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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin
Autoren: Petra Schier
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Fersen, wo er ging und stand. Er fand das furchtbar. Ein Junge will sich schließlich mit seinen Kameraden in Spiel und Kampf messen und nicht ständig ein kleines Mädchen mitschleppen, auch wenn es ihn anhimmelt.»
    Elisabeth schmunzelte.
    «Später haben sie sich hin und wieder bei Festlichkeiten getroffen und schienen recht gut miteinander auszukommen. Deshalb habe ich dem Vorschlag von Harros Vater, die beiden miteinander zu verheiraten, bedenkenlos zugestimmt. Adele scheint auch nicht abgeneigt zu sein, also …»
    «Wird sich alles zum Guten wenden», vollendete Elisabeth den Satz.
    «Ja. Wenn ich mir damit nicht ausgerechnet Einhard von Maifeld in die Verwandtschaft holen würde.» Johanns Miene verdüsterte sich schlagartig wieder.
    «Rockzipfelverwandtschaft.» Elisabeth winkte ab. «Er ist zwar Harros Onkel, aber er lebt auf einer anderen Burg und hat, soweit ich weiß, nicht viel mit den anderen Maifeldern zu tun.»
    «Dennoch. Er ist eine Schlange, mit deren Gift ich ungern noch einmal in Berührung kommen will.»
    Verständnisvoll nickte Elisabeth und legte den Brief auf das Schreibpult. «Ich weiß, mir geht es ebenso.» Kurz flackerten vor ihrem inneren Auge Bilder eines längst vergangenen Osterfestes auf Burg Kempenich auf. Damals hatte Einhard von Maifeld mit Gewalt versucht, Elisabeth zu einem Eheversprechen zu zwingen. Unwillkürlich spürte sie eine Gänsehaut auf Rücken und Armen. Noch immer meinte sie, das Echo von zerreißendem Stoff zu hören und seine Hände zu spüren, die sich rücksichtslos nehmen wollten, wonach sie begehrten. Nur der Allmächtige allein wusste, was geschehen wäre, hätte nicht Johann in jenem Moment sie bemerkt. Er hatte Einhard von ihr fortgerissen und ihm eine Tracht Prügel verabreicht, bevor er ihn verjagt hatte.
    Johann, der ihr leichtes Schaudern bemerkt hatte, zog sie rasch an sich. «Verzeih, Elisabeth, ich wollte dich nicht aufregen. Ich weiß, wie schlimm es für dich war …»
    «Nein, schon gut, Johann.» Elisabeth lehnte sich an ihn und schlang die Arme um seinen Hals. «Das ist alles lange vorbei. Die Verbindung mit den Maifeldern wird gut für uns sein, das allein zählt. Mit Einhard brauchen wir uns doch nicht weiter abzugeben.»
    «Aber zu allen Familienfeierlichkeiten müssen wir ihn dann einladen.»
    «Und wenn schon.» Elisabeth blickte zu Johann auf und drückte sich noch ein wenig fester an ihn. «Solange du in meiner Nähe bist, kann mir doch nichts geschehen. Außerdem wacht Einhards Gemahlin Maria mit Argusaugen und eiserner Hand über ihn. Ich glaube nicht, dass er sich trauen würde, mir zu nahe zu treten.»
    Johann schmunzelte. «Damit könntest du recht haben. Habe ich dir schon erzählt, was man über die beiden munkelt? Es heißt, Maria soll ihm schon mehr als einmal mit einer gusseisernen Bratpfanne aufgelauert haben, wenn er sich wieder einmal irgendwo herumgetrieben hat.»
    «Im Dirnenhaus herumgetrieben, meinst du.» Elisabeth lachte leise. «Das ist mir in der Tat schon zu Ohren gekommen. Du solltest dich glücklich schätzen.»
    «Warum?» Johanns Lippen näherten sich den ihren.
    Elisabeth zwinkerte ihm zu. «Wenn er dir die Maria nicht vor der Nase weggeschnappt hätte, wärest du jetzt mit ihr verheiratet.»
    «Niemals!», widersprach Johann entrüstet.
    «Ach nein?» Wieder lachte Elisabeth leise. «Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, warst du damals aber fest entschlossen, die Ehe mit ihr einzugehen.»
    Schmerzlich verzog Johann das Gesicht. «Mag sein, ich hatte mich da in etwas verrannt. Aber du musst mir glauben, ich hätte sie nicht geheiratet. Das … hätte ich nicht über mich gebracht. Ich wusste einfach nicht … Ich konnte nicht …»
    «Ich weiß, mein Lieber.» Elisabeth hob den Kopf ein wenig und gab ihm einen sanften Kuss, den er sofort erwiderte. Unvermittelt schienen kleine Flammen zwischen ihnen hochzuzüngeln; der Kuss wurde rasch leidenschaftlicher. Johanns Hände glitten verlangend über Elisabeths Körper.
    Etwas atemlos löste sie sich von ihm und lächelte. «Na, na, ich glaube, das hier brechen wir lieber ab. Wie du weißt, erwarten wir heute Abend Gäste, also sollte ich mich allmählich um die Vorbereitungen für das Essen kümmern.»
    Enttäuscht lockerte Johann ein wenig seinen Griff. «Ich dachte, dafür hätten wir die neue Köchin eingestellt.»
    «Haben wir», bestätigte Elisabeth. «Aber du sagst es ganz richtig: Sie ist noch neu im Haus. Ich will sichergehen, dass sie alles richtig
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