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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein
Autoren: Gabriele Beyerlein
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vorzubereiten. Ich möchte doch, daß man landauf und landab von deiner Gastfreundschaft spricht!«
    »Das tut man bereits!« Er küßte Ria auf die Stirn, nickte noch einmal Moria zu und schickte sich an zu gehen. Ria holte seinen schwarzen Mantel begleitete ihn aus dem Haus.
    »Wie du das erreicht hast«, sagte Moria anerkennend, als die Tochter zurückkam und sich wieder neben ihr auf der Bank niederließ. »Daß er dir vorher sagt, wenn er Gäste mitbringt!«
    »Er ist Tante Cythias Sohn, er war es von Haus aus nicht anders gewohnt, als daß die Hausfrau ein Recht darauf hat zu wissen, wann sie ein Gastmahl vorzubereiten hat. Ich muß ihn nur darin bestärken.«
    Moria lächelte. »Und das machst du geschickt! Aber du weißt, daß du auf eine solche Frage niemals mit Nein antworten darfst, nicht wahr?«
    »Natürlich! Er würde wütend werden – und sie mir nie wieder stellen. Dergleichen Erkenntnis habe ich von dir gelernt. Nur eins wundert mich: Warum du nicht Wege gefunden hast, daß Vater dir seine Gäste ankündigt.«
    Moria zuckte die Achseln. »Meine Kräfte, um bei ihm etwas zu erreichen, spar' ich mir für Wichtigeres auf.«
    »Und das ist dir ja nun gelungen«, meinte Ria. »Der Kult der Großen Göttin an den Herrenhöfen ist erlaubt. Du bist sehr geschickt.«
    Moria preßte die Hände an die Wangen. »Hast du eine Ahnung! Ja, ich wollte ihn dazu bewegen, ohne daß er erfuhr, was ich hinter seinem Rücken getan hatte. Aber dann, dann war ich auf seine Gnade angewiesen und sonst nichts.
    Als er es entdeckt hatte ...
    Ich dachte, ich verliere den Verstand. Niemals in meinem Leben hatte ich solche Angst. Nicht so sehr um mich. Aber um die anderen, um Langonia, die Mädchen, die Nebenfrauen, die ich alhe da hineingezogen hatte. Und vor allem um dich. Was konnte euch nicht alles erwarten! Wenn Lykos in Erfahrung gebracht hätte, daß du bei den Tänzen dabei warst – er hätte nur die Mädchen hart genug unter Druck setzen müssen, die hätten ihm nicht standgehalten – und wenn er es Plitovit gesagt hätte –«
    »Ja, es hätte furchtbar enden können, in Tränen und Blut. Wenn es Plitovit zu Ohren gekommen wäre – wer weiß, vielleicht hätte er mich im ersten Zorn erschlagen. Hinterher hätte es ihm bestimmt leid getan, doch davon hätte ich dann auch nichts mehr gehabt. Na ja, so ist er nun mal. Aber Vater – im Grunde verstehe ich bis heute nicht, daß er eingelenkt hat. Es ist so gar nicht seine Art.«
    »Das habe ich auch gedacht. Ich habe nicht daran geglaubt, daß er verstehen würde, daß er verzeihen würde. Er hat mich sehr beschämt.
    Dein Vater ist ein großer Mann.«
    Sie schwiegen. Ria drehte den Stein in ihren Händen.
    Nach langer Pause fügte Moria leise hinzu: »Bald werde ich sagen müssen: ›Er war ein großer Mann.«‹
    Ria blickte auf. »Ich weiß, Mutter. Plitovit hat es mir erzählt: daß Vater zur Sommersonnenwende in den Tod gehen will, um dem neuen König Platz zu machen.«
    Moria nickte.
    »Aber vorher hat er Großes für uns Frauen getan«, fuhr Ria fort. »Auf dein Bitten hin! Du hast es erreicht. Und ich habe dich dafür gehaßt.«
    »Wieso?« Verständnislos starrte Moria ihre Tochter an.
    »Weil ich doch geglaubt hatte, es sei meine Aufgabe«, erwiderte Ria leise und sah auf den Stein. »Die Aufgabe, die mir die Last an Nakis Tod nimmt. Ich dachte, eines Tages werde ich es tun. Eines Tages werde ich bei Plitovit dafür eintreten, daß der Kult der Großen Göttin überall erlaubt wird, und ich werde erreichen, was meine Mutter bei meinem Vater nicht erreichen konnte.
    Und dann kommst du und nimmst mir meine Aufgabe weg, und ich stehe wieder mit leeren Händen da.«
    »O Ria! Mache ich mit dir denn alles falsch?!«
    »Nein. Es war schon recht. Es ist mir schwergefallen, Plitovit zu hintergehen, und natürlich hatte ich schrecklich Angst dabei. Ich bin froh, daß das jetzt vorbei ist.«
    Ria verstummte. Auch Moria schwieg.
    Sie hatte geglaubt ihre Tochter zu kennen wie keinen anderen Menschen. Vielleicht, weil sie sie liebte wie niemanden sonst?
    Und hatte doch nichts von ihr gewußt.
    Leise fuhr Ria fort: »Außerdem war es nicht das, was Naki von mir erwartet hat, das weiß ich inzwischen. Bei den Frühjahrstänzen, den ersten Tänzen, die wir ganz öffentlich tanzen durften, mit Wissen von Vater und von Plitovit und von aller Welt – da habe ich erkannt, was es wirklich war. Mir war, als tanze Naki an meiner Seite und sage es mir.
    Aber darauf, wie ich es
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