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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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mit jedem Wort weiter herab. Tahn warf einen vorsichtigen Blick auf seinen eigenen Laderaum und rutschte sicherheitshalber ein Stück zur Seite, um die Klappe mit seinem breiten Rücken zu verdecken. Er war selbst schon zu oft das Objekt von Careys Zorn geworden, um besonderes Verlangen nach einer Wiederholung zu verspüren. Obwohl er dagegen ankämpfte, konnte er ein Lachen nicht unterdrücken. Carey drehte sich um und runzelte die Stirn. Cole unterdrückte sein Lächeln und tat so, als wäre er angelegentlich mit einer der leeren Kisten beschäftigt. Vögel zwitscherten in den Bäumen; ihr Gesang verband sich zu einer fröhlichen Symphonie.
    Carey entließ Samuals und Zimmern und kam zu Tahn herüber. Er erhob sich und blickte ihr ins Gesicht.
    »Na, du klingst ja schon viel fröhlicher«, bemerkte Carey. »Keine düsteren Vorahnungen mehr?«
    »Falls das eine subtile Frage nach meinem Befinden sein soll, muß ich gestehen, daß sich nichts geändert hat. Ich habe mich nur entschlossen, meine Befürchtungen nicht mehr so deutlich zu zeigen.«
    »Gut. Das letzte Mal, als du nach deiner Pistole gegriffen hast, hat sich die Hälfte meiner Mannschaft zu Boden geworfen und Deckung gesucht.«
    »Das kommt daher, daß deine charmante Art alle so nervös macht.«
    Carey grinste, lehnte sich neben ihn an den Jäger und stützte sich freundschaftlich mit dem Ellbogen auf seine Schulter. Das Licht der Dämmerung fiel durch die Blätter und verlieh ihrem Gesicht einen lavendelfarbenen Schimmer. Ihre Nähe dämpfte Tahns Befürchtungen. In den langen Jahren ständigen Kampfes hatte sie ihn nie im Stich gelassen. Ganz zu Anfang hatte er sich eine intimere Beziehung zu ihr gewünscht. Doch ein Captain der magistratischen Flotte pflegte seiner Stellvertreterin nicht den Hof zu machen – das hätte sich schlecht auf die Schiffsmoral ausgewirkt. Und inzwischen war es dafür längst zu spät. Er bezweifelte, daß es jemals Momente gab, in denen sie Jeremiel, ihren Ehemann, vergaß.
    Cole senkte den Blick und betrachtete die goldenen Blätter, die vom Wind herangetrieben wurden und sich neben seinen Stiefeln sammelten. In letzter Zeit hatte er oft über seine Freundschaft zu Carey nachgedacht. Über ihre Freundschaft und die gemeinsame Vergangenheit, die sie verband. Bei diesen Gelegenheiten sah er sich selbst in purpurner Uniform auf der Brücke eines Schiffes, das schon vor langer Zeit zerstört worden war. Und Carey saß vor ihm an der Navigationskonsole und fixierte ihn mit ihren kühlen, grünen Augen. Heute fragte er sich, weshalb sie so lange gebraucht hatten, um die Fesseln jener unseligen Existenz abzuschütteln. Seit sie die magistratische Flotte verlassen und sich dem gamantischen Untergrund angeschlossen hatten, waren sie ständig auf der Flucht gewesen, hatten sich versteckt, wo immer es möglich war, und in jeder Sekunde gefürchtet, man könnte sie ergreifen und den Schrecken einer Gehirnsondierung ausliefern.
    Carey schaute ihn fragend an. »Machst du dir Sorgen wegen Horeb? Bist du deshalb so nervös?«
    »Wahrscheinlich bin ich einfach nur müde.« Er trat spielerisch gegen ihren Stiefel und lachte, als sie den Tritt wesentlich kräftiger erwiderte.
    »Müde und besorgt wegen Horeb.«
    »Na schön«, gab er zu. »Ich mache mir Sorgen wegen Horeb. Der Planet ist regelrecht gespalten. Mikaels und Sybils Rebellenstreitkräfte verhungern praktisch in den Schützengräben, und unsere zusammengewürfelte Flotte ist viel zu schwach, um die vier Schlachtkreuzer anzugreifen, die auf Gouverneur Ornias’ Anweisung ständig über Horeb kreisen. Trotzdem unternehmen wir einen Rettungsversuch! Unter solchen Umständen muß man sich doch zwangsläufig Sorgen machen.«
    »Wir haben keine andere Wahl, Cole. Die Magistraten haben ihre Maßnahmen gegen die Gamanten verstärkt. Wir müssen unsere Leute von Horeb fortschaffen und nach Shyr bringen, sonst sind sie alle in ein paar Monaten tot.«
    Cole verfolgte den Flug eines weißen Vogels vor dem dunkler werdenden Himmel. Seine Flügel blitzten hellviolett auf, als er abschwenkte. Der Untergrund hatte zehn Jahre lang nach einem Planeten gesucht, auf dem die Überlebenden der gamantischen Zivilisation in Sicherheit leben konnten. Vor fast auf den Tag vier Jahren hatten sie heimlich damit begonnen, Saatgut und Nutzvieh, Werkzeuge und Waffen nach Shyr zu bringen, damit der Untergrund den von ihren vom Krieg zerstörten Welten Geretteten eine Heimat bieten konnte. Und nun war es an der
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