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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin
Autoren: Aufbau
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Taricheae die Gefährtin Jesu gewesen sein soll? Wieso wurde sie zusammen mit dessen Bruder beerdigt?«
    »Vielleicht gab es schon damals Frauen, die sich nicht mit einem Mann begnügt haben«, erwiderte Bergman mit triefender Ironie
     in der Stimme.
    »Wer im Glashaus sitzt«, erwiderte Aaron tonlos und bedachte den Professor mit einem düsteren Blick. Nachdem er den steinernen
     Sarg des vermeintlichen Jaakov auf weitere Spuren hin untersucht hatte, erhob er sich. Im Lichtkegel seiner leistungsstarken
     LED-Leuchte betrachtet er das Gesicht der mumifizierten Frau. »Wer immer sie auch war«, murmelte er. »Dem Schmuck und den
     grauen Haaren nach zu urteilen, würde mein Vater sie als eine flotte Großmutter bezeichnen.«
    »Die Aufklärung ihres Lebenswandels bleibt Ihnen überlassen, Doktor Messkin«, bemerkte Bergman. »Spätestens in der kommenden |38| Woche sollten wir etwas mehr über die Dame und ihren Begleiter erfahren, wenn Ihre Laboruntersuchungen hoffentlich vorangeschritten
     sind.« Langsam wandte er seinen Kopf und schaute Sarah an. Er wies in eine Ecke des Raumes. »Dort drüben habe ich Krüge mit
     Pergamenten entdeckt.«
    Sarah fiel auf, daß die Betonung eindeutig auf dem »Ich« lag. Ärger begann in ihr aufzuwallen.
    »Wenn du willst«, fügte Bergman mit gespielter Freundlichkeit hinzu, »kannst du dich gerne an der Übersetzung der Inschriften
     versuchen. Die Pergamente weisen auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit den Funden von Qumran auf. Offenbar wurden
     die Texte darauf in Koiné geschrieben.«
    Sarah hob ihren Kopf und funkelte den Professor wütend an. »Was ist mit der IAA?« Sie war sich darüber im klaren, daß Bergman
     nun überhaupt keine Lust haben würde, sich mit der Israel Antiquities Authority auseinanderzusetzen, aber dem Gesetz nach
     waren sie verpflichtet, den Fund nicht nur zu melden, sondern den Kollegen vom staatlichen Institut für Archäologie alle weiteren
     Entscheidungen zu überlassen.
    »Liebe Sarah«, erwiderte Bergman mit einem sarkastischen Unterton. »Solange ich hier das Kommando habe, trage ich auch die
     Verantwortung. Also laß die Formalitäten meine Sorge sein.«
    Noch während Aaron sich an die Voruntersuchungen der örtlichen Bedingungen machte und einen Plan entwarf, auf welche Weise
     die sterblichen Überreste der beiden Toten zu bergen waren, erhielt Sarah den Auftrag, sich an den hauseigenen Sicherheitsdienst
     zu wenden und die Bewachung der Höhle zu organisieren.
    Erst am späten Nachmittag löste sich die Anspannung der eingesetzten Wissenschaftler und wich endlich unverhohlener Begeisterung,
     als sie gemeinsam an die Oberfläche zurückkehrten. Mittlerweile hatte sich die Wintersonne gegenüber den tief hängenden Regenwolken
     durchsetzen können, und im rot glühenden |39| Abendlicht verwandelte sich der bis dahin unscheinbare Fundort tatsächlich in eine Festung. Eiligst wurde ein Zeltlager für
     die Gerätschaften und die Wachmänner aufgebaut.
    Aaron drückte Sarah im Vorbeigehen einen Zettel in die Hand.
    »Morgen um zehn, in meinem Labor«, fügte er hinzu. »Bevor wir uns an die Auswertung der Funde machen, brauche ich von jedem,
     der unten in der Höhle war, eine Speichelprobe, damit wir bei Erhebung des Untersuchungsergebnisses eine Verunreinigung des
     genetischen Materials ausschließen können.«
    Sarah nickte. Erst als Aaron seinen Wagen bereits gestartet hatte, warf sie einen Blick auf den Zettel.
    Du bist die aufregendste Frau, die ich kenne
, stand darauf.
Laß es uns noch einmal miteinander versuchen.
    »Spinner«, entfuhr es ihr. Mit einem wehmütigen Lächeln schaute sie dem davonfahrenden Range Rover hinterher.
    Bergmans Einladung zu einem Umtrunk in der Kantine des Campus schlug sie aus, denn wie an jedem Donnerstag wartete ihr Vater,
     ein strenggläubiger Rabbiner, mit dem Abendessen auf sie.
    Vor einigen Jahren hatte sie ihrem Vater zuliebe das Apartment in Tel Aviv aufgegeben und war wieder in ihr Elternhaus nach
     Haifa gezogen. Sarah hatte keine Geschwister, und obwohl sie längst nicht immer einer Meinung waren, wollte und konnte sie
     ihren Vater nicht im Stich lassen. Im Grunde genommen war er ein liebenswürdiger Mensch, doch der frühe Tod seiner Frau hatte
     ihn verbittert, und er brachte grundsätzlich kein Verständnis dafür auf, wenn seine einzige Tochter berufliche Verpflichtungen
     familiären vorzog.
    Doktor Rolf Markert stand ein wenig unbeholfen herum, als Bergman die Rückkehr
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