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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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mittels einer Endoskopkamera das Restaurant. Das nicht einmal fingerdicke Beobachtungsgerät ragte nur wenige Millimeter durch die Lüftungsschlitze hindurch und ließ sich in alle Richtungen biegen. Als Talert zum letzten Mal einen schnellen Blick riskierte, war die Kamera über Ruschkows Schulter hinweg auf das Display seines Notebooks gerichtet. Talert konnte nicht sehen, was Ruschkow gerade eingab, die Kamera jedoch musste es perfekt erfassen.
    Für Talert war es eine unerträgliche Situation. Er musste stets damit rechnen, dass Ruschkow von seiner Schusswaffe Gebrauch machen würde. Vielleicht hätte er sogar den Mut gehabt, dieses Risiko einzugehen, doch solange die Kellnerin in seiner Gewalt war, wäre jedes herbeigeführte Wagnis sträflicher Leichtsinn gewesen. Er musste sich auf das SEK verlassen, was nicht unbedingt seinem Naturell entsprach und ihn deshalb nervte.
    »Hey – Ruschkow«, rief er, »was hast du als Nächstes vor? Willst du das ganze Europa-Center in die Luft sprengen? Aber du bist schlau genug und weißt genau, dass dies niemand riskieren würde. Du hast gewonnen – Ruschkow.« Talert ließ sich nicht anmerken, dass er vom Gegenteil überzeugt war. »Lass' wenigstens die Kellnerin laufen. Sie hat mit alledem nichts zu tun. Du wolltest mich – du hast mich. Du wolltest die Regierung erpressen und hast es getan. Was willst du noch? Ab jetzt ist es nur noch eine Sache zwischen dir und mir. Also, lass' die Frau gehen und dann kannst du mit mir abrechnen.«
    Ruschkow schob sein Notebook etwas von sich weg und sah Talert mit zusammengekniffenen Augen an, der diesen Gesichtsausdruck an Ruschkow abgrundtief hasste.
    »Ich hab' dich schon damals unterschätzt«, sagte Ruschkow nach einem kurzen Moment, »du warst clever und bist es heute immer noch. Wenn ich darüber nachdenke, dann hast du recht. Das Mädchen nützt mir wirklich nichts.«
    Talert bekam einen Schreck, da Ruschkow gleichzeitig mit seiner Pistole herumfuchtelte. Würde er die Frau erschießen, statt sie freizulassen? Was ging in diesem kranken Gehirn vor?
    »Du willst sie doch nicht etwa töten?«, fragte Talert, nur um irgendetwas zu sagen, was Ruschkow davon abhalten könnte abzudrücken. »Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, vergiss es. Du kannst nicht uns beide gleichzeitig umbringen, was du allerdings tun müsstest, wenn du nicht von mir überwältigt werden willst. Sobald du abdrückst, hast du mich für eine Sekunde nicht mehr unter Kontrolle und diese Sekunde reicht mir – das kannst du glauben.«
    »Dann erschieße ich dich zuerst«, antwortete Ruschkow mit überheblicher Gelassenheit.
    Die Kellnerin saß zusammengekauert auf dem Fußboden und hielt ihre angezogenen Beine umklammert. Sie zitterte und versuchte alles auszublenden, was um sie herum geschah. Innerlich hatte sie bereits mit ihrem Leben abgeschlossen.
    Talert hatte einen Fehler gemacht. Er hätte nicht andeuten dürfen, dass er nach einer Gelegenheit suchte, um Ruschkow zu überwältigen. Es lag auf der Hand, dass dieser auf seine jähzornige Art reagieren würde. Kurz entschlossen gab Ruschkow einen Schuss in die Decke ab. Reflexartig sah Talert zum Lüftungsgitter hinauf, trat dabei einen Schritt zurück und stolperte über einen Stuhl, sodass er zu Boden fiel. Blitzartig warf Ruschkow sich über ihn, drückte ihm sein Knie in die rechte Schulter und fesselte seine Hände mit Kabelbindern. Noch einmal blickte Talert hinauf zum Lüftungsschacht. Die Endoskopkamera war nicht mehr zu sehen. Offensichtlich hatte sich der SEK-Mann rechtzeitig zurückgezogen, bevor das Projektil in den Schacht eingedrungen war. Dies hoffte Talert zumindest.
    Er sah zu der jungen Bedienung hinüber, als wollte er sich bei ihr entschuldigen. Sie hatte einen enormen Schreck bekommen und litt Todesängste. Talert sagte nichts. Selbst wenn er es täte, die Kellnerin war derart apathisch, dass sie nichts verstände.
    »Gib auf!«, brüllte Talert zu Ruschkow blickend, »du sitzt in der Falle. Hast du mal aus dem Fenster gesehen? Überall Scharfschützen. Du hast keine Chance.«
    Wortlos griff Ruschkow in seine Tasche, aus der er zuvor die Handgranate geholt hatte. Talert durchfuhr es wie ein Blitz. Hatte er womöglich einen weiteren Sprengsatz dabei? Angespannt sah er zu, wie er in der Tasche kramte. Aber er holte etwas ganz anderes heraus und legte es auf einen Tisch: Es war eine Hose, ein Rollkragenpullover, Handschuhe und eine Sturmmaske, alles in Schwarz. Er zog sich die
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