände eines einst eleganten Hauses, das nun nur noch dafür taugte, Frauen als Behausung zu dienen, die in vornehme Armut geraten waren. Die Luft hier war kalt und modrig.
    Wie auch immer, Serena zog sich ihren Mantel und die Handschuhe aus und legte sie zu Freddys, dann spähte sie in das angrenzende Zimmer. In dem unbeleuchteten Raum konnte sie nur mit Mühe die Umrisse der Möbel ausmachen. Öl und Kerzen waren teuer, wenn man mit fünfzehn Pfund im Jahr auskommen musste.
    Freddy saß vor dem Fenster und hielt ihre Näharbeit hoch, sodass das schwache Licht der Straßenlaterne darauf fiel. Serena war gesagt worden, sie sähe wie ihre Schwester aus, aber Freddys Haut war bleich und ihr Haar orangefarben, wie bei ihrer Mutter. Serena hatte die dunkleren Haare und den Teint von ihrem Vater geerbt. Wenn es eine Ähnlichkeit gab, so hatte sie sie nie bemerkt.
    „Guten Abend, meine Liebe“, sagte Freddy geistesabwesend, während sie mit ihrer Nadel durch den Stoff fuhr.
    Serena kam zu ihr und stellte sich hinter sie. „Guten Abend.“ Sie legte ihrer Schwester die Hände auf die Schultern und drückte sie leicht. „Du hast den ganzen Tag lang so gearbeitet, nicht wahr? Deine Schultern sind ganz steif.“
    „Nur noch ein paar Minuten.“
    „Du wirst dir noch deine Augen verderben, wenn du in so schwachem Licht nähst.“
    „Mmm.“ Freddy machte einen weiteren exakten Stich.
    Sie nähte ein weiteres Deckchen aus ineinander verschlungenen Ringen. Ihre Arbeiten verkaufte sie nicht – das würde bedeuten, dass sie arbeitete, und Damen, wie Freddy nicht müde wurde zu betonen, arbeiteten nun einmal nicht . Stattdessen gab Freddy ihre Decken an Wohltätigkeitsorganisationen. Beinahe die Hälfte ihres übrig bleibenden Einkommens gab sie für Stoffreste und billiges Garn für milde Gaben aus. Mehr als die Hälfte ihrer Zeit verbrachte sie damit, Schals zu stricken und Decken für Babys zu nähen. Serena schien es nicht ganz fair zu sein; ohne ihre Räumlichkeiten zu verlassen, gelang es ihrer älteren Schwester, ihr das Gefühl zu vermitteln, sie sei unzulänglich, und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie sich erschöpft fühlte.
    Serena seufzte.
    „Du musst das nicht tun, Freddy. Warum zwingst du dich dazu?“
    „Nenn mich nicht Freddy. Du weißt doch, dass ich diesen Namen hasse.“ Freddy legte ihre Arbeit hin. „Du musst das auch nicht tun. Serena, du weißt, dass ich dich liebe, aber das hier ist nicht das, wozu wir beide geboren sind. Warum musst du Clermont belästigen? Er hat dich einmal verletzt, warum gibst du ihm da die Chance,
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