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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
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Nacht kam Kauko Nyyssönen in den Bootsh a fen geschlichen, um sich ein passendes Fahrzeug für sein Vorhaben auszusuchen. Er besah sich die Boot s reihen von Anfang bis Ende und entschloß sich schlie ß lich für ein großes Holzboot, zufällig handelte es sich gerade um Oiva Särjessalos »Trost III«. Vor zwei Jahren war er im Sommer mit einem Boot desselben Typs in den Schären vor Helsinki herumgefahren, Pera Lahtela hatte es damals mit eigenen Händen gestohlen; Kauko hatte das Boot lenken und den Diesel beherrschen dürfen, und er glaubte, auch dieses hier werde ohne große Schwierigkeiten seinem neuen Kapitän gehorchen.
    Nyyssönen bemerkte, daß die Kajütentür nicht abg e schlossen war. Er probierte, den Motor zu starten. Die Leitungen unter dem Armaturenbrett ließen sich leicht so verbinden, daß der Motor ansprang. Ein Blick auf den Treibstoffanzeiger, der Tank schien fast voll zu sein. Das Ruder war nicht blockiert. Kake schnitt die Seile durch und legte den Rückwärtsgang ein.
    Gehorsam entfernte sich das große Boot vom Steg und drehte stolz in freie Gewässer ab. Nyyssönen stellte den Hebel auf Marschfahrt und gab Gas. Das Meer war fast ruhig, bald tuckerte die »Trost III« schon nördlich vor Pihlajasaari. Kauko öffnete das Oberlicht der Kabine und steckte den Kopf hinaus. Ein angenehmer Hauch von Meereswind strich ihm über das Gesicht.
    Kauko Nyyssönen besaß einen klaren Plan. In dieser Nacht würde er sich mit dem Boot vertraut machen, irgendwo in den stilleren Gewässern vor Espoo prob e fahren. Am Morgen wollte er ans Ufer zurückkehren, er hatte einen geeigneten freien Ankerplatz im Bootshafen Taivallahti in Töölö entdeckt. Außerdem hatte er hei m lich Linnea bei ihren Ausgängen beobachtet und festg e stellt, daß die alte Frau morgens einen Spaziergang zu machen pflegte, der im allgemeinen zu eben jenem Bootssteg führte. Dort fütterte sie die Enten und pla p perte mit der gekünstelt liebevollen Stimme alter Fra u en, und zwar so laut, daß es bis in den Park zu hören war, sie wolle nie wieder Vögel töten, keine Tauben und auf keinen Fall Enten. Das glaubte Kake ihr, denn sie tötete Menschen, nicht mal der eigene Pflegesohn war vor dem Ungeheuer sicher. Wie dem auch sei, wenn alles gutginge, könnte er sie schon am nächsten Morgen kidnappen und ins Boot verfrachten.
    Eine gute halbe Stunde später befand sich die von Nyyssönen unbekümmert navigierte »Trost III« bereits vor Espoo. Um diese Zeit herrschte wenig Verkehr auf dem Wasser, nur vereinzelt waren Boote unterwegs. Wenn Kake an diesen nächtlichen Seglern vorbeikam, bemerkte er, daß sie kameradschaftlich die Hand zum Gruß erhoben. Bald antwortete er auf die Grüße. Es war richtig rührend zu denken, daß auch er Freunde hatte, tüchtige Kameraden hier draußen auf hoher See.
    In der Fahrrinne nördlich der Insel Iso Lehtisaari draußen vor Bodo entdeckte Kake, daß ihm aus Ric h tung Porkkala ein Patrouillenboot des Küstenschutzes entgegenkam, die orangefarbenen Zeichen am Bug waren schon auf einen Kilometer Entfernung zu erke n nen. Er bekam einen Schreck, was hatte das Patroui l lenboot mitten in der Nacht in der Binnenfahrrinne zu suchen? Hatte vielleicht doch jemand den Diebstahl entdeckt und die Bullen alarmiert, damit sie das Boot mitsamt dem Dieb in Empfang nahmen? Kake traf eine schnelle Entscheidung und drehte das Ruder, so daß das Boot an der Insel vorbei aufs offene Meer fuhr. Er hoffte, mit Vollgas die äußersten Klippen zu erreichen, bevor der Küstenschutz ihn überhaupt entdeckte. Aber das tiefgehende, schwere Holzboot war einfach zu lan g sam für solche Fluchtversuche. Die Küstenschutzleute wurden auf das Boot aufmerksam, das plötzlich die Fahrrinne verließ, und wollten der Sache nachgehen.
    Das Patrouillenboot gab volle Fahrt voraus und n ä herte sich dem vom Kurs abgewichenen Holzboot.
    Kauko Nyyssönen versuchte in seiner Not, zwischen Tvihjälp und Alskäri hindurchzuschlüpfen und sich dahinter im Dunkeln bei den kleinen Klippen in Siche r heit zu bringen, aber das große Boot lief sofort auf Grund, die Schraube zerbrach, der Motor heulte in überhöhter Tourenzahl auf. Nyyssönen blieb nichts anderes übrig, als die Maschine zu stoppen und das Boot zu verlassen. Er sprang ins Meer und schwamm zur nächsten Klippe. Zum Glück war es ziemlich dunkel, so daß er sich gute Hoffnungen machen konnte, unen t deckt zu bleiben. Nachdem er fünfzig Meter geschwo m men war, zog er sich
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