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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht, den er ihr bieten konnte. Er hätte nach Halstead gehen und behutsam um sie werben müssen. Aber das entsprach ihm nicht. Außerdem hatte er noch nie einer Frau den Hof gemacht. Er war es gewohnt, das, was er wollte, augenblicklich zu bekommen, und er wollte Christina.
    Christina zitterte unkontrolliert, als sie in den Salon stürzte. Sie konnte Philip Caxtons Lippen noch auf ihrem Mund spüren, seine Arme, die sie an sich zogen, das Harte zwischen seinen Beinen, das sich an sie preßte. So also küßte ein Mann eine Frau. Sie hatte sich immer gefragt, wie es wohl sein mochte. Das seltsame Gefühl, das Philip Caxton in ihr ausgelöst hatte, hatte sie nicht erwartet: ein Gefühl, das sie zugleich erschreckte und erregte.
    Zum Glück war ihr wieder eingefallen, was ihre Mutter ihr einmal gesagt hatte: Wenn ein Mann sich ihr annäherte und sie ihn loswerden wollte, sollte sie so tun, als würde sie ohnmächtig und ihn dann mit aller Kraft treten. Es hatte geklappt, und sie dankte ihrer Mutter stumm für diesen Rat.
    Christina beruhigte sich, während ihr Bruder ihren Umhang holte. Sie hatte ihm erzählt, sie habe bohrende Kopfschmerzen und wolle augenblicklich gehen. Als er zurückkam, waren sie zur Kutsche gegangen.
    Als sie aufblickte, sah sie Philip Caxton, der auf dem Balkon stand und ihnen nachsah. Allein der Gedanke, daß dieser Mann sie haben wollte und sie aufgefordert hatte, ihn zu heiraten, obwohl er wußte, daß sie ihn nicht leiden konnte! Eine solche Dreistigkeit war ihr noch in keiner Form begegnet!
    Jetzt, da sie Philip Caxton entkommen und in Sicherheit war, wurde sie wütend. Erst gestern hatte sie ihn kennengelernt, und heute hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht – ohne ein Wort von Liebe. Er hatte lediglich verkündet, daß er sie haben wollte. Er war noch impulsiver als Peter oder Sir Charles. Die beiden waren wenigstens Gentlemen.
    Der Gedanke brachte sie in Wut. Er war kein Gentleman! Er benahm sich wie ein Barbar! Am liebsten wäre sie sofort auf diesen Balkon zurückgekehrt und hätte ihm noch eine weitere Ohrfeige in sein arrogantes Gesicht verpaßt.
    Christinas Gefühle zeigten sich auf ihrem Gesicht, und John, der sie still und forschend gemustert hatte, riß sie schließlich aus ihren Gedanken heraus.
    »Crissy, was auf Erden ist los mit dir? Du wirkst völlig fassungslos. Ich dachte, du hättest Kopfschmerzen.«
    Sie wandte John ihre Aufmerksamkeit zu und legte geistesabwesend eine Hand auf ihre Stirn, als wolle sie fühlen, ob dort ein Schmerz zu finden sei. Dann platzte sie hitzig heraus.
    »Kopfschmerz! Ja, ich hatte einen Kopfschmerz, aber ich habe ihn auf dem Balkon stehen lassen. John, dieser unerträgliche Schnösel hat mich aufgefordert, ihn zu heiraten.«
    »Wer?« fragte John ruhig.
    »Philip Caxton, ausgerechnet er! Und er hat die Frechheit besessen, mich zu küssen – dort, auf dem Balkon.«
    John war belustigt. »Mir scheint, liebe Schwester, du bist auf einen Mann gestoßen, der weiß, was er will, und der seine Ziele beharrlich verfolgt. Du sagst, er hat dir einen Heiratsantrag gemacht, und das, nachdem er dich erst seit gestern kennt? Browne und Buttler kannten dich wenigstens etwas länger. Es sieht ganz so aus, als wolle Philip Caxton dich wirklich haben.«
    Christina, die sich nur zu lebhaft an seine Worte erinnerte, brauste noch mehr auf. »Ja, er will mich haben. Das hat er mir auch gesagt, ohne auch nur ein Wort von Liebe zu erwähnen – die reine Lüsternheit!«
    John lachte. Er erlebte seine Schwester nicht oft so zornig. Wenn Caxton versucht hätte, Crissy zu belästigen, wäre John weniger belustigt gewesen, und er hätte diesen Mann aufsuchen müssen. Aber einen Kuß und einen Heiratsantrag konnte er Caxton wohl kaum vorwerfen. Er hätte sich ebenso verhalten, wenn er eine Frau gefunden hätte, die so schön wie Crissy war.
    »Weißt du, Crissy, es ist meistens so, daß das Verlangen vor der Liebe kommt. Wenn Caxton gesagt hätte, daß er dich liebt, wäre das wahrscheinlich eine Lüge gewesen. Was er dagegen gesagt hat, war die Wahrheit – daß er dich begehrt. Wenn ein Mann eine Frau findet, ohne die er nicht leben kann, dann weiß er, daß er sich verliebt hat. Ich glaube, daß die Liebe langsamer heranreifen muß und mehr als zwei Tage braucht, um sich herauszubilden, auch mehr als zwei Wochen. Mir scheint jedoch, daß Philip Caxton die Bereitschaft spürt, dich zu lieben, wenn er dich heiraten will. Du hättest das als ein Kompliment auffassen
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