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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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Lehrer.
    Und noch einen weiteren Namen fügte sie hinzu. Pater Benedikt.
    Emma ließ ihren Blick über das Blatt wandern. Ihr fiel kein Grund ein, warum Kern hätte Rache nehmen sollen. Naheliegender schien ihr eine religiös motivierte Tat. Ein Priester und eine Äbtissin. Katholische Kirche. Auch der Mönch. Katholische Kirche. War das die Verbindung? Was hatte die katholische Kirche mit Kastration zu tun? Nichts, dachte Emma.
    Sie kehrte zurück zu ihrem Computer und gab in Google das Wort »Kastration« ein und »katholische Kirche«. Verblüfft stellte sie fest, dass Google weit mehr als 8.000 Trefferzeigte. Sie ging die Liste durch und klickte auf den ein oder anderen interessanten Fund. Dabei stieß sie auf viele Belege, dass es über Jahrhunderte in der Kirche Kastraten gegeben hatte, die ihrem Sexualtrieb hatten entfliehen wollen. Der wohl bekannteste war der christliche Gelehrte und Theologe Origenes, der im 3. Jahrhundert nach Christus lebte und sich in wörtlicher Auslegung der Bibel selber entmannt haben sollte. In vielen Texten fand Emma Hinweise, dass freiwillige Kastrationen von Mönchen und Priestern solche Ausmaße annahmen, dass bereits die frühchristliche Kirche sich genötigt sah, diese Form des Asketentums in einem Konzilbeschluss zu verbieten. Im ersten Konzil von Nicäa, 325 nach Christus, wurde per Beschluss festgelegt, dass ein kastrierter Würdenträger sein Amt niederlegen musste und Kastrierte künftig nicht mehr zugelassen werden sollten. Der betreffende Kanon unterschied sorgfältig zwischen Männern, die aus gesundheitlichen Gründen oder von Barbaren kastriert wurden, sowie Männern, die ihre Kastration selbst herbeigeführt hatten. Im Jahr 1587 sprach Papst Sixtus V. per Dekret ein klares Verbot aus. Auf der Internetseite eines Theologen fand Emma den Hinweis, dass in der Moraltheologie Kastration als Versuch gewertet wird, der normalen sittlichen Anstrengung zur Beherrschung des Geschlechtstriebs zu entfliehen. Doch dieses gehöre nun einmal zur gottgewollten Aufgabe des Menschen.
    In einem kirchengeschichtlichen Forum stieß Emma auf einen Diskussionsstrang über Kastration, die Papstwahl und einen ungewöhnlichen Stuhl. Viele von den Beiträgen waren mit lachenden, weinenden oder auch wütenden Smileys versehen.
    Tiger4711 berichtete von einem Stuhl mit einem hufeisenförmigen Sitz, der nach vorne offen war. Sie behauptete, dass es angeblich im 9. Jahrhundert eine Frau gegeben haben soll,die sich als Mann ausgab und später Päpstin wurde. Danach soll dieser Stuhl eingeführt worden sein. Darauf mussten sich angehende Päpste setzen, und ein Geistlicher kontrollierte, ob sie männlichen Geschlechts waren. Erst wenn der Kontrolleur ausgerufen hatte »Testiculos habet et bene pendentes – Er hat Hoden und sie hängen gut« sei der Papstanwärter akzeptiert worden.
    Medusa2010 erklärte, dass die Existenz dieses Stuhls von der Forschung bestätigt sei. Er sei bei Papst Paschalis II. 1099 zum ersten Mal zum Einsatz gekommen, zuletzt bei Leo X. 1513. Der Stuhl sei aus rotem Porphyr gewesen, einem Vulkangestein. Manche Forscher glaubten, es handelte sich um einen Toilettenstuhl. Der zu krönende Kandidat wurde im Laufe eines Rituals hintereinander auf mehrere Stühle gesetzt. Zuerst auf einen ganz tiefen, um die Niedrigkeit der Ausgangslage deutlich zu machen, dann auf den Porphyrstuhl und schließlich auf den Papstthron, um rituell das Erheben aus dem Nichts anzudeuten. Andere Forscher glaubten, dass der Porphyrstuhl als Teil des Rituals den Papst daran erinnern sollte, dass er wie alle Menschen aus Dreck geworden und aufgestiegen sei. Es existierte aber auch die These, der Stuhl sei ein Gebärstuhl und das Ritual würde daran erinnern, dass die Kirche mit jedem neuen Papst gewissermaßen auf dem Felsen Petri neu begründet werde, weshalb der Stuhl auch aus Stein gefertigt sei.
    Diesen Thesen widersprach orphan88 entschieden. Er war der Meinung, dass der Stuhl vor allem dazu gedient hatte, um Kastraten als Päpste zu verhindern.
    Schließlich stieß Emma auf die Aussage eines Theologen, laut Selbstauskunft theologischer Professor, anonym, dass die Kirche bis heute festschrieb, dass Kastration verboten sei und dass es Kastraten unmöglich sei, in der Kirche ein Amt innezuhaben. Der Verfasser verwies auf »den kleinen Jone«,in dem Kastration als schwere Sünde eingestuft wurde und damit gleichbedeutend mit Mord und Glaubensabfall. Schon deshalb könne ein kastrierter Mann niemals
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