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Die Gefaehrtin des Jaguars

Die Gefaehrtin des Jaguars

Titel: Die Gefaehrtin des Jaguars
Autoren: Jennifer Ashley
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Er konnte es nicht ertragen, von Myka getrennt zu sein, hatte er erklärt, als ihre Mutter in einem Krankenhauszimmer genau wie diesem hier gestorben war. Randall hatte es geschafft, ihr gesetzlicher Vormund zu werden, und hatte ihr neun Jahre lang das Leben zur Hölle gemacht, bis er schließlich gestorben war.
    Jillian lächelte schwach, als sie Spike über das Fußende des Bettes hinweg erkannte. „Du bist gekommen. Danke.“
    „Ja.“
    Das war das Erste, was er gesagt hatte, seit er Myka aus der Scheune in die kühle Nachtluft gefolgt war, damit sie ihn herfahren konnte. Nicht „Was ist passiert? Was will sie von mir?“ Nur eisiges Schweigen war vom Beifahrersitz ihres Pick-ups zu ihr gedrungen.
    Still, ja, aber seine Präsenz war deutlich spürbar. Dies war ein Shifter, um Himmels willen, groß, hart und in der Lage, zierliche, junge Frauen wie Jillian mit einer Hand in Stücke zu brechen. Aber da stand er nun und sah auf sie herab, als ob jemand ihm mit einem Vorschlaghammer zwischen die Augen geschlagen hätte und er bisher nur noch nicht realisiert hatte, dass er jetzt umfallen musste.
    „Mir bleibt nicht mehr viel Zeit“, erklärte Jillian, ihre Stimme nur ein schwaches Flüstern. Weit entfernt von der jungen Frau, die vor einem Jahr auf dem Zaun des Rodeos balanciert und ihre Lieblinge unter den Bullenreiter schreiend angefeuert hatte. Mit ihnen geschlafen hatte sie auch. Männer hatte sie mit einem einzigen Blick in ergebene Sklaven verwandeln können.
    „Ich habe ein Geschenk für dich“, sagte sie.
    Sie streckte Spike die Hand hin, und er ergriff sie. Er hielt ihre Hand nicht unbeholfen, sondern umschloss sie mit seinen beiden großen, als ob er sie trösten wollte.
    „Was denn?“, fragte er. Seine Stimme war wie leises Donnergrollen. Selbst ein Wandler konnte die niederdrückende Atmosphäre des Krankenhauszimmers spüren.
    „Myka wird es dir zeigen. Myka und meine Mutter. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.“
    Jillian drückte seine Hand, die Bewegung so schwach, dass Myka sie nur sah, weil sich eine Sehne in ihrem Handgelenk bewegte.
    Spike nickte. Myka konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht sehen, denn sein Blick war auf Jillian gerichtet.
    „Myka, holst du bitte meine Mutter? Ich habe sie gebeten, am Ende des Flurs zu warten.“
    Sie wollte Jillian nicht mit dem Shifter allein lassen. Doch ihre Freundin blickte sie mit unnachgiebigem Blick an, selbst auf dem Totenbett konnte sie das noch gut. „Myka? Okay?“
    Spike drehte den Kopf und sah sie an, und zum ersten Mal bekam Myka die ganze Wirkung seines Wandlerblicks zu spüren. Seine Augen waren dunkelbraun, die Pupillen schwarze Fenster ins Nichts.
    Nein, nicht ins Nichts. In etwas sehr Intensives. Sie sah Wildheit in ihm, die Bestie, die einen Bären, viermal so groß wie sie, angegriffen und die Zähne in den Hals des riesigen Tieres geschlagen hatte. Wo das Halsband aufgeflammt war, trug er Brandwunden, aber die Stromstöße hatten ihn nicht eine Millisekunde zögern lassen. Dies hier war ein Tier, das die Schwachpunkte seiner Beute suchte und genau dort zupackte.
    Sie wollte ihn nicht mit Jillian allein lassen.
    Aber Jillian hatte nur noch Stunden zu leben, nicht Tage. Der Krebs richtete alles zugrunde, was sie einmal gewesen war.
    Myka zwang sich, sich umzudrehen und hinauszugehen. Sie eilte den Flur hinunter. In einem Zimmer dort wartete Jillians Mutter zwischen Verkaufsautomaten, einem Nachrichten plärrenden Fernseher und anderen angespannten Menschen, die gekommen waren, um Familienmitglieder zu besuchen.
    Sharon stand schnell auf und folgte ihr aus dem Zimmer. „Verdammt, ich brauche eine Zigarette. Jillian hat mich zwar rausgeschickt, aber ich konnte ja schlecht nach draußen mit …“ Sie bewegte bedeutungsvoll den Arm und schüttelte leicht durch, was sie hinter sich herzog.
    „Mir gefällt das nicht“, sagte Myka.
    „Ich weiß. Aber es ist, was Jillian will, und ich glaube, sie hat recht.“
    Myka musste sich eine Bemerkung verkneifen, denn sie betraten wieder Jillians Zimmer. Spike drehte sich um und holte tief Luft.
    Seine Augen verwandelten sich in die eines Shifters – braun mit einem Hauch Gold, die Pupillen zu Schlitzen verengt –, als sein Blick den kleinen Jungen an Sharons Hand fand.
    Mit vier Jahren hatte Jordan seinen Babyspeck verloren und war zu einem kräftigen, robusten Jungen herangewachsen. Er hatte dunkles Haar mit blonden und braunen Strähnen und braune Augen mit schwarzen Wimpern. Bevor
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