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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West
Autoren: Cat Patrick
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und legt die Hand auf ihre Brust, als wäre sie geschmeichelt.
    »Ja, danke!«, murmele ich und hoffe, dass ich wie ein typischer Teenager rüberkomme, dem nicht besonders viel an einem Vergleich mit der eigenen Mutter liegt. Die Wahrheit ist, dass Cassie zwar kaum eine eigene Persönlichkeit hat, aber ziemlich gut aussieht. Es macht mir deshalb nichts aus, wenn Leute sagen, dass ich ihr ähnlich bin.
    »Gern geschehen«, antwortet Hallo, ich bin Bess . »Was kann ich Ihnen bringen?«
    Ich bestelle einen Veggie-Burger und einen Schokoladen-Shake, Mason Kaffee und Tortillas und Cassie ein hartgekochtes Ei, trockenen Vollkorntoast und ein Stück Melone dazu.
    Bess notiert alles und entfernt sich dann. Fast zu schnell, um es inder Zeit frisch zubereitet zu haben, trägt sie wenig später das Essen auf kräftigen Armen herbei. Forsch stellt sie die Teller ab, schenkt Kaffee ein und holt ein Tütchen Ketchup aus der Schürzentasche.
    »Brauchen Sie noch etwas?«, fragt sie dann. Als wir alle drei mit dem Kopf schütteln, geht sie.
    Wir essen schweigend. Ich schlinge meinen Burger hinunter, als wäre es meine erste Mahlzeit überhaupt, und frage mich, ob die Wissenschaftler im Zentrallabor der Revive-Spritze außer dem Beruhigungsmittel noch etwas beigefügt haben, was den Stoffwechsel anregt. Mir ist bewusst, wie dumm der Gedanke ist, also behellige ich Mason nicht damit. Dennoch – es ist schon auffällig, dass Masons und Cassies Teller noch halb voll ist, während auf meinem nur noch ein wenig Salatgarnitur liegt.
    »Wieso eigentlich Omaha?«, frage ich, während sich Mason ein Stück Tortilla in den Mund schiebt. Ich beobachte, wie sich seine Kiefermuskeln bewegen, während er – absichtlich – langsam kaut. Nachdem er hinuntergeschluckt hat, antwortet er endlich: »Omaha ist eine seiner Lieblingsstädte.«
    Mason meint den führenden Kopf des Revive-Projekts. Weil er praktisch unsichtbar ist und dieses Programm kontrolliert, das Leute wieder zum Leben erweckt, hat er irgendwann den Spitznamen Gott bekommen.
    »Warum?«, frage ich.
    »Wahrscheinlich weil die Stadt so durchschnittlich ist. Nicht zu klein, nicht zu groß, selten geschieht dort etwas Aufsehenerregendes. Freundlich. Gutbürgerlich. Du weißt schon.«
    Ich verdrehe die Augen.
    »Alles in allem sollten wir dort ziemlich sicher sein. Wenn man davon ausgeht ...«
    »Wenn man wovon ausgeht?«, hake ich nach.
    Mason wirft einen prüfenden Blick auf die Nachbartische und antwortet dann leise: »Wenn man davon ausgeht, dass sonst nichts geschieht.«
    »Ich habe es nicht absichtlich getan, das weißt du«, sage ich kleinlaut.
    »Das machst du nie«, erwidert Mason und sieht mich eindringlich an. »Aber du hattest deinen EpiPen nicht bei dir.«
    »Ich habe ihn vergessen«, entgegne ich schnell.
    Auch wenn das nicht stimmt.
    Die Wahrheit ist, dass ich viel zu lange überlegt habe, was ich anziehen sollte, und dann nur noch fünf Minuten hatte, um meine Haare wenigstens ein bisschen zu stylen. Anschließend habe ich mich eilig auf den Weg zur Schule gemacht und auf halbem Weg fiel mir der EpiPen ein, der mir wahrscheinlich das Leben gerettet hätte. Ich hätte immer noch zurücklaufen können, aber aus irgendeinem Grund habe ich es nicht getan.
    Mason ist darin geschult zu erkennen, wenn jemand lügt, und verengt den Blick, während er mich weiterhin ansieht. Einen Moment fürchte ich, dass er nachhaken könnte, doch zum Glück geht er zum nächsten Thema über.
    »Daisy, ich denke, du solltest wissen, dass wir dich dieses Mal beinahe nicht zurückholen konnten.« Er spricht jetzt noch leiser als zuvor. Fast ist es, als würde er die Worte lediglich ausatmen. An seine direkte Art bin ich gewöhnt – Mason behandelt mich wie einen Geschäftspartner und nicht wie eine Tochter –, aber die Vorstellung, ich hätte dauerhaft tot sein können, befremdet mich doch.
    »War das Mittel nicht in Ordnung?«, frage ich.
    »Nein, damit war alles bestens«, antwortet Mason. »Aber mit ... dir nicht.«
    »Er hätte dich beinahe für tot erklärt«, meldet sich Cassie zu Wort.
    Fassungslos sehe ich erst sie und dann wieder Mason an. »Meint ihr das ernst?«, frage ich.
    »Es war schwierig«, bestätigt Mason. Kurz scheint in seinen grünen Augen so etwas wie Besorgnis aufzuflackern, doch dann ist sie wieder verschwunden.
    Nachdem ich einen Moment lang nachgedacht habe, komme ich zu einer ziemlich rationalen Schlussfolgerung.
    »Aber es hat geklappt, also ist alles in
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