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Die Gabe des Commissario Ricciardi

Die Gabe des Commissario Ricciardi

Titel: Die Gabe des Commissario Ricciardi
Autoren: Maurizio de Giovanni
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komme mir vor, als würde ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen.
    Livia erschien Ricciardi wie ausgewechselt: Ihre Unterlippe zitterte, und man merkte, dass es sie furchtbar viel Kraft kostete, nicht zu weinen. Sie ballte die in schwarzen Samthandschuhen steckenden Hände zu Fäusten und fand zu ihrer normalen Stimme zurück:
    – Zweitens: Ich hätte wieder gehen können. Aber mir genügt es schon, einfach nur in derselben Stadt zu sein wie du. Für mich ist es ausreichend. Im Augenblick zumindest.
    Im Dunkeln glänzten ihre schwarzen Augen tränenfeucht.
    – Frohe Weihnachten, Ricciardi.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn.

    Die Beobachterin der Szene stand nun nicht mehr hinterm Fenster, sondern in einem Hauseingang. Aus den dunklen Wolken, die den ganzen Tag über dichter geworden waren, fiel, träge umherwirbelnd, eine Schneeflocke. Und dann noch eine und noch eine.
    Die Tür des Wagens öffnete sich. Es stieg ein Mann daraus aus, der auf das gegenüberliegende Haus zusteuerte. Das Auto fuhr wieder los.

    Während er mit den Schlüsseln hantierte, nahm Ricciardi hinter sich eine Bewegung wahr.
    Er drehte sich um und sah, erstarrt und erstaunt, Enrica auf sich zukommen.
    Aus ihrem Gang schien jedwede Unsicherheit verschwunden. Sie trug weder Mantel noch Hut. In ihren Haaren glitzerten Schneeflocken und ihre Augen hinter den beschlagenen Brillengläsern strahlten wie schwarze Sterne.
    Ricciardi war augenblicklich klar, dass sie gesehen haben musste, wie Livia ihn zum Abschied geküsst hatte. Er glaubte zu sterben. Sein Mund klappte geräuschvoll zu. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg, um sie nicht noch einmal zu verlieren.
    – Fräulein, ich … ich weiß nicht, was Sie denken, aber bitte glauben Sie mir: Dieses Auto …
    Enrica näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter. Sie blieb stehen, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn lange und leidenschaftlich.
    Dann drehte sie sich um und ging zurück ins Haus.
    Ricciardi blieb im immer dichter fallenden Schnee zurück, die Schlüssel noch in der Hand. In seiner Seele tobte ein Erdbeben.
    Die Stadt um ihn herum war eine einzige riesige Krippe.

Danksagung
    Ricciardi existiert, weil Francesco Pinto es so gewollt hat, weshalb der erste Dank wie immer ihm gebührt. Und er beschreitet, wie immer, die Wege, die Antonio Formicola und Michele Antonielli für ihn vorgezeichnet haben. Sein Umfeld, die Menschen, denen er begegnet, und die Atmosphäre, die ihn umgibt, entstanden mit hilfreicher und liebevoller Unterstützung von Annamaria Torroncelli und Stefania Negro.
    Die Informationen über die magische Welt der neapolitanischen Krippe verdankt Ricciardi dem außerordentlich fachkundigen Michele Nevola, der zu ihm durch Don Pierino gesprochen hat. Für Rosas Küche waren die präzisen Angaben der wunderbaren Sabrina Prisco von der Osteria Canali in Salerno unerlässlich.
    Dank auch den großartigen Geschwistern De Filippo, die das Vorverlegen der Premiere von Weihnachten im Hause Cupiello um ein paar Tage aufgrund erzählerischer Anforderungen verzeihen mögen.
    Der Autor muss noch einmal der wunderbaren Gruppe der Corpi Freddi danken, die so einsame Tätigkeiten wie das Schreiben und das Lesen zu einer fantastischen kollektiven Erfahrung macht: Ricciardis Herz schlägt für diese Jungs und kehrt, durch sie bereichert, noch tiefgründiger zurück.
    Das letzte Dankeschön geht an ein junges Mädchen, das Ende der dreißiger Jahre einer Stoffpuppe, die in seiner Vorstellung sein Kind war, seine Geschichten erzählte.
    Es sind diese Geschichten, Mama, die auch ich erzähle.
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