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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen
Autoren: Lisa Gardner
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krauste die Stirn und warf einen irritierten Blick über die Schulter zurück auf Jorge, Benny und Jimmy, die wieder außer Rand und Band waren. Unterstützt von Ed, hatte sie die drei hyperaktiven Jungen halbwegs ruhigstellen können, war aber ziemlich fertig mit den Nerven.
    Sie fasste zusammen: «Evan, seine Mutter, Danielle und Andrew sind also alle im Laufe der vergangenen zwei Stunden aus dem Krankenhaus verschwunden. Haben Sie mit den Pflegern gesprochen, die Andrew auf die Intensivstation gebracht haben?», fragte sie Greg.
    «Victor und Noam», antwortete Greg. «Sie sagten, sein Zustand habe sich schon im Fahrstuhl gebessert. Auf der Intensivstation haben sie ihn kurz aus den Augen gelassen, weil sie ein paar Formalitäten erledigen mussten. Als die Schwester kam, um ihm ein Medikament zu geben, war Lightfoot verschwunden. Der Sicherheitsdienst wurde verständigt, konnte ihn aber nirgends ausfindig machen.»
    «Sicherheitsdienst», sagte D. D. «Überwachungskameras. Wir brauchen die Aufzeichnungen.»
    Alex nickte, schaute aber auf seine Uhr. Die Aufzeichnungen anzufordern und zu sichten würde Stunden dauern. Und in der Zwischenzeit …
    «Andrew stellt eine Szene nach und folgt dabei einem Plan, den nur er versteht. Wenn er Evan und Evans Mutter entführt hat, wird er jetzt die Bühne für sie bereiten.»
    «Auf seiner Yacht», spekulierte D. D. «Da ist er ungestört.»
    «Das glaube ich eher nicht. Er braucht eine häusliche Szenerie.»
    «In seinem Strandhaus?» Das kam ihr wenig plausibel vor. Lightfoots Domizil war ein architektonisches Kunstwerk und kein Vorstadtidyll.
    «Vielleicht im Haus der Olivers», schlug Greg vor. «Evan und seine Mom wohnen in Cambridge, keine fünfzehn Minuten von hier entfernt. Andrew weiß, wo; er hat für sie gearbeitet.»
    «Natürlich! Komm», sagte D. D. zu Alex, «nichts wie hin. Ich rufe unterwegs Verstärkung.»
    Sie setzten sich in Bewegung, doch Greg hielt sie auf. «Ich kann leider nicht mitkommen», sagte er mit einer Kopfbewegung in Richtung der lärmenden Kinder. «Bitte finden Sie Danielle und bringen Sie sie in Sicherheit. Zurück zu uns. Sie … sie bedeutet mir viel.»
    «Geben Sie uns ein oder zwei Stunden», entgegnete D. D. «Dann können Sie ihr das hoffentlich persönlich sagen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    45 . Kapitel
    Danielle
     
    «Es ist dunkel.»
    «Ja, mein Kleiner. Das liegt daran, dass der Strom aus ist. Ich heiße Danielle, Evan. Wir haben uns gestern Abend gesehen. Ich bin eine Freundin von Greg.»
    Ich ging zu ihm ins Zimmer und war auf der Hut. Victoria glaubte zwar, dass sich Lightfoot im Parterre aufhielt, aber sicher konnten wir uns nicht sein. Sie wollte Michael befreien, um Verstärkung gegen Lightfoot zu haben. Währenddessen sollte ich Evan ausfragen und sein Gebrabbel auf nützliche Hinweise abklopfen. Einen Engel mobilisieren, um eine Pistole zu finden. Was weiß ich?
    «Es ist dunkel», wiederholte Evan eher bockig als ängstlich. Ich stand jetzt vor seinem Bett und sah, dass er auf der Seite lag, an Händen und Füßen mit Kabelbindern gefesselt.
    «Ich kann dich befreien», sagte ich. «Hast du hier irgendwo eine Schere?»
    «Scharfe Sachen darf ich nicht haben», antwortete der Junge.
    Verständlich. Weil ich nicht weiterwusste, setzte ich mich vorsichtig auf die Bettkante und suchte im Dämmerlicht nach seinem Gesicht.
    «Es ist dunkel», stellte er zum dritten Mal fest.
    «Die Sonne wird gleich aufgehen.»
    Er schüttelte den Kopf. «Davon hast du nichts.»
    Ich fragte mich, ob er etwas von Andrews Plänen wusste. Ob der versucht hatte, ihn auf seine Seite zu ziehen. Vielleicht war es gut, dass sich Evan nicht frei bewegen konnte. Dem Jungen war alles zuzutrauen.
    «Ich weiß von deiner Mom, dass Andrew mit dir arbeitet», begann ich. «Sie sagt, er bringt dir bei, wie man die Energien ringsum kontrollieren kann.»
    «Es ist dunkel», insistierte der Junge. «Man muss lernen, das Dunkel zu beherrschen.»
    «Das Dunkel? Sind das die negativen Energien?»
    «Sie sind überall.»
    «Ja, aber der Strom ist ausgeschaltet.»
    «Nein,
du
bist voll davon.»
    Es dauerte eine Weile, bis ich endlich kapierte. Evan bezog sich nicht auf den Mangel an Beleuchtung, sondern auf mich. Anscheinend sah er in mir die Quelle negativer Energie, ein schwarzes Loch gewissermaßen.
    «Evan, kannst du mir verraten, wie man gegen das Dunkel ankommt?»
    «Mach die Augen zu», antwortete er. «Stell dir weißes Licht vor und sieben Engel, die
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