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Die Geliebte des griechischen Reeders

Die Geliebte des griechischen Reeders

Titel: Die Geliebte des griechischen Reeders
Autoren: Graham Lynne
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väterlicherseits und dessen Frau aufgezogen worden und hatte jeder Versuchung widerstanden, auch einmal etwas Verrücktes zu wagen. Keinesfalls wollte er die Fehler seines Vaters wiederholen.
    Dennoch war die Art-déco-Statue für Atreus in letzter Zeit auf seltsame Weise bedeutsam geworden. Sie erinnerte ihn an eine Episode, die sich vor einigen Wochen auf seinem Landsitz abgespielt hatte. An einem schwülheißen Sommernachmittag war er durch den Wald gestreift und unvermittelt auf eine kurvenreiche Brünette gestoßen, die sich splitternackt im Fluss vergnügt hatte. Es hatte ihn geärgert, dass sie sich auf seinen Privatbesitz gewagt hatte. Schließlich hatte er ein Vermögen für seine weitläufigen Ländereien bezahlt und beschäftigte eine ansehnliche Zahl von Aufsehern, die sein Eigentum vor Eindringlingen und Kameralinsen schützen sollten.
    Verrückt, aber seit dieser Begegnung am Fluss hatte der verführerische Anblick der Brünetten mit den unerhört weiblichen Kurven ihn Tag und Nacht verfolgt. Dabei konnte diese Frau es eigentlich in nichts mit den weltgewandten gertenschlanken Blondinen aufnehmen, die ihn sonst interessierten …
    Genau genommen war die nackte Venus gar nicht sein Typ, musste Atreus sich verwirrt eingestehen. Soweit er von seinem Gutsverwalter gehört hatte, war Lindy Ryman eine streitlustige Tierschützerin, die sich mit dem Verkauf von Keramikarbeiten und Kerzen gerade so über Wasser hielt. Sie bewohnte ein winziges Torhaus am Rande seines Anwesens, ging regelmäßig zur Kirche und war ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Und normalerweise versteckte sie ihre aufregenden Kurven unter langweiligen langen Röcken und warmen Wollsachen.
    Bei der Begegnung im Wald hatte Atreus sie scharf zur Rede gestellt, weil er anfangs überzeugt gewesen war, sie habe dieses Zusammentreffen geschickt inszeniert wie schon so viele Damen. Nachdem ihm jedoch schließlich klar geworden war, dass sie keine gerissene Verführerin war, hatte er ihr Blumen mit einem Entschuldigungskärtchen geschickt. Doch Lindy Ryman hatte sein Friedensangebot ignoriert und nicht angerufen, obwohl er auf der Karte ausdrücklich seine Telefonnummer angegeben hatte. Ihre Sturheit reizte und amüsierte ihn.
    Seine Stimmung verfinsterte sich, als ihm bewusst wurde, wie lange er sich nun schon mit dieser Frau beschäftigte. Sollte er ihr Geld anbieten, damit sie den Wohnsitz auf seinem Land aufgab? Aus den Augen, aus dem Sinn, das wäre sicher die beste Kur für dieses seltsame Virus, das ihn befallen hatte. Er war zu intelligent und vernünftig, um den Reizen dieser Frau zu erliegen, die überhaupt nicht in seine Kreise passte.
    â€žDu hast dich von Sarah getrennt?“, wiederholte Lindy fassungslos und wandte sich Ben direkt zu.
    â€žSie fing an, unsere Beziehung zu ernst zu nehmen. Warum müssen Frauen alles verderben?“ Seine schmerzliche Miene verriet, wie anstrengend es war, ständig von liebestollen Damen gequält zu werden.
    Sieh in den Spiegel, hätte Lindy ihm am liebsten vorgehalten. Auch sie war dem Charme des unwiderstehlichen Ben mit dem stets zerzausten blonden Haar, den hellgrünen Augen und der durchtrainierten Figur einst erlegen. An der Universität hatten sie sich kennengelernt, und er hatte sie kurzerhand als Freundin in seinen Kreis eingeschleust, als er merkte, dass sie ungebunden war. Zu jener Zeit war sie schüchtern und gehemmt gewesen und hatte sich gewünscht, zierlich, geistreich und spritzig zu sein, statt scheu und vernünftig.
    Doch das lag lange zurück. Inzwischen war Lindy längst über Ben hinweg und hatte sich daran gewöhnt zuzusehen, wie er die Herzen der Schönen reihenweise brach. Er suchte ganz offensichtlich keine Bindung, wollte einfach nur Spaß haben. Als Börsenhändler in der Londoner City hatte er Karriere gemacht und sich die typischen weltlichen Beweise seines Erfolgs zugelegt – einen flotten Sportflitzer, teure Designeranzüge und die Mitgliedskarte im richtigen Fitnesscenter. Aber der gute Ben schien mit dem Erreichten nie so ganz zufrieden zu sein.
    â€žWenn deine Gefühle für sie nicht mehr ehrlich sind, ist es tatsächlich besser, Schluss zu machen“, riet Lindy ihm ruhig. Gleichzeitig aber fühlte sie mit Sarah, die wirklich nett zu sein schien und jetzt sicher ebenso litt wie sie damals. Zum Glück hatte sie wenigstens nie
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