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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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andere Weise verwenden. Sie benutzen sie als Weg zu Gott.«
    »Behandle mich nicht wie ein Kind. Es gibt keinen Gott.«
    Milcom ballte seine Hand zur Faust und schüttelte sie. »Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, Magistrat, dieser einzelne Tropfen himmlischen Taus wird dein ganzes Reich in die Grube der ewigen Finsternis spülen, wenn du ihn nicht auffängst.«
    Mastemas Herz pochte heftig. Der Tonfall, die archaische Ausdrucksweise … Bilder aus der Vergangenheit sickerten plötzlich in sein Bewußtsein: Er sah sich selbst in seiner Jugend, wie er sich mit angstvoll geweiteten Augen über einfache und doch grandiose Gleichungen beugte, die ihm von einem Wesen aus purem Gold überbracht worden waren. Und er sah sich, wie er Tausende künstlicher Schwarzer Löcher, schethiyas in der Sprache der Giclasianer, lokalisierte und Schiffe aussandte, um sie zu bergen. Sie hatten einen besonderen Behälter dafür geschaffen – Palaia Station – und dann den Regierungssitz als zusätzlichen Schutz dorthin verlegt. Und so waren diese winzigen Kraftwerke zur wahren Grundlage seines galaktischen Reiches geworden.
    Furcht bohrte sich wie eine harte Faust in Mastemas Magen. Er schluckte schwer. »Milcom. Ja. Ja, ich erinnere mich. Es ist sehr lange her, aber … Milcom. Milcom. Was habe ich getan, daß du hierher kommst? Meinen Teil des Handels habe ich doch erfüllt!«
    »Ja. In der Tat, das hast du«, stimmte Milcom leise zu. »Du hast die Gamanten so brutal bedrängt, daß sie es kaum noch erwarten konnten, dir die Kehle aufzuschlitzen. Du hast wohl getan, Magistrat, und ich bin auch nicht gekommen, um dir deines Handelns wegen Vorwürfe zu machen.« Seine Stimme klang auf anziehende Weise sanft, als Milcom fortfuhr: »Ganz im Gegenteil. Ich bin hergekommen, um dir zu helfen – um dir den Kopf des gamantischen Führers auf einem silbernen Tablett zu überreichen, wenn du das möchtest. Es ist die einzige Möglichkeit, die Revolte aufzuhalten.«
    »Calas ist erst zwanzig, fast noch ein Halbwüchsiger. Ich kann nicht glauben, daß er die eigentliche Bedrohung darstellt. Es muß noch einen anderen Gamanten geben, ein militärisches Genie, das für Slothens Fiasko verantwortlich ist.«
    »Der Junge ist die wahre Gefahr, denn an seinem Hals trägt er das Gehenna- Tor, Magistrat – einen besonderen Saphir. Millionen von Gamanten sind gestorben, um diesen Stein zu schützen, während er durch die Jahrhunderte von einem Führer an den nächsten weitergegeben wurde. Und wenn Mikael hoch oben in den Bergen steht und dieses Tor öffnet, dann bricht alles zusammen, was du und deinesgleichen errichtet haben.« Ein kaum merkliches Lächeln huschte über Milcoms glühendes Antlitz. »Er wird dich vernichten.«
    Mastema bemühte sich, das Zittern seiner sechs Gliedmaßen unter Kontrolle zu bringen. Bei seinem letzten Handel mit Milcom hatte er ein Imperium gewonnen und zugleich alles verloren, was ihm etwas bedeutet hatte: seine Frau, die schöne Ethnarch, mit der er all seine Träume verbrachte, seine Kinder, sein Heim … Die Wunden in seinem Innern würden für alle Zeit bluten.
    »Nun komm schon, Magistrat«, sagte Milcom ungeduldig. Er wanderte geschmeidig an den von Büchern bedeckten Wänden entlang, wobei sein Umhang hinter ihm herflatterte. »Du weißt genau, daß die Faust, die das Überleben garantiert, häufig blutbedeckt ist. Willst du, daß die giclasianische Herrschaft über die Galaxis zusammenbricht? Würde es dir etwa gefallen, wenn deine Heimatwelt zerstört und Palaia Station von gamantischen Fanatikern übernommen wird? Ist dir eigentlich klar, was sie mit den dort befindlichen Ressourcen anfangen könnten?«
    »Sie könnten die Singularitäten in Waffen verwandeln und jedes zivilisierte System in der Galaxis zerstören.«
    »Ganz recht.«
    Mastema nahm allen Mut zusammen und schaute zu dem sündhaft schönen Aliengesicht auf. Es schien jetzt heller zu glühen und warf einen schimmernden, bernsteinfarbenen Schein über die Gruft. »Was willst du?«
    »Ich verlange nichts, Magistrat. Ich biete alles.«
    »Du gibst niemals etwas, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Nenne mir deine Forderungen.«
    Milcom zögerte geraume Zeit, so als würde er überlegen, was er zugeben könne. Dann streckte er mit einer heftigen Bewegung eine leuchtende Hand zum unsichtbaren Himmel. Mastema sah einen wirbelnden Abgrund der Schwärze, der sich aus der Wand herausdrehte und die Bücher verdeckte. Ein Strom warmer Luft erfüllte den
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