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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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beschützen.«
    »Nun, wir können nicht einfach hier herumsitzen und verhungern«, sagte Shea. Sie war vielleicht nur eine Sonne, sie war vielleicht nicht unter einem Sternenzeichen geboren, aber sie wusste, wie sie für ihre Kinder sorgen musste. »Außerdem werden nur die Sonnen und die Löwen gehen. Wir werden die Eulen und Serena den Tag über ins Dorf schicken. Pater Nariom kann ihnen weiteren Unterricht erteilen.«
    »Das Dorf ist auch nicht sicher! Sin Hazars Männer könnten jederzeit auftauchen!«
    »König Sin Hazars Männer sind hier seit über einem Jahr nicht mehr vorbeigekommen, Hartley. Sie bleiben weit im Norden. Sie bereiten sich auf einen Kampf jenseits des Meeres, in Liantine, vor.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Sie kämpfen vielleicht jenseits des Ozeans, aber sie werden hierherkommen, um Soldaten für das Kleine Heer auszuheben. Sie wollen uns immer noch für den Aufstand bestrafen. Du kennst die Gerüchte – du hast sie im Dorf gehört!«
    »Wenn die Geschichten einen wahren Kern enthielten, dann würden Barden das ganze Jahr über Feste feiern.«
    »Shea, meine Löwen haben über nichts anderes gesprochen. Jedermann weiß, dass das Kleine Heer naht.« Shea lachte bemüht, als hätte sie die verzweifelten Geschichten nicht gehört. »Du weißt, dass König Sin Hazar uns braucht, Shea. Er braucht Kinder.« Hartley zitierte die Lektionen, die er gelernt hatte, den Katechismus der Löwen, den man ihn gelehrt hatte, als er andere Löwenjungen am Dorfbrunnen getroffen hatte, als er zu kämpfen und sein Heimatland zu beschützen gelernt hatte. »Nach fünfzehn Jahren des Kampfes gegen den Aufstand unserer rebellischen Provinz hatte der König in ganz Amanthia kaum noch erwachsene Männer zur Verfügung. Das Kleine Heer, die Armee der Kinder, wird König Sin Hazar dabei helfen, seine Macht in der Welt zurückzufordern. König Sin Hazar wird Liantine im Osten einnehmen können und seinem vereinten Königreich von Amanthia Macht und Ruhm bringen.«
    Shea kannte diese Wahrheiten natürlich auch. Sie wusste um die endlosen Schlachten, die König Sin Hazar ausgefochten hatte, die er noch ausfechten wollte. Sie wusste, dass ihr winziger Teil Amanthias die Rebellion gegen ihren König vor über zwanzig Jahren angeführt hatte, dass hier die Saat des Bürgerkrieges gesät worden war, der ganz Amanthia fast eine Generation lang zerrissen hatte.
    Sheas Provinz hatte sich aufgelehnt, weil die Menschen gezwungen worden waren, zu viele Steuern zu bezahlen. Sie waren gezwungen worden, Soldaten für ein königliches Heer in Übersee zu stellen. Sie waren gezwungen worden, den Frieden und die Behaglichkeit ruhigen Landlebens aufzugeben. Sie hatten keine andere Wahl gehabt, als vor Jahrzehnten gegen ihren eigenen König zu kämpfen. Vor einem Leben. Vor vielen Leben.
    Und sie hatten verloren.
    Der König hatte Sheas Land noch nicht genug bestraft. Er war nicht bereit, der rebellischen Provinz zu vergeben, die ihn so viele fähige Kämpfer gekostet hatte. Stattdessen kämpfte er weiterhin, hob weiterhin Kinder für sein Kleines Heer aus.
    Shea sagte beruhigend: »König Sin Hazar hat vielleicht große Pläne für sein vereinigtes Amanthia, aber wir sind zu weit von der Hauptstadt entfernt, als dass er uns immer noch im Blick hätte. Wir werden noch eine Weile länger sicher sein.«
    »Das kannst du nicht wirklich glauben!«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube, dass ich meine Kinder ernähren muss. Und ich glaube, dass die Eulen lernen müssen. Ich kann ihnen das Debattieren nicht beibringen, und du kannst es auch nicht. Wir werden sie zu Pater Nariom ins Dorf schicken und auf die Tausend Götter vertrauen.«
    »Ich werde auf meine Löwen vertrauen«, murrte Hartley. »Ich werde zwei mit den Eulen mitschicken.«
    »Das ist eine gute Entscheidung.« Shea lächelte den Jungen an.
    Sie fragte sich, ob sie das Richtige sagte, fragte sich, ob sie ihn richtig aufzog. Sie stellte sich solche Fragen jeden Tag, über alle Löwen und über die Eulen und über ihren einzigen kleinen Schwan.
    Shea wünschte, ihr Ehemann Bram würde noch leben. Aber er war schon vor Jahren gestorben, war während des Aufstands von einem Fieber dahingerafft worden. Bram war gestorben, bevor die letzten Rebellen davongekarrt und die fruchtbaren Felder des Landgutes mit Salz bestreut worden waren.
    Bevor sich Shea in den Erinnerungen an all das verlieren konnte, was sie während so vieler Jahre eingebüßt hatte, begann Tain, die Waisen zu
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