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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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Blut und Dreck klebten darin. Und ich verströmte einen Geruch der Marke ›Tote Katze‹.
    Ich ging an ihnen vorbei in die Waffenkammer, nahm Boom Baby aus dem Glaskasten, schnappte mir noch eine Packung Silver-Hawk-Patronen und machte den Abgang.
    Wortlos ließen sie mich ziehen.
    Raphael hatte im Wagen auf mich gewartet – ein blut- und dreckbesudeltes Monster. Offenbar hatte sich eine Fliege in eine Stelle seines runden Ohres verguckt und so zuckte er unentwegt damit, um sie loszuwerden. Ich legte Boom Baby auf den Rücksitz und hängte mich hinters Steuer. Raphael gähnte und entblößte dabei ein rosa Maul voller spitzer Zähne. »Fette Wumme.«
    »Wo soll ich dich absetzen?«
    Das Hyänenmännchen leckte sich die Lippen. »Bei dir.«
    »Haha. Jetzt mal im Ernst, wo?«
    »Als wir gegen den Hund gekämpft haben, war dein Gesicht zu sehen, und auch, als wir Alex’ Schatten begegnet sind. Der Blutsauger hat dich angesehen, also weiß der Navigator jetzt wahrscheinlich, wer du bist. Ebenso wahrscheinlich ist, dass er dort in der Schlucht etwas Illegales treibt. Der Diebstahl von Leichen ist, soviel ich weiß, verboten.«
    Das Stehlen von Leichen war sogar äußerst verboten. Vor allem da die Magie neue und ungewöhnliche Dinge ermöglichte, nahmen die Gesetzeshüter den Diebstahl von Leichnamen sehr ernst. In Texas bekam man dafür mehr Zeit aufgebrummt als für bewaffneten Raubüberfall.
    Angesichts der abgelegenen Gegend und des elektrischen Zauns stand wohl zu befürchten, dass da nichts Gutes im Gange war. Wenn es sich um eine legale Einrichtung des Volkes gehandelt hätte, hätte sich uns ein menschlicher oder vampirischer Wächter zu erkennen gegeben. Aufgrund unseres Status als staatliche Ordnungskräfte kannten die Navigatoren alle Ritter des Ordens und wussten nur zu gut, dass wir ebenso beharrlich wie lästig sein konnten. Das Volk wäre mit mir in Kontakt getreten und hätte versucht, mich zu überzeugen, dass sie in nichts Illegales verwickelt waren, um mich schleunigst wieder loszuwerden.
    Dass sie es nicht getan hatten, konnte zweierlei bedeuten: Entweder war die Sache so dreckig, dass sich das Volk nicht offen dazu bekennen konnte, oder es hatte gar nichts damit zu tun. Letzteres bedeutete eine größere Gefahr für uns. Denn obgleich der Gedanke an das Volk bei mir Brechreiz auslöste, war es immerhin straff organisiert und im Großen und Ganzen gesetzestreu. Bislang jedenfalls. Nie würden sie eine Ritterin des Ordens angreifen, denn sonst müssten sie ja um ihr Ansehen in der Öffentlichkeit bangen. Aber ein einzelner skrupelloser Navigator hätte diese Bedenken nicht.
    Raphael war wohl zu einem ähnlichen Schluss gekommen. »Der Navigator wird versuchen, dich zum Schweigen zu bringen, bevor du irgendjemandem davon erzählen kannst. Wer weiß, vielleicht schmeißt du heute Nacht noch eine Blutsaugerparty. Also, wir gehen jetzt zu dir, holen das Nötigste und danach kommst du mit zu mir. Mich hat er nur in meiner Boudagestalt gesehen.«
    »Kommt gar nicht in Frage.«
    »Hast du solche Angst vor mir, dass du dich lieber von Vampiren zerfleischen lässt?«
    »Ich habe keine Angst vor dir.«
    Lächelnd bleckte er die Zähne. Mit diesen Hauern konnte er einer Kuh locker den Unterschenkelknochen durchbeißen. »Ich verspreche dir, dass ich meine Hände, Zunge und andere Körperteile bei mir behalte. Du riskierst dein Leben, wenn du zu Hause bleibst. Es ist schon spät und wir sind beide zu erledigt, um dem Volk heute noch einen Besuch abzustatten. Was riskierst du schon, wenn du mit mir kommst?«
    »Schreckliche Migräne durch deine Gegenwart.« Obwohl ich mir große Mühe gab, musste ich doch einräumen, dass seine Argumentationskette richtig war. Wasserdicht. Außerdem wollte ich wirklich gerne einmal seine Wohnung sehen. Ich brannte geradezu darauf.
    »Ich teile auch mein Aspirin mit dir«, versprach er.
    »Und damit hört das Teilen auch schon auf. Das ist mein Ernst, Raphael. Wenn irgendein Teil von dir ungefragt einen Teil von mir berührt, dann puste ich dir ein Loch in den Bauch.«
    »Kapiert.«
    Ich musste ungefähr zehn Minuten lang chanten, bevor der Jeep endlich ansprang. Mit seinem magiebetriebenen Wassermotor brachte es der Wagen während einer Magiewelle immerhin auf vierzig Meilen pro Stunde. Das war an sich zwar eine große magische Errungenschaft, nur leider war die nicht ohne Begleiterscheinungen zu haben. Wie alle magiebetriebenen Fahrzeuge machte der Jeep Geräusche, allerdings
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