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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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genieße es durchaus, wenn Menschen ehrliches Interesse an den Hintergründen von Erscheinungen und Spuk zeigen, denn das ist auch mein ureigenstes Interesse.
    »Darf ich bei Einstein anfangen?«, frage ich unvermittelt, und es scheint so, als würde ich der Frau mit meinem direkten Einstieg in das Gespräch eine Freude machen.
    »Aber sicher«, sagt die Frau, ihre Stimme klingt erleichtert.
    »Was passiert, wenn Sie einen Stein in der Hand haben und loslassen?«, frage ich.
    »Der fällt herunter«, sagt die Frau schnell.
    »Und warum?«
    »Wegen der Erdanziehung.«
    »Falsch.«
    »Was?«
    Mit dieser Antwort hat sie nicht gerechnet.
    »Die scheinbar einfache Antwort ist leider falsch. Nicht nur die Erde zieht den Stein an, der Stein zieht auch die Erde an. Erde und Stein ziehen sich mit der jeweils gleichen Kraft an, beide treffen sich, wenn man sie nicht festhält, an ihrem gemeinsamen Schwerpunkt. Natürlich fällt die Kraft des Steins für die Erde kaum ins Gewicht, aber auch er zieht an der Erde. Isaac Newton kam darauf, als er einen Apfel vom Baum fallen sah. Das war eine geniale Gedankenleistung.«
    Wie Isaac Newton waren auch Wilhelm Konrad Röntgen oder Albert Einstein Menschen, die nicht einfach hinnahmen, was sie in der Schule über die Welt gelernt hatten. Albert Einstein zum Beispiel war ein ausgezeichneter Fragensteller. Einmal fragte er einen Dachdecker, der einen Sturz vom Dach überlebt hatte, ob er denn im freien Fall eine Kraft gespürt habe, die an ihm ziehe? Der Dachdecker sagte: Nein. Mit dieser Antwort war ein Problem formuliert, das Einstein interessierte. Er hatte Zweifel daran, ob die Gravitation wirklich eine Kraft ist. In einem Aufzug, der frei fällt, spürt man zum Beispiel nichts von dieser Kraft. Einstein kam darauf, dass die Gravitation vielleicht einfach nur eine Eigenschaft des Raumes ist: Der Raum »biegt sich«, sehr verkürzt gesagt, wenn eine Masse darin liegt. Das war eine revolutionäre Sicht auf die Welt. Und sie hatte etwas Gutes: Einstein musste nicht die bis dahin vorherrschende Physik über den Haufen werfen, um seine Erklärung beizubehalten. Er hat es geschafft, mit seinen neuen Erkenntnissen an das zu seiner Zeit bekannte Wissen anzuknüpfen. Newtons und Einsteins Erkenntnisse haben sich ergänzt und erklären zusammengenommen die Gravitation.
    Auch für den Spuk gibt es eine eigene Erklärung, die man aber auch mit unserem bisher vorhandenen Wissen über die Physik verknüpfen kann.
    »Na, da bin ich gespannt«, sagt die Frau am Telefon, als ich ihr die Erklärung für den Spuk andeute.
    »Dann müssen Sie jetzt bitte sehr aufmerksam sein«, sage ich zu ihr.
    Zunächst zitiere ich einen wesentlichen Satz aus einer meiner wissenschaftlichen Arbeiten. 44 Dieser Satz heißt: »Die paranormalen Phänomene sind in Wirklichkeit Verschränkungskorrelationen in psycho-physikalischen, organisatorisch geschlossenen, selbst organisierenden Systemen, die durch die pragmatische Information erzeugt werden, die in dem System eine Rolle spielt.«
    Die Natur unterscheidet nicht zwischen Fächern wie Physik und Psychologie, mit denen der Mensch und dessen Umwelt beschrieben werden. In der Natur kommt der Mensch als Ganzes vor. Trotzdem haben wir Wissenschaftler die Welt in Scheibchen geschnitten. Wir haben Fächer begründet und fragen in der Psychologie, wie der Mensch denkt, fühlt, handelt. Nur: Kann man das Denken, Fühlen und Handeln isoliert von allem anderen betrachten? Nein. Sobald ich ein Auto steuere, befinde ich mich in einem psycho-physikalischen System. Ich denke, sehe, orientiere mich und nehme Einfluss auf die Physik – auf das Auto und den Straßenverkehr. Schon muss ich, wenn ich dieses System erkunden will, fächerübergreifend denken.
    Der Begriff »organisatorisch geschlossen« stammt von Francesco Varela 45 , einem Biologen. Varela fragte sich, warum Amöben oder Einzeller eigentlich so etwas wie eine Einheit bilden. Der Mensch bildet durch seinen Körper auch eine Einheit, ein von der Umwelt getrenntes System. Obwohl er atmet und Nahrung aufnimmt, obwohl er also mit der Umgebung verbunden ist, ist er eine Einheit. Wenn wir abends einschlafen, verlieren wir unser Bewusstsein. Wenn wir aber morgens aufwachen, sind wir immer noch dieselbe Person. Es ist ein kleines Wunder, dass ich jeden Morgen wieder Walter von Lucadou bin und niemand anderes. Für diese Fähigkeit hat Varela den Begriff »organisierte Geschlossenheit« eingeführt. Erst wenn wir aufhören zu
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